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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Tür, um sich zu überzeugen, daß sie zu sei.
    Er schien fest zu glauben, daß er sich ganz allein hier befinde. Zunächst setzte er sich auf die Bank; doch ließ ihm die Erwartung keine Ruhe. Er stand sehr bald wieder auf und begann, hin und her zu schreiten.
    Nach einer Weile hörten die beiden Lauscher, daß er einen leisen, befriedigenden Ruf ausstieß. Der Baron von Gulijan schien zu kommen.
    Sie vernahmen die Schritte desselben. Er hatte den Dieb stehen sehen und sagte, als er in das Häuschen trat: „Sapperment, Salek, Sie sind hier! Das hatte ich nicht erwartet, daß es so schnell gehen werde.“
    „So! Wissen Sie denn, daß es geglückt ist?“
    „Ja, denn sonst wären Sie nicht hier.“
    „Hm! Sie sind ein scharfsinniger Mann.“
    „Pah! Haben Sie sich überzeugt, daß wir allein sind?“
    „Ja. Sie haben doch auch niemanden gesehen?“
    „Nein. Also, reden Sie! Wie steht es?“
    „Sehr gut. Ich habe die Papiere.“
    „Prächtig! Zeigen Sie her!“
    Das klang hastig und erwartungsvoll.
    „Halt!“ antwortete Salek. „So schnell geht das nicht. Haben Sie auch das Geld mit?“
    „Ja.“
    „Die volle Hälfte von fünfundzwanzigtausend Gulden?“
    „Natürlich. Wollen Sie es etwa gleich haben?“
    „Das versteht sich!“
    „Erst muß ich mich überzeugen, ob es auch wirklich die betreffenden Papiere sind.“
    „Sie sind es. Sehen Sie es sich an.“
    Man hörte Papier knistern und rauschen. Sodann erklang Gulijans Stimme:
    „Ja, sie sind es. Gott sei Dank! Ich stecke sie gleich ein.“
    „Aber bitte, mein Geld!“
    „Ich zähle es Ihnen hier auf die Bank.“
    Die Lauscher hörten, daß er die Summe aufzählte. Salek steckte sie ein und sagte dann:
    „Soweit sind wir fertig. Nun noch Ihre Unterschrift für die zweite Hälfte des Geldes!“
    „Ist das wirklich nötig?“
    „Ja.“
    „Ich halte es für sehr überflüssig.“
    „Ich aber nicht. Sie sind gestern auf diesen Punkt eingegangen, und ich fordere, daß Sie Ihr Wort halten.“
    „Und wenn ich mich nun weigere!“
    „So geben Sie die Papiere wieder her!“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Hm! Sie verursachen sich Unbequemlichkeiten. Sie geben entweder Ihre Unterschrift oder liefern mir die Papiere zurück. Oder wollen Sie es auf eine Gewalttätigkeit ankommen lassen? Ich bin bewaffnet.“
    Er schien ein Messer aus der Tasche zu ziehen, denn der Baron von Gulijan rief:
    „Sind Sie des Teufels! Gar ein Dolch!“
    „Wie Sie sehen!“
    „Wollen Sie mich etwa ermorden?“
    „Ich bin entschlossen, mir zu meinem Eigentum zu verhelfen. In welcher Weise ich das tun muß, das kommt auf Ihr Verhalten an.“
    „Sie sind ein niederträchtiger Kerl!“
    „O nein. Ich liebe es nur nicht, mich betrügen zu lassen. Also, entscheiden Sie sich!“
    Jedenfalls hatte er eine sehr drohende Haltung angenommen, denn Gulijan meinte kleinlaut:
    „Was soll ich denn unterschreiben?“
    „Folgendes. Hören Sie!“
    Erlas:
    „Ich, Terzky, Baron von Gulijan, bekenne hiermit, daß der Inhaber dieser Zeilen dem wirklichen Baron Curty von Gulijan, genannt Fex, die unten verzeichneten Papiere auf meine Aufforderung hin gestohlen und mir für fünfzigtausend Gulden verkauft hat. Die Hälfte dieser Summe hat er sofort erhalten; die andere Hälfte bezahle ich ihm, wenn ich den bezüglichen Erbschaftsprozeß gewonnen habe, so daß sämtliche Besitztümer der Familie Gulijan in meine Hand übergehen.“
    Hierauf folgte das Datum und die Aufzählung der Papiere, welche Salek gestohlen hatte.
    „Und das, das soll ich unterschreiben!“ rief der Baron.
    „Sie haben es versprochen.“
    „Diese Zeilen sind für mich gefährlich.“
    „Für mich auch.“
    „Können Sie ihnen nicht eine andere Fassung geben?“
    „Nein. Ich habe sie bereits mild genug gehalten. Machen wir es kurz. Wollen Sie, oder wollen Sie nicht?“
    „Ich möchte nicht.“
    „Dann heraus mit den Papieren!“
    „Mensch! Sie sind ja der reine Räuberhauptmann!“
    „Sie sind nichts Besseres!“
    „Es gibt ja hier nicht einmal Tinte!“
    „Da irren Sie sich. Ich habe nicht nur Feder und Tinte mit, sondern auch Streichhölzer und Siegellack, damit Sie Ihr Wappen drunter setzen können.“
    „Hol Sie der Teufel! Meinen Sie denn, ich schlepp mein Petschaft überall mit in der Welt herum?“
    „Ja. Sie haben einen Siegelring.“
    Darauf wollte Gulijan nicht eingehen. Salek aber ging nicht von seiner Bedingung ab, und so sah der erstere sich gezwungen, zu unterzeichnen und auch zu

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