72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
ist, was für eine große, berühmte und gefeierte Künstlerin, das wirst schon noch merken, wannst so dumm gewest bist, es noch nicht zu merken. Jetzt sind wir fertig, du mit mir und ich mit dir. Von einem Menschen, der sich ein solches Geldl verdient wie du und dennoch seine armen Elternleut hungern läßt, von so einem mag ich nix wissen. Die Leni hat sie ernährt und wird auch fernerhin für sie sorgen. Du bist ein Lump worden, und es ist gar nicht zu verwundern, daßt dir eine Braut anschafft hast, die auch nix besseres ist als du!“
„Anton, wirf ihn hinaus!“ rief die Tänzerin.
Der Sänger ballte die Fäuste und trat drohend auf den Sepp zu. Dieser aber sagte lachend:
„Rühr mich doch mal an! Vor dir furcht ich mich noch lange nicht. Das weißt ganz genau. Meine Knochen und Nerven sind besser als die deinigen, die du dir durch das liederliche Leben verdorben hast.“
„Ah, mir das, mir!“ zischte Anton. „Wenn ich will, so schlage ich dich zu Brei. Aber ich will meine Hände gar nicht mit dir verunreinigen. Wenn du nicht augenblicklich gehst, so schicke ich nach der Polizei!“
„Schick doch nach ihr!“ antwortete Sepp.
Da eilte Anton nach der Vorzimmertür, öffnete dieselbe und rief der sich draußen befindlichen Zofe zu:
„Eilen Sie, einen Schutzwachmann zu holen! Er soll hier diesen Menschen arretieren!“
Der Beamte befand sich noch draußen. Er trat sofort herein, zog die Tür hinter sich zu und sagte:
„Da kann ich dienen. Ich bin Polizist.“
„Sie?“ fragte der Sänger. „Das ist ein sehr günstiger Zufall. Was führt Sie herbei?“
„Eine kleine Angelegenheit, welche ich mit Fräulein Valeska zu ordnen habe. Das kann aber noch warten, da Sie vorher um meinen Schutz gebeten haben.“
„Ja, ich ersuche Sie, diesen alten Mann sofort zu arretieren.“
„Warum?“
„Er hat uns beleidigt.“
„Wodurch?“
„Er nannte mich einen Lump und sagte, daß Fräulein Valeska auch nichts anderes sei. Ich bin der Sänger Criquolini – wenn Sie mich noch nicht kennen.“
Der Polizist ließ ein vertrauliches Lächeln sehen und antwortete:
„Was diesen alten, braven Herrn betrifft, so wird es sich gleich aufklären, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Wer Sie sind, das weiß ich. Auch Sie werden mich wohl kennen.“
„Habe nicht das Vergnügen.“
„Nicht? Besinnen Sie sich! Wir haben uns doch bereits miteinander unterhalten.“
„Wann denn?“
„In letzter Nacht.“
„Sie scherzen!“
„O nein. Ich war in Ihrer Wohnung, um Ihnen zu sagen, daß dieselbe nicht verschlossen sei.“
„Das war ja ein Nachtwächter!“
„Ich war es, allerdings als Nachtwächter verkleidet. Sie hatten sich, wie es scheint, ein kleines Räuschchen angetrunken?“
„Möglich!“
„Hatten Sie Gesellschaft bei sich gehabt?“
„Ja.“
„Wen?“
Dem Sänger kam es sonderbar vor, so ausgefragt zu werden. Er nahm sofort einen rückhaltenden Ton an und erkundigte sich:
„Warum wollen Sie das wissen?“
„Weil ich ein Interesse daran habe.“
„Ein persönliches?“
„Nein, sondern ein amtliches. Ich muß wissen, wer bei Ihnen sich befunden hat.“
„Sie müssen? Donnerwetter! Und wenn ich mich nun weigere, Ihre Fragen zu beantworten?“
„So zwingen Sie mich, Sie zu arretieren. In der Zelle werden Sie sich dann eines besseren besinnen.“
Anton fuhr mehr zornig als erschrocken zurück.
„Herr, Sie sprechen mit einem Künstler!“ rief er aus.
„Das weiß ich; aber auch die Herren Künstler stehen unter dem Gesetz. Ich muß Sie allen Ernstes ersuchen, mir zu antworten.“
„Alle Teufel! Beweisen Sie mir erst, daß Sie in Wirklichkeit ein Polizeibeamter sind!“
„Sehr gern. Hier haben Sie den Beweis. Und außerdem ist auch dieser Herr imstande, mich zu legitimieren.“
Er deutete bei diesen Worten auf den Sepp und zeigte zu gleicher Zeit die Polizeimedaille vor.
„Es stimmt“, sagte Anton. „Aber warum fragen Sie mich aus? Ist etwas passiert?“
„Ja.“
„Was denn?“
„Davon später! Also jetzt hoffe ich, daß Sie sich nicht länger weigern werden, mir zu antworten. Wer waren gestern abend Ihre Gäste?“
„Herr von Stubbenau und –“
„Anton!“ rief die Tänzerin, ihn unterbrechend.
Es ging eine Ahnung in ihr auf, daß die Anwesenheit des Polizisten zu dem verübten Einbruch in Beziehung stehe. Sie sank auf das Sofa und war blasser geworden als vorher.
„Was willst du?“ fragte er.
„Ist nicht Herr von Stubbenau ganz allein bei
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