72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
auf und rief, unbekümmert um die Menschenmenge, welche ihn staunend betrachtete:
„Weiß Gott, der Schulmeistern derkennt mich sofort! Nein, wie mich das gefreut! Meine Visagen muß doch eine wunderbar gute und junggebliebene sein. Grüß Gott auch, Elefanten-Hans! Was tut ihr denn hier in Triest?“
„Wir kommen aus Ägypten.“
„Das trifft sich fein! Wie lang bleibt ihr hier?“
„So lange es uns gefällt.“
„Ich auch für einige Tage. Das ist schön! Das ist fein! Habt ihr denn hier auch schon was trunken?“
„Und ob!“
„So seid ihr allbereits bekannt. Zeigt mir doch gleich mal, wo ein Bier zu finden ist, aber nicht so ein wässeriges österreichisches, sondern ein kerniges aus dem lieben Bayernlandl daheim. Mir ist's, seit ich daheim fort bin, als ob ich lauter Hausschwamm im Magen hätt. Das echte Bierl hat mir fehlt.“
„Da komm nur mit“, meinte Johannes. „Gar nicht weit von hier haben wir gestern eins trunken; das ist gar brav gewest.“
„Ja, kommt! Jetzund wird's dem Sepp erst wieder wohl in der noblen Hofmontur!“
Nun, da sie den Menschenstrom hinter sich hatten, konnten sie den Alten erst recht betrachten.
„Donnerwetter“ sagte Max. „Fein siehst du aus! Grad wie ein Kammerherr oder Zeremonienmeistern.“
„Bin auch so was!“
„Wirklich?“
„Ja. Ich soll's nicht verraten, und kein Mensch darf es wissen. Aber ihr tätet ihn doch sogleich erkennen, und darum will ich es euch gern sagen.“
Und in gedämpfterem Ton fügte er hinzu:
„Unser König kommt.“
„Was!“ riefen beide. „Der König!“
„Haltet die Mäulern, ihr Brüllaffen! Es kann ja ein jeder vernehmen, was ihr da schreit. Freilich kommt er.“
„Was will er denn hier?“
„Was Gutes.“
„Ja, was denn?“
„Das geht euch gar nix an. Verstanden!“
„Oho! Wir werden's doch derfahren.“
„Von ihm selbst wohl?“
„Nein, sondern von dir.“
„Fällt mir gar nicht eini!“
„Oh, dir tät's das Herz abdrucken, wannst's deinen guten Freunden nicht anvertrauen dürftest. Dich kennt man schon!“
„So! Kennt ihr mich?“
„Ja, schon sehr gut. Aber, Sepp, wie geht's denn grad jetzt daheim?“
„Das sollt ihr hören, aber nicht eher, als bis ich einen Schluck tan hab, von dem der Inn samt der ganzen Isar leer wird, Herrgottsakra, hab ich heut einen Durst. Macht schnell!“
„Hast gar nimmer weit zu gehen. Dort um die Eck; dann steht es da.“
„Wann's nur nicht indessen fortlaufen tut. Das könnt mich sehr gereun. Wo wohnt ihr denn hier?“
„In der Locanda grande.“
„Ein italienischer Name, ist's da gut?“
„Wir sind zufrieden. Willst mit?“
„Nein; ich darf nicht. Ich muß im Hotel Europa wohnen, da an der Piazza Caserma, weil dort der Herr Ludwigen absteigen will. Da hab ich die Zimmern zu bestellen. Na, hier ist die Eck. Und nun wird wohl auch bald die Bierschenk zu sehen sein.“
Sie traten, hocherfreut über dieses unerwartete Zusammentreffen und in bester Laune in die Restauration.
Dort gab es zur größten Freude des Sepp ein wirklich echtes und bayerisches Bier, wovon der durstige Alte gleich zwei Gläser austrank. Erst als er das dritte erhielt, begann er, langsam und gemächlich zu trinken.
Das Lokal war groß, und die Tische standen so weit auseinander, daß man sich ganz ungeniert unterhalten konnte, ohne befürchten zu müssen, an anderen Plätzen gehört zu werden.
„So!“ meinte der Sepp, indem er das Glas wohlgefällig absetzte. „Das war doch wieder mal ein guter Trunk. Nun wird mir's besser im Leib und auch in der Seelen. Nun geht das Plaudern gut, und wir können uns verzählen, was wir inzwischen derlebt haben.“
„Da wirst wohl du beginnen müssen“, antwortete Max. „Für uns ist es natürlich interessanter, zu erfahren, was in der Heimat geschehen ist, als für dich, zu wissen, was wir draußen getan haben.“
„Ja, da gibt's halt so viel zu berichten, daß ich fast gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Am besten ist's, du sagtst mir, was du wissen willst.“
„Nun, zunächst möcht ich hören, wie es denen guten Freunden ergeht, vor allen Dingen dem Fex.“
„Du, dem ergeht es halt sehr gut; ich glaub, der ist schon jetzund fast ein gemachter Mann.“
„Wann hast mit ihm zum letzten Mal sprochen?“
„Vorgestern, bevor ich von Wien abgereist bin.“
„So warst also in der Kreisstadt?“
„Ja. Ich hab dort einiges tun müssen, was ich wohl später verzählen werd und mußt dort auch auf den König
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