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72 Tage in der Hoelle

72 Tage in der Hoelle

Titel: 72 Tage in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nando Parrado , Vince Rause , Sebastian Vogel
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reicht nicht mehr lange.«
    »Wir müssen nach Westen gehen«, sagte ich. »Vielleicht ist es unmöglich, über die Berge zu kommen, aber es ist unsere einzige Chance. Und wir müssen so bald wie möglich aufbrechen.«
    »Denkt Roberto das auch?«
    »Ich weiß nicht, was er denkt«, erwiderte ich. »Ihr kennt doch Roberto. Der macht, was er will.«
    »Wenn er sich weigert, komme ich mit dir«, erklärte Fito.
    Ich lächelte ihn gerührt an. »Das ist sehr tapfer von dir«, sagte ich, »aber mit deiner wunden Stelle am Arsch kannst du keine fünf Meter weit laufen. Nein, wir müssen Roberto überzeugen, dass wir nach Westen gehen müssen, und zwar sehr bald.«
    Tintin und ich blieben zwei Tage bei dem Flugzeugrumpf und gruben im Schnee nach Leichen. Als wir das Gesuchte gefunden hatten, schnitten Fito und seine Cousins für uns das Fleisch ab, und nachdem wir uns eine Zeit lang ausgeruht hatten, wanderten wir erneut den Gletscher hinunter. Am späten Vormittag waren wir wieder bei Roy und Roberto. Die beiden mühten sich immer noch mit dem Funkgerät ab. Sie waren der Meinung, sie hätten alle Anschlüsse richtig hergestellt, aber als sie den Strom einschalteten, hörten sie nur ein Rauschen. Die Antenne war bei dem Absturz beschädigt worden, und Roy glaubte, dass es an ihr lag, dass das Ganze nicht funktionierte; also baute er aus Kupferdrähten, die er aus den elektrischen Schaltkreisen des Flugzeugschwanzes ausgebaut hatte, eine neue. Roy und Roberto schlossen die neue Antenne an das Funkgerät an und legten die langen Kupferdrähte im Schnee aus. Es funktionierte nicht besser. Roy klemmte die Antenne wieder ab und verband sie mit dem kleinen Transistorradio, das er mitgebracht hatte. Dieses empfing mit der langen Antenne ein starkes Signal. Roy stellte einen Sender mit Musik nach unserem Geschmack ein und ging wieder an die Arbeit. Wenige Augenblicke später wurde die Musik von Nachrichten unterbrochen, und zu unserer Überraschung erfuhren wir, die uruguayische Luftwaffe werde eine Douglas C-47 mit Spezialausrüstung schicken, die nach uns suchen sollte.
    Als Roy die Nachricht hörte, brüllte er vor Freude. Roberto wandte sich mit einem breiten Lächeln zu mir.
    »Hast du gehört, Nando? Sie suchen nach uns.«
    »Macht euch nur nicht zu viel Hoffnungen«, erwiderte ich. »Denkt daran, was Gustavo gesagt hat. Vom Berg aus ist die Fairchild nur ein kleiner Punkt auf dem Gletscher.«
    »Aber das ist ein Flugzeug mit Spezialausrüstung«, sagte Roberto.
    »Und die Anden sind riesig«, antwortete ich. »Sie wissen nicht, wo wir sind. Selbst wenn sie uns irgendwann finden, kann das noch Monate dauern.«
    »Wir müssen ihnen ein Zeichen geben«, sagte Roberto, ohne auf meinen skeptischen Blick zu achten.Wenige Minuten später ließ er uns Koffer einsammeln und im Schnee in Form eines großen Kreuzes auslegen.
    Als wir damit fertig waren, erkundigte ich mich bei Roberto nach dem Funkgerät.
    »Ich glaube nicht, dass wir es reparieren können«, sagte er. »Wir sollten wieder zum Flugzeug gehen.«
    »Und uns darauf vorbereiten, nach Westen zu wandern, wie wir es ausgemacht haben«, fügte ich hinzu.
    Roberto nickte geistesabwesend und ging daran, seine Sachen zusammenzupacken. Als ich meine eigene Ausrüstung einsammelte, kam Tintin zu mir. In der Hand hatte er ein kleines rechteckiges Stück Isolierstoff, das er aus dem Wrack geholt hatte. »Das Zeug ist da drin um alle Rohrleitungen gewickelt«, sagte er. »Irgendwie müssten wir das doch nutzen können.«
    Ich befühlte das Material zwischen den Fingern. Es war leicht und fest, innen flauschig und außen mit einem kräftigen, glatten Stoffüberzug. »Vielleicht können wir damit unsere Kleidung füttern«, sagte ich. »Sieht aus, als könnte es uns wärmen.«
    Tintin nickte, und wir gingen in das Wrack. Wenig später hatten wir das Isoliermaterial von den Rohrleitungen gerissen und in unsere Rucksäcke gestopft. Während wir damit beschäftigt waren, hörten wir draußen ein Getöse, und als wir nachsahen, zertrat Roy mit den Füßen wütend das Funkgerät.
    »Er sollte sich seine Kräfte sparen«, sagte ich zu Tintin. »Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend.«
    Am späten Vormittag setzten wir uns bergauf in Bewegung. Bei unserem Aufbruch war der Himmel bedeckt und die Wolken hingen tief, aber es herrschten milde Temperaturen und ruhiges Wetter. Roberto und Tintin gingen voraus, Roy stolperte hinter mir her.Wie zuvor war der Aufstieg durch den knietiefen Schnee

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