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72 Tage in der Hoelle

72 Tage in der Hoelle

Titel: 72 Tage in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nando Parrado , Vince Rause , Sebastian Vogel
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eines weiß ich: Wenn ich morgen sterbe, waren es trotzdem großartige Jahre.«
    Ich lachte. »Genau das hat Panchito immer gesagt. Und er hat nach diesem Motto gelebt. Er war furchtlos und wagemutig. Immer hat er gedacht, dass alles so geht, wie er es sich vorstellt. Und meistens war es auch so.«
    »Dafür war er bekannt«, sagte Numa. »Wie alt war er?«
    »Erst achtzehn. Aber er hat so viel erlebt, so viele Abenteuer durchgestanden, und macho , so viele schöne Mädchen geliebt.«
    »Vielleicht hat Gott ihn deshalb zu sich genommen«, meinte Numa. »Damit für uns andere noch ein paar Mädchen übrig bleiben.«
    »Für dich wird es noch jede Menge Mädchen geben, Numa«, erwiderte ich. »Aber zuerst einmal musst du essen und am Leben bleiben. Ich will, dass du am Leben bleibst.«
    Numa lächelte und nickte. »Ich werd’s versuchen«, sagte er. Als die anderen ihm später jedoch ein wenig Fleisch brachten, sah ich, wie er abwinkte.
    Am nächsten Morgen um acht Uhr brachen wir auf. Wir kamen bergab gut voran. Als wir uns dem Schwanz näherten, bemerkte ich im Schnee eine Ledertasche und erkannte darin sofort die Kosmetiktasche meiner Mutter. Darin fand ich einen Lippenstift, mit dem ich meine Lippen vor der Sonne schützen konnte, ein paar Süßigkeiten und ein kleines Nähzeug. Ich verstaute alles in unseren Rucksäcken und ging weiter. Knapp zwei Stunden nachdem wir uns bei der Fairchild auf den Weg gemacht hatten, waren wir wieder beim hinteren Wrackteil.
    An diesem ersten Tag ruhten wir uns aus. Am nächsten Morgen fingen Roy und Roberto an, sich mit dem Funkgerät zu beschäftigen. Sie gaben sich große Mühe und versuchten, die richtigen Anschlüsse mit der Batterie zu verbinden. Aber sie kamen nur durch Herumprobieren weiter, und gerade als es aussah, als würden sie Fortschritte machen, blitzten und zischten die Drähte, und wir hörten einen lauten Knall. Roberto fluchte und fuhr Roy an, er solle vorsichtiger sein. Dann begannen sie wieder von vorn.
    Tagsüber herrschten jetzt mildere Temperaturen, und der Schnee rund um das Wrack taute schnell. Koffer, die noch Tage zuvor bei unserem ersten Besuch unter Schnee und Eis begraben gewesen waren, konnte man jetzt deutlich sehen. Während Roberto und Roy an dem Funkgerät arbeiteten, durchsuchten Tintin und ich die Koffer, die rund um den Flugzeugschwanz verstreut waren. In einer Tasche fanden wir zwei Flaschen Rum. Wir öffneten eine davon und nahmen ein paar Schlucke.
    »Die andere heben wir auf«, sagte ich. »Die können wir beim Klettern noch gut gebrauchen.«
    Tintin nickte.Wir wussten beide, dass das Funkgerät nie funktionieren würde, aber Roberto und Roy machten sich immer noch mit wilder Entschlossenheit daran zu schaffen. Den ganzen Nachmittag und auch am nächsten Morgen bastelten sie herum. Ich wollte nichts wie weg von hier und die Klettertour in Angriff nehmen.
    »Wie lange noch, was meinst du?«, erkundigte ich mich bei Roberto.
    Er sah mich irritiert an. »Es dauert so lange, wie es dauert«, knurrte er.
    »Langsam geht uns das Essen aus«, sagte ich. »Ich denke,Tintin und ich sollten zurückgehen und noch etwas holen.«
    »Das ist eine gute Idee«, erwiderte er. »Wir arbeiten hier weiter.«
    Tintin und ich packten unsere Sachen, und Minuten später stiegen wir wieder das Tal hinauf in Richtung der Fairchild.Wieder einmal war ich verblüfft, dass der Aufstieg an diesen Abhängen so viel schwieriger war als der Abstieg. Stundenlang schleppten wir uns vorwärts, blieben häufig stehen, um zu Atem zu kommen, und am späten Nachmittag hatten wir schließlich das Flugzeug erreicht. Wieder wurden wir mürrisch begrüßt, und ich konnte nicht übersehen, dass die anderen noch schwächer und teilnahmsloser waren als bei unserem Abmarsch.
    »Wir sind gekommen, um noch etwas Fleisch zu holen«, sagte ich. »Mit dem Funkgerät dauert es länger als erwartet.«
    Fito runzelte die Stirn. »Langsam wird das Essen knapp«, sagte er. »Wir haben überall nach den Leichen gesucht, die wir durch die Lawine verloren haben, aber der Schnee ist so tief, und wir sind so müde. Wir sind sogar mehrmals die Abhänge hinaufgestiegen und haben die Leichen geholt, die Gustavo beim Klettern entdeckt hat.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Tintin und ich werden graben.«
    »Wie klappt es mit dem Funkgerät?«
    »Nicht gut«, erwiderte ich. »Ich glaube nicht, dass sie es hinkriegen.«
    »Die Zeit läuft uns davon«, sagte Fito. »Wir sind alle sehr schwach. Das Essen

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