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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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melden, damit dieser die Begrüßung nicht verfehle.
    Der Reiter, welchen er meinte, kam ihnen in scharfem Trab entgegen. Es war eine breite, nicht zu hohe, aber massive Gestalt, an welcher der nicht mehr zu junge Schimmel gerade genug zu tragen hatten. Dicht vor ihnen parierte er mitten auf dem Weg das Pferd, so daß auch Baldrian zum Halten gezwungen war.
    „Holla, wer ist das?“ rief er. „Das ist ja der Goliath mit dem Studenten, der in die weite Welt gegangen ist, weil ihn zu Hause niemand gern leiden mag! Fahrt seitwärts ab, damit anständige Leute vorüber können!“
    „Ihr könnt uns eher ausweichen als wir Euch, Feldbauer“, meinte der Knecht. „Reitet ab!“
    „Ich euch, Grünschnabel? Fällt mir gar nicht ein! Marsch auf die Seite, sonst helfe ich nach!“
    Als Baldrian keine Miene machte, dem Gebot zu folgen, bekam der Schimmel die Sporen; der Reiter hielt im nächsten Augenblick neben dem Wagen und zog dem Knecht mit der Peitsche einen kräftigen Hieb über das Gesicht.
    „So, Halunke, da hast, was du brauchst, um ein andermal zu wissen, wer Meister ist, du oder ich!“
    „Was ist das, Feldbauer?“ fragte der Blinde. „Du wagst es, mein Gesinde zu schlagen! Könnte ich sehen, so wollte ich dir schon heimleuchten!“
    „Du mir heimleuchten? Denkst vielleicht, ich fürchte mich vor dir? Da hast den Hieb grad so wie der Knecht!“
    Der Feldbauer holte aus zum Schlage, kam aber nicht dazu. Mit einem gedankenschnellen Sprung war Frieder aus dem Wagen und griff dem Schimmel in die Nüstern, daß er vorn emporstieg, und zwar so kerzengerade, daß der Reiter zu Boden fiel. Sofort kniete der junge Mann auf diesem, entriß ihm die Peitsche und bearbeitete ihn mit derselben scheinbar so mühelos, als habe er einen Schulknaben unter sich liegen.
    „Frieder, Frieder, was machst du!“ rief der Blinde angstvoll, welcher nicht anders glaubte, als daß die hörbaren Schläge dem Sohn galten.
    „Ich lehr' ihn Achtung vor den Bachbauern, Vater. Habe keine Sorge um mich!“ antwortete dieser.
    Der Feldbauer strengte seine ganze Kraft an, sich emporzubäumen und den Gegner abzuwerfen; es gelang ihm nicht. Die tatendurstige Erbitterung, welche die Erzählung des Vaters in dem Herzen Frieders hervorgerufen hatte, war durch die diesem gewordene Beleidigung zum Ausbruch getrieben worden. Der Jüngling hielt die Arme des Feindes unter den Knien fest, drückte ihm mit der Linken die Kehle wie zwischen einem Schraubstock zusammen und ließ mit den unaufhörlich niedersausenden Peitschenhieben nicht eher nach, als bis er fühlte, daß die Widerstandskraft des Feldbauern vollständig erlahmt sei.
    „So, du hast genug und bist gezeichnet für lange Zeit! Ich will dich lehren, den Knecht zu schlagen und den Vater zu schimpfieren. Die Peitsche nehme ich mit, zum Zeichen, daß der Student, den niemand leiden mag, weit über den Feldbauern kommt, der der Liebling ist vom ganzen Dorf. Willst sie wiederhaben, so kannst sie vom Bachhof holen; nachher sollst sie bekommen, aber anders nicht!“
    Er gab dem Schimmel einen Schlag, daß dieser laut wiehernd das Weite suchte, und sprang, ohne den Überwundenen eines weiteren Blickes zu würdigen, schnell in den Wagen, der seinen Weg unverzüglich fortsetzte.
    „Frieder!“ stieß der Blinde vor Erstaunen hervor.
    „Wunderst dich wohl, Vater? Der Feldbauer mag dir beinahe gewachsen sein, wie du vorhin gemeint hast, mir aber nicht! Willst mich nun noch den Knirps heißen?“
    „Nun sicher nicht! Ich habe dich vor mir geschaut immer nur grad so, wie du vor fünf Jahren gewesen bist, und es ist wahr, du bist gewachsen, Frieder. Aber einen Feind hast dir erworben, der die Züchtigung niemals vergeben wird.“
    „Ich fürchte mich nicht und nehm's mit zweien auf von seinem Schlag!“
    Als der Wagen in den Bachhof, welcher der erste und größte des Dorfes war, einfuhr, stand die Bäuerin schon zum Empfang bereit.
    „Komm her, Anna, und nimm den Sohn wohl an“, meinte der Blinde. „Er hat die grüne Mütze und die Klunker abgelegt und will für immer bei euch bleiben. Ich sage dir, daß er ein Bachbauer werden wird, wie es noch keinen gegeben hat, denn der Mensch ist ein Riese, noch stärker als der Goliath!“ – – –
    Es war am nächsten Sonntag. Der Gottesdienst ging zu Ende, und die Kirchengänger traten auf den Kirchhof heraus, um den gewohnten Umgang durch die Gräber zu halten und dabei die Neuigkeiten der vergangenen Woche zu besprechen. Die Stadt hat ihre

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