760 Minuten Angst
hatte.
Seine Aufregung hatte die Führung übernommen. Er wollte wissen, warum dass alles passierte. Er musste einfach erfahren, warum seine Frau sterben musste.
»Nun, es wird wohl wirklich an der Zeit, dass ich euch den Hintergrund der Schnitzeljagd mitteile. Die dritte Prüfung kann schließlich noch etwas warten. Vermutlich wird sie sogar noch besser, wenn ihr alles erfahren habt.«
»Was haben wir denn nur getan?!«, brüllte Stella, auch wenn ihre Stimme mehr ein mitleiderregendes Krächzen war. »Warum haben Sie mir das angetan?«
Stella berührte abermals ihr bandagiertes Gesicht und brach dabei in Tränen aus. Die salzige Flüssigkeit brannte in ihren Augen.
»Die gleiche Frage könnte ich euch stellen«, erwiderte »C« gewohnt monoton. »Doch würde ich jetzt noch keine Antwort von euch bekommen, nicht wahr, meine Spielfiguren? Würdet ihr mich überhaupt erkennen, wenn ihr mich sehen würdet? Wenn ihr meinen Namen wüsstet?«
»Dann komm doch vorbei und wir finden es raus!«, schrie Rick trotzig.
Er hatte die Schnauze voll von diesem Spiel.
»Wie du wünscht«, sagte »C« und drückte auf einer Fernbedienung, die auf der Stuhllehne lag, einen einzelnen Knopf.
Sofort sprangen die restlichen Lichter an und tauchten »C« in ein warmes, fast schon gemütliches Licht. Zum ersten Mal sahen die drei Überlebenden die wahre Gestalt ihres Peinigers.
Er war von normaler Statur, trug blaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Sein Gesicht war schön, wenn auch nichts Besonderes. Er hatte kurze, schwarze Haare und braune, irgendwie traurige Augen. Alles in allem wirkte »C« wie ein typischer Durchschnittsmann. Dennoch war er ein Psychopath und ihr grausamer Spielleiter.
»Und?«, fragte er beiläufig und keiner der Spieler antwortete. Ihnen stockte für den Moment der Atem. »Wusste ich doch, dass ihr euch nicht an mich erinnern würdet.«
»Wer … wer bist du?«, fragte Stella geschockt.
Sie hatte sich viele Varianten für »C« vorgestellt, doch dieser junge Mann, vermutlich nicht älter als Mitte, Ende Zwanzig, konnte niemals die schreckliche Person sein, die sie so gequält hatte. Das passte einfach nicht zusammen.
Und doch war es so. Dies war die unverblümte Wahrheit.
»Constantin. Constantin Bach.«
Nun wussten sie auch seinen Namen. Nicht nur, dass sie endlich das Gesicht des Monsters vor die Nase gesetzt bekamen, nun wurde ihnen auch noch der Name auf einem Silbertablett serviert. Und doch änderte es nichts. Niemand der drei konnte sich auch nur annähernd an den Spielleiter erinnern.
»Ich verstehe nicht …«, setzte Jake an, wurde jedoch von Constantin unterbrochen.
»Das dachte ich mir schon und es ist in Ordnung. Warum solltet ihr euch schon an mich erinnern? Schließlich bin ich nichts weiter als eine kleine Erinnerung in eurem bisherigen Leben, während ihr mein gesamtes Leben zerstört habt.«
»Was soll das nun wieder heißen?!«, unterbrach Rick den Spielleiter. »Wieso soll ich dein Leben zerstört haben?! Ich kenn dich ja noch nicht mal!«
»Weil es nun mal so ist, Richard. Ich sagte ja bereits, dass es für euch nicht wichtig war, doch für mich schon.
Aber lassen wir das, es führt zu nichts. Vielleicht weckt ja der Name meiner Verlobten eure Erinnerung. Ihr Name war Linda Schwarz. Na, klingelt es?«
Doch auch bei diesem Namen hüllten sich die Spieler in Schweigen. Bis sich in Jake etwas rührte. Er konnte es zuerst nicht fassen, als wäre es eine Flocke inmitten eines Schneesturms der Erinnerungen, bis er sie endlich zu fassen bekam. Als die Schneeflocke in seiner Hand schmolz, ergab plötzlich alles einen Sinn.
»Linda … Schwarz … ich … ich erinnere mich …«, fing Jake an, auch wenn er mehr zu sich selbst sprach als zu den Anwesenden. »Ich glaube, dieser Frau ist etwas zugestoßen … und ich war … dabei. Nicht wahr?«
»Ja, Jakob, genauso ist es«, bestätigte Constantin seine Aussage. »Vor genau zwei Jahren hatte meine Verlobte einen schweren Autounfall und ihr habt sie umgebracht.«
Stille.
Erneut sprach niemand ein Wort und auch die Welt um sie herum schien die Luft anzuhalten, bis Rick es war, der mit der Situation nicht mehr umgehen konnte.
»Verdammt, rede keinen Scheiß! Was hab ich mit deiner bescheuerten Verlobten zu tun?!«
»Nenn sie ja nie wieder so!«, brüllte Constantin und zeigte zum ersten Mal seit Sendebeginn eine Reaktion. »Wage es noch einmal, so von meiner Verlobten zu sprechen und ich werde dich mir eigenhändig vornehmen,
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