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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmid
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die Arme schließen und nie wieder loslassen. Für immer beschützen.
    Dann öffnete er die Augen, beugte sich zu Rick hinab und flüsterte ihm ein jämmerliches »Tut mir leid« ins rechte Ohr. Dann stabilisierte Jake die Waffe mit der linken Hand und drückte mit der rechten ab. Ein lauter Knall … dann war alles vorbei.

    Er kniete am Boden und heulte sich die Seele aus dem Leib. Immer wieder schrie er auf, nur um daraufhin wieder der Trauer zu verfallen. Er hatte erneut einen Menschen getötet. Zum zweiten Mal an nur einem Tag hatte er ein Leben beendet. Wie konnte er so nur weiterleben?
    Und dann stand er auf.
    Wie in Trance, dem Schock verfallen, bewegte er sich Schritt für Schritt von Rick fort, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Jake sah das Blut, das sich auf der Brust ausbreitete und die leeren Augen, die kurz zuvor noch voller Leben waren.
    Doch nun, dank Jake, nie mehr.

    »Bist du jetzt zufrieden?!«, brüllte Jake in den Raum.
    Er hatte endgültig den Verstand verloren und drehte sich wie ein Kreisel permanent um die eigene Achse, während er seinen Peiniger beschimpfte.
    »Bist du jetzt zufrieden, Constantin?! War es das, was du wolltest?! Hat es dich aufgegeilt?! Hattest du deinen Spaß?! Sie sind tot, verdammt! TOT!«
    Jakes Stimme versagte und er musste sich übergeben. Nachdem er sich die letzten Reste mit dem Handrücken vom Mund gewischt hatte, sprach er weiter.
    »Sie sind tot … verdammt! Tot … und ich … ich habe sie umgebracht!«
    Abermals sank er auf die Knie. Noch immer ruhte die Schusswaffe in seiner rechten Hand. Mit Verachtung betrachtete er das Werkzeug des Teufels, das ihn dazu getrieben hatte, einen Menschen zu töten. Jake konnte in diesem Moment nicht sagen, wenn er mehr hasste. Sich … oder Constantin.
    Bis ein Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte.
    Es hörte sich an wie ein Riegel, der entsichert wurde und wenige Sekunden später sprang bereits die Tür vor seinem Gesicht einen Spalt breit auf. Er war frei. Die Schnitzeljagd war beendet. Er hatte gewonnen.
    Und doch fühlte sich nichts nach einem Sieg an.
    Er hatte seine Frau verloren, einen Mann getötet und nur Gott wusste, welche seelischen Qualen seine Tochter deswegen durchmachen musste. Was also brachte es, dass er als einziger überlebt und am Ende gewonnen hatte? War dieser Sieg erstrebenswert gewesen?
    Jake wusste es nicht. Doch eines wusste er ganz genau. Er wollte zu seiner Tochter. Er wollte sie endlich in die Arme schließen und aus dieser Hölle befreien. Sie hatten genug gelitten. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen.
    Unbeholfen richtete er seinen seelisch geschundenen Körper auf und schritt langsamen Schrittes in Richtung Freiheit.
    Er öffnete die einfache Tür und trat in einen langen, schmalen Flur, der sich sowohl links als auch rechts von ihm erstreckte. Doch Jake brauchte nicht lange überlegen, welchen Weg er einschlagen würde. Denn kaum war er in den Flur getreten, sah er zu seiner rechten eine ihm mittlerweile sehr bekannte Person.
    »Constantin!«, brüllte Jake, während er sich ihm zuwandte. »Ich … ich fasse es einfach nicht …«
    Er stand nur da. Er füllte die Hälfte des schmalen Flurs aus und rührte sich keinen Millimeter. Als würde er regelrecht auf Jake warten.
    »Warum … bist du noch hier?«
    »Warum nicht?«, stellte Constantin eine Gegenfrage.
    »Warum nicht?! Vielleicht, weil ich dich umbringen werde, du verdammtes Arschloch?!«
    Jake setzte sich in Bewegung und wurde immer schneller. Ihm kam es gerademal wie eine Sekunde vor, bis er vor Constantin stand und ihm den Lauf auf die Stirn presste.
    »Na, immer noch so vorlaut, »C«!«
    Jake benutzte absichtlich die Abkürzung, um Constantin zu zeigen, wie wenig Furcht er noch vor ihm verspürte. Der Spielleiter hatte keine Macht mehr über ihn.
    »Schieß schon, Jakob. Es ist in Ordnung.«
    »Halts Maul! Du hast mir überhaupt nichts mehr zu befehlen! Nie wieder!«
    Seine Hände zitterten. Schweiß perlte von seiner Stirn und lief in sein rechtes Auge. Es brannte und am liebsten hätte Jake daran gerieben, aber er konnte nicht. Er musste sich voll und ganz auf Constantin konzentrieren. Er durfte jetzt nicht scheitern. Das war er den anderen schuldig.
    »Warum bist du nicht geflohen?«
    »Warum sollte ich, Jakob.
    Seit mehr als einem Jahr existiert für mich nur noch die Schnitzeljagd. Es gab nur euch … und mich. Nun ist das Spiel vorbei und nichts bleibt mehr übrig.
    Ich sagte es schon einmal, Jakob. Ich bin bereits

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