8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
nächsten Monats ein. Bob Foster hatte die Schuhe ausgezogen und streckte sich auf der Couch aus. Sein Gesicht war grau vor Müdigkeit. Mike zögerte einen Augenblick und fragte dann: »Daddy?«
Sein Vater stöhnte ein wenig und öffnete die Augen. »Was gibt es?«
Mike setzte sich und sah ihn an. »Erzähl mir doch noch einmal, wie du den Präsidenten beraten hast.«
Bob Foster richtete sich auf. »Ich habe den Präsidenten nicht beraten. Ich habe nur mit ihm gesprochen.«
»Erzählst du mir davon?«
»Ich habe es dir doch schon hundertmal erzählt. Immer wieder, seit du sprechen kannst. Du warst sogar dabei.« Seine Stimme wurde weicher, als er zurückdachte. »Ein richtiger kleiner Tolpatsch warst du damals noch. Wir mußten dich tragen.«
»Und wie sah er aus?«
»Nun«, begann sein Vater und nahm die Miene an, die er sich allmählich angewöhnt hatte, wenn er die Geschichte zum besten gab, »er sah ungefähr so aus wie heute. Nur ein bißchen dünner.«
»Und warum war er hier?« fragte Mike eifrig, obwohl er jede Einzelheit der Geschichte kannte. Der Präsident war sein Held, der Mann, den er am meisten bewunderte. »Warum kam er in unsere Stadt?«
»Er befand sich auf einer Tour.« In der Stimme Bob Fosters klang jetzt Bitterkeit mit. »Er kam ganz zufällig hier durch.«
»Was für eine Tour?«
»Eine Besuchstour durch das ganze Land.« Die Bitterkeit wurde stärker. »Er wollte sehen, wie wir fertig wurden. Ob wir genug NATS und Schutzbunker und Impfseren und Gasmasken und Radaranlagen gekauft hätten, um einen eventuellen Angriff abzuwehren. Damals hat die General Electronics gerade damit begonnen, ihre großen Ausstellungsräume einzurichten. Alles blitzte und glitzerte und erinnerte an Großstadt. Das erste Verteidigungssystem für den Hausgebrauch.« Seine Lippen preßten sich zusammen. »Alles auf bequeme Teilzahlung natürlich. Zeitungsanzeigen, Riesenanschläge, Leuchtbuchstaben und Gardenien für die Damen.«
Mike Foster atmete schneller. »An diesem Tag bekamen wir unsere Flagge, nicht wahr? Die Flagge der Vorbereiteten. Und man hißte sie mitten auf dem Marktplatz, und das Volk lachte und jubelte.«
»Du weißt das noch?«
»Ich – ich glaube. Ich kann mich an viele Gesichter und Lärm erinnern. Und es war heiß. Wir hatten Juni, nicht wahr?«
»Zehnter Juni. Das war ein Fest. Damals besaßen nur wenige Städte die begehrte grüne Flagge. Denn die Leute kauften noch lieber Autos und Fernsehgeräte. Sie wollten nicht einsehen, daß diese Zeiten vorbei waren. Ja, ja – diese Autos hatten ein Gutes. Man konnte sie nicht unbeschränkt herstellen.«
»Er gab dir die Flagge, nicht wahr?«
»Nun, er gab sie uns Kaufleuten. Die Handelskammer hatte es so arrangiert. Ein Wettbewerb zwischen den Städten – welche Stadt in kürzester Zeit am meisten verkaufen könne. Damit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Stadt wurde gesichert, und der Absatz stieg. Sie gingen von dem Gedanken aus, daß wir auf Gasmasken und Bunker, die wir selbst gekauft hätten, besser aufpassen würden als auf Staatseigentum. So ein Unsinn. Als ob wir je unsere Telefonzellen oder Gehsteige mutwillig beschädigen würden. Oder Autobahnen, nur weil sie der Staat gebaut hat. Oder Armeen. Hat es nicht zu allen Zeiten Armeen gegeben? Haben nicht die Regierungen aller Zeiten das Volk für eine Verteidigung des Landes organisiert? Ich glaube, die Verteidigung war ihnen zu teuer. Sie sparen ein hübsches Sümmchen durch diese Maßnahme und können damit die Nationalschulden senken.«
»Und was sagte er?« flüsterte Mike.
Sein Vater suchte nach der Pfeife und zündete sie mit zitternden Fingern an. »Er sagte: Hier ist eure Flagge, Boys. Ihr habt gute Arbeit geleistet.« Bob Foster hustete, als der scharfe Rauch aufstieg. »Er war gesund, braungebrannt und nicht im geringsten verlegen. Er grinste und schwitzte. Er wußte genau, wie er es anstellen mußte. Kannte eine Menge Namen. Erzählte ein paar Witzchen.«
Die Augen des Jungen waren groß und ehrfürchtig geworden. »Er kam einfach den ganzen langen Weg hierher und redete mit dir?«
»Ja«, nickte sein Vater. »Ich sprach mit ihm. Die anderen jubelten und brüllten. Man zog die Flagge hoch, die große grüne V-Flagge.«
»Und du sagtest …«
»Ich sagte zu ihm: Ist das alles, was Sie uns bringen? Einen grünen Stofffetzen?« Bob Foster sog heftig an seiner Pfeife. »Damals wurde ich ein Anti-V. Nur wußte ich es noch nicht. Ich wußte lediglich,
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