8 Tage im Juni
die Karten mit dem Satz: »Wir schlieÃen in anderthalb Stunden.«
»Macht nichts«, wiederholte er Jennys Satz.
Gemeinsam durchquerten sie die schmale Schleuse neben dem Kassenhäuschen, die ins Bad führte. Eine Prozession weiterer Kinder, Mütter und GroÃeltern, beladen mit Luftmatratzen, Schwimmtieren und Kühltaschen, kam ihnen entgegen. Die hohen Kiefern warfen bereits lange Schatten, im Schwimmbecken war nicht mehr viel los. Feierabend, Essenszeit, Schlafenszeit, man ging nach Hause. Zurück blieb der intensive Geruch von Sonnenöl, der noch in der Luft hing.
Sie breiteten ihre Handtücher im Nadelbett unter einer der Kiefern ganz in der Nähe des Wassers aus. Unter Jennys Jeans kam ein weiÃgepunktetes Bikini-Höschen zum Vorschein, das Top behielt sie an. Lovis sah aber, dass sie darunter das passende Oberteil trug. Ihre Haut schimmerte weià wie Schnee, und sie hatte nirgendwo Sommersprossen, wie Lovis erstaunt feststellte.
»Sollen wir ins Wasser?«, fragte Jenny und zog jetzt auch das Top aus.
Die Brüste, die im Bikini-Oberteil zum Vorschein kamen, waren winzig. Völlig unauffällig, wenn man sie mit denen von Vera verglich. Aber wen interessierten schon Veras Brüste, wenn man ahnen konnte, wie fein und zart die von Jenny waren?
»Na, komm schon!«, forderte sie ihn auf.
Mit einem energischen Ruck riss er sich sein T-Shirt vom Leib. Es kostete ihn Ãberwindung, seinen Oberkörper zu zeigen, denn ein wildes Muster an Lila- und Gelbtönen verschandelte seinen Bauch. Man sah ganz klar, dass er getreten worden war. Er hätte sich gewünscht, dass Jenny woanders hinguckte, schon zum Wasser vorlief, irgendwas in der Art, aber nein. Sie betrachtete neugierig seine Verwundungen.
»Sieht aus wie die Umrisse von Afrika«, sagte sie und fuhr mit dem Zeigefinger in der Luft die Ränder des gröÃten Hämatoms nach.
Er griff nach ihrem Finger und dann nach der ganzen Hand. Hand in Hand rannten sie zum Becken und sprangen gemeinsam von der Seite aus ins Wasser. Sie schrien auf, als die ersten Spritzer die warme Haut trafen, verstummten beim Untertauchen und prusteten, als sie wieder auftauchten. Sie jagten und fingen sich, juchzten und kreischten, spritzten sich Wasser ins Gesicht oder tauchten sich gegenseitig unter. Ihre Körper verknoteten sich oder schmiegten sich aneinander. Dann kletterten sie die Rutsche hinauf. Oben wartete Jenny auf ihn, er klemmte ihren Körper zwischen seinen Schenkeln ein und hielt ihre Taille beim Runterrutschen. Wieder im Wasser schlang Jenny ihre Beine um seinen Bauch und tauchte ihn unter, im Gegenzug packte er sie mit beiden Händen um die Hüfte und warf sie in die Luft. Ein wunderbares Spiel zwischen Festhalten und Loslassen. Eigentlich wollte Lovis niemals mehr an Land gehen.
Als Jennys Lippen blau anliefen, taten sie es doch. Ihr zarter Körper bibberte vor Kälte, als sie aus dem Wasser stiegen. Lovis rubbelte sie mit dem Handtuch trocken. »Fang mich«, rief sie, und er jagte ihr barfuà hinterher, bis ihnen die Puste ausging und sie erschöpft zu ihrem Platz zurückkehrten. Mit den Handtüchern um die Schultern saÃen sie danach ganz eng nebeneinander und berührten sich immer wieder mit Oberschenkeln und Armen.
»Mathe!«, entschied Jenny schlieÃlich und zog mit einem Seufzer das Buch und einen Schreibblock aus der Tüte. Sie drehte sich auf den Bauch, streckte ihre Beine in die Höhe und schlug in ihrem Mathebuch die entsprechende Seite auf. »Schnittmengenberechnung.«
Lovis legte sich direkt neben sie und studierte die Seite. Dann schrieb er ihr eine erste Aufgabe in den Block, lieà sie diese lösen und betrachtete danach ihren Rechenweg. »Hier ist der Denkfehler«, erklärte er ihr, schrieb eine zweite Aufgabe aufs Papier, und diesmal fand Jenny den richtigen Weg. Während sie rechneten und über Mathe und Schule redeten, führten ihre Beine in der Luft einen kleinen Balztanz auf. Die neckten sich in einem fort.
»Ich will noch mal schwimmen«, rief Jenny, als ihr der Mathekram reichte, und dann sprangen sie wieder ins Wasser und wiederholten all die Spielchen, die sie vorher schon ausprobiert hatten.
Viel zu früh schallte eine Lautsprecherstimme über das Wasser, die darauf hinwies, dass das Schwimmbad in zehn Minuten schloss und dazu aufforderte, die Anlage zu verlassen.
»So ei-ein Mist«, fluchte Lovis und
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