8 Tage im Juni
machen.«
»Das geht nicht. AuÃerdem habe ich den Bullen doch schon erzählt, dass ich an dem Abend mit dir zusammen war.«
»Ha!«
Jenny steigerte das Lauftempo noch einmal, als könnte sie ihm damit entkommen, aber Toni, hartnäckig wie eine Klette, hielt mit ihr Schritt.
»Jenny«, flehte Toni. »Wir hatten es doch schön neulich Abend beim Pizzaessen.«
»Weil du mich zu einer Pizza eingeladen hast, soll ich jetzt für dich eine Falschaussage machen? Vergiss es!«
Sie zog Rintintins Halsband viel zu straff, fast rannte sie. Sie wusste nicht, wie sie ihrer Empörung sonst Luft machen konnte.
»Nein, natürlich nicht«, jammerte Toni. »Soll ja auch nicht umsonst sein. Ich zahl dir was dafür!«
Jenny bremste so plötzlich, dass Toni noch zwei Schritte lief, bevor er das merkte und sich zu ihr umdrehte.
»Wie viel?«, wollte sie wissen.
»Bist du mit zweihundert Euro einverstanden?«, fragte er vorsichtig.
Vielleicht war Toni bei der Schlägerei wirklich so besoffen gewesen, dass er sich an nichts mehr erinnerte. Recht glauben konnte sie zwar nicht daran, aber möglich war es. Zweihundert Euro! Das Geld für die Klassenfahrt! Wenn sie das Geld hatte, konnte sie immer noch überlegen, was sie dann tun würde.
»Die eine Hälfte als Vorschuss, die andere Hälfte, wenn ich bei der Bullerei gewesen war«, hörte sie sich ganz cool sagen.
»Einverstanden.« Toni zückte seinen Geldbeutel und drückte Jenny zwei Fünfzigeuroscheine in die Hand.
Woher hatte er das viele Geld? Jenny wollte es nicht wissen, als sie die Scheine hastig in ihre Hosentasche steckte.
»Du musst auf die Polizeiwache am Clevischen Ring«, sagte er. »Ich hab gesagt, dass wir im Brachland unterm Schmetterlingsbaum den ganzen Abend geknutscht haben.«
»Was Besseres ist dir nicht eingefallen?«
»Na, ja. Du und ich ⦠Ist doch nicht unmöglich, oder?« Toni versuchte es mit einem verführerischen Lächeln, das Jenny aber kein bisschen beeindruckte. »Wann gehst du da hin?«, fragte er, als er bemerkte, dass ihr Blick sie kalt lieÃ.
»Morgen nach der Schule«, log Jenny.
Vielleicht war morgen endlich der Bescheid des Jobcenters in der Post, dann würde sie die Scheine in einem Umschlag in Tonis Briefkasten stecken und gar nichts tun.
Sie waren wieder auf dem Platz vor der Roten Burg angelangt. Die Tartaren in ihren verschwitzten Unterhemden dösten immer noch. Auch Jenny klebte das T-Shirt am Leib. Sie fühlte sich dreckig. Der SchweiÃ, das Geld, die Verzweiflung.
»Ich muss nach Hause«, sagte sie zu Toni. Der nickte und lief in die andere Richtung davon.
Als ihr Handy unter dem Blauen Tor eine SMS ankündigte, wollte sie diese gar nicht lesen, weil sie dachte, dass Toni etwas vergessen hatte. Aber dann siegte doch die Neugier. Die Nachricht kam von Lovis. Er wollte mit ihr schwimmen gehen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, gleichzeitig kam sie sich noch mieser vor, weil sie Tonis Geld genommen hatte. »Ich kann nicht«, schrieb sie schnell zurück. »Ich muss noch Mathe lernen.« Die Antwort lieà nicht lange auf sich warten. »In Mathe bin ich richtig gut. Bring dein Mathe-Buch mit! Um sieben im Waldschwimmbad? Ich lade dich natürlich ein.«
Waldschwimmbad! Wie lange war sie nicht mehr schwimmen gewesen? Warum war es plötzlich so verführerisch, sich wieder mit diesem fremden Jungen mit dem komischen Namen zu treffen? Ob ihr der olle Bikini noch passte, den Oma Hilde ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte? Vergiss den Jungen, mahnte ihr Verstand wieder. Hast du nicht schon genügend Schwierigkeiten? »Na und?«, murmelte sie trotzig. »Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.« Dann simste sie: »Okay.«
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Sie wartete am Eingang des Waldschwimmbades auf ihn und hatte tatsächlich ihr Mathe-Buch dabei. Es lugte aus der Plastiktüte heraus, die sie neben sich auf den Boden gestellt hatte.
»Entschuldigung«, sagte Lovis. »I-ich hab doch länger gebraucht hierher, a-a-als ich dachte.«
»Macht nichts«, sagte sie. »Ich bin auch erst seit ein paar Minuten da.«
Durch das altmodische Drehkreuz drängelten quengelnde Kinder mit ihren Müttern, die schon wieder auf dem Weg nach Hause waren. In dem ebenfalls altmodischen Kassenhäuschen daneben verkaufte ihm eine dicke Frau mit drei fetten Warzen am Kinn
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