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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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sie.
    Â»Lovis«, rief sie noch ganz außer Atem. »Was ist los?«
    Als sie in sein Gesicht sah, wusste sie, dass etwas Schreckliches passiert war. Der Mund ein harter Strich und die Augen blickten misstrauisch wie die seines Vaters. Nein, misstrauisch war falsch. Vorwurfsvoll. Kalt. Eisig.
    Â»Lovis«, hörte sie jemanden von drinnen rufen. »Wo bleibst du?«
    Und dann sah sie ein Mädchen hinter Lovis auftauchen. Groß, blond, mit einem tollen Busen.
    Â»Machen wir weiter?«, fragte das Busenwunder und schlang von hinten ihre Arme um seine Hüften.
    Jenny fühlte Sturzbäche voller Tränen in sich aufsteigen. Aber sie würde jetzt nicht losheulen, nicht vor diesem blonden Gift. Ohne ein Wort drehte sie sich um und hastete die Treppen in einem Tempo nach unten, das jedem Kurzstreckenläufer alle Ehre gemacht hätte.
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    Â»Besser du gehst jetzt«, sagte Lovis zu Vera und befreite sich aus ihrem Klammergriff.
    Er starrte immer noch auf die Stufe, auf der Jenny bis vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Unten hörte er die Haustür zufallen und stellte sich vor, wie sie auf die Straße rannte, einfach immer weiter rannte.
    Â»Du weißt schon, dass morgen das Schulfest ist. Wir können also höchstens morgen früh noch üben«, sagte Vera hinter ihm. »Ich will mich schließlich nicht blamieren und du dich bestimmt auch nicht.«
    Â»Blamieren!« Er drehte sich zu ihr um. »U-u-und was war das grade für ei-eine Nummer?«
    Â»Ich dachte, ich tu dir einen Gefallen.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an und zog mal wieder eine winzige Tüte Gummibärchen aus der Hosentasche. Sie riss sie auf und hielt sie ihm entgegen, wie man einem Hund ein Leckerli hinhielt. Lovis schüttelte unwirsch den Kopf.
    Â»Du wolltest sie doch nicht wiedersehen, oder?«, machte sie weiter. »Und ein neues Mädchen ist die sicherste Methode, um eine andere loszuwerden.«
    Lovis konnte es nicht fassen. Vera war tatsächlich davon überzeugt, ihm einen Gefallen getan zu haben. Als wäre alles in bester Ordnung, griff sie nach einem roten Bärchen und klemmte es in ihren Spitzmund.
    Â»Du bist nicht m-m-mein Mädchen!«
    Lovis hätte ihr am liebsten unters Kinn gehauen, damit dieser dämliche Spitzmund endlich aus ihrem Gesicht verschwand.
    Â»Ach Lovis!«
    Schwupp! Das Gummibärchen war verschwunden.
    Â»Du wirst mir noch dankbar sein, dass ich dich von der kleinen Billig-Schlampe befreit habe.«
    Bestimmt war es Absicht, dass sie mit ihren prallen Titten seine Brust berührte, als sie ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange hauchte. In der Tür drehte sie sich noch einmal um.
    Â»Ich warte morgen um neun in der Schule auf dich.«
    Lovis reagierte nicht, er wartete, bis sich die Haustür unten wieder schloss, und blieb einfach stehen. Als die Nachbarin herauskam und ihn merkwürdig ansah, schleppte er sich zurück in die Wohnung. Todmüde und gleichzeitig hellwach. Egal in welches Zimmer er trat, er wollte nirgends sein, am liebsten wäre er aus der Haut gefahren. Als er im Flur über seine Laufschuhe stolperte, wusste er, was er tun musste. Laufen.
    Bald war er am Rhein und sein Körper signalisierte ihm sofort, dass er noch nicht fit war. Am Kopf, am Bauch, an den Schultern meldeten sich die Fäuste der Schläger zurück. Seine Haut ziepte, spannte, brannte, seine Muskeln schmerzten, seine Eingeweide rumorten. Er lief seine übliche Strecke in Richtung Hafen. Falsche Entscheidung. Denn als er zum Tanzbrunnen auf der anderen Seite des Flusses hinüberblickte, musste er sofort an Jenny denken. Eigentlich wäre er jetzt dort mit ihr, würde mit der Hand durch ihre weichen Haare streichen, ihr Lachen hören, mit ihr neue Küsse ausprobieren … Warum war sie vorbeigekommen? Wie verwirrt sie gewesen war, als er nicht reagiert hatte. Wie verletzt, als Vera hinter ihm aufgetaucht war. Konnte sie das wirklich spielen? Waren ihre Gefühle vielleicht doch echt? War sie dem Schläger mit der Zahnlücke zufällig am Wiener Platz begegnet? Warum hätte sie nicht mit ihm reden sollen, wenn sie ihn kannte? Genau, schimpfte er sich selbst aus, sie kennt ihn, sie hat ihn bei dem Überfall gesehen und keinen Pieps dazu gesagt! Vielleicht weil er ihr Nachbar ist? Weil sie ihn nicht verpfeifen wollte? Weil sie Angst vor ihm hatte?
    Er lief schneller, streifte einen Radfahrer, der ihn

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