8 Tage im Juni
zu.
»Los, raus mit dir!«, fauchte sie Joe-Joe an, der auf dem Bett saà und mit irgendwas gespielt hatte, das er plötzlich verschwinden lieÃ.
Doch Joe-Joe wollte nicht. Er maulte herum, aber Jenny hatte heute keine Geduld für seine Spielchen. Sie zerrte ihn vom Bett. Joe-Joe schrie und strampelte. Jenny knallte ihm eine, er kreischte wie eine Sirene, sie griff nach seinem Arm, er biss ihr in die Hand, sie lieà seinen Arm los, der kleine ScheiÃer sprang zurück aufs Bett, sie stürzte sich auf ihn, riss ihn an den Schultern hoch und da sah sie, was er vor ihr zu verbergen suchte. Handys. Auf dem Bett lagen mindestens zehn davon. Darunter fünf nagelneue i-pads.
Jenny fühlte sich, als hätte ihre Wut gerade eine kalte Dusche abbekommen. Oder als hätte man ihr einen nassen Waschlappen ins Gesicht geklatscht. Ihr kleiner Bruder ein Dieb. Noch keine zehn Jahre alt und schon klaute er.
Als könnte er damit alles ungeschehen machen, schob Joe-Joe die Handys mit Trotz im Blick unter das Kopfkissen.
»Woher hast du die?«
Joe-Joe verschränkte die Arme und schwieg.
»Sagâs mir!« Jenny packte ihn bei den Schultern und zog ihn zu sich her. »Sagâs mir, Joe-Joe!«
»Kann ich nicht. Ist geheim«, presste Joe-Joe heraus.
Er hielt ihrem Blick nicht stand, schwieg aber hartnäckig weiter. Jenny merkte, dass sie ihn noch mehr unter Druck setzen musste, damit er redete.
»Also gut«, sagte sie. »Dann packe ich die Dinger und werfe sie aus dem Fenster. Dabei schrei ich ganz laut, dass Joe-Joe Handys zu verschenken hat.«
»Wenn du das tust, dann bin ich tot.«
Die Angst in Joe-Joes Stimme bescherte ihre eine Gänsehaut.
»Wer hat das gesagt?«, fragte sie, aber Joe-Joe presste die Lippen zusammen, damit kein Ton herauskam.
»Ich bin doch deine groÃe Schwester«, redete sie weiter auf ihn ein. »Habe ich dir nicht immer geholfen? Hab ich nicht immer einen Ausweg gewusst? Also: Wo hast du die Handys geklaut? Wer versucht dich unter Druck zu setzen?«
»Ich habe sie nicht geklaut«, piepste er. »Toni hat sie mir gegeben. Er zahlt mir zehn Euro dafür, dass ich sie für ihn verstecke, bis er eines davon braucht.«
»Was sollst du tun?«, flüsterte Jenny, die nicht glauben konnte, was Joe-Joe gerade erzählte.
»Ich bin sein Tresor. âºBei dir sind sie sicherâ¹, hat Toni gesagt. âºAuf dich kann ich mich verlassen.â¹ Jenny! Zehn Euro dafür, dass ich die Handys hier lagere, das ist doch ein gutes Geschäft. Wir haben doch eh so wenig Geld.«
Bei dem letzten Satz wusste Jenny nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. »Wolltest du es etwa in die Haushaltskasse tun?«
Joe-Joe grinste. Jenny gab ihm eine neckische Kopfnuss, Joe-Joe schickte ein Armzwicken retour, und dann rauften sie miteinander und kitzelten sich wie in alten Zeiten. Als sie nicht mehr konnten und schwer atmend nebeneinander auf Joe-Joes Bett saÃen, wurde Jenny wieder ernst.
»Hör zu Joe-Joe«, sagte sie. »Ich kläre das mit Toni. Aber du musst mir versprechen, dich nie wieder auf so ein âºGeschäftâ¹ einzulassen. Ist das klar?«
»Ich schwörâs Jenny, ehrlich ich schwörâs«, versicherte der Kleine eifrig. »Aber muss ich ihm auch die zehn Euro zurückgeben?«
»Mal sehen«, antwortete Jenny ausweichend, die an ihre eigenen Schulden bei Toni dachte. Ihre ganze Familie hatte er in seine dreckigen Geschäfte hineingezogen. Hatte geschickt ihre Geldnot ausgenutzt. Die Sache mit Joe-Joe fand sie mit Abstand am schlimmsten. Der Kleine war noch ein Kind, verdammt!
Sie fühlte Zorn in der Kehle und die Wut, die wieder im Bauch zu brodeln begann. Toni! Er war für den ganzen Schlamassel verantwortlich. Hätte er Lovis nicht zusammengeschlagen, dann bräuchte er jetzt kein falsches Alibi von ihr. Und vor allem: Dann wäre Lovis für sie immer nur ein regennasser Junge geblieben, der seine Bahn verpasst hatte. Jemand, den sie schon am Tag darauf vergessen hätte. Dann wäre ihr die Schwimmbadnummer mit dem falschen Liebeszauber erspart geblieben.
»In einer halben Stunde vor dem Blauen Tor«, bellte sie in ihr Handy, nachdem Toni sich gemeldet hatte.
Toni, der Schlappschwanz, die Saufgurgel, der Labersack! Der glaubte doch tatsächlich, er könnte sich aus jeder ScheiÃe wieder herauswinden, indem er andere mit hineinzog! Aber nicht
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