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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Antwortet der Kellner: ›Bitburger oder Becks?‹«
    Blödes Gelächter und sofort rief Paul: »Ich kenne auch einen! Also: Warum gibt es keine stotternden Detektive? Na? Weil Stotterer länger brauchen, um etwas rauszukriegen.«
    Wieder Wiehern, Prusten und Schenkelklopfen. Lovis hätte den beiden am liebsten die Fresse poliert.
    Â»Kennt ihr den kürzesten Stotterer-Witz?«, brüllte Konrad. »Vo-vo-vo-vorsicht! Sch-sch-sch-sch … Schon reingetreten.«
    Â»Mach dir nichts draus«, versuchte Nils ihn auf dem Rückweg ins Klassenzimmer zu trösten. »Das sind blöde Kindsköpfe, die nicht nachdenken.«
    Â»Was heißt hier Kindsköpfe, die sind wirklich gemein«, mischte sich Vera ein, die neben ihnen die Treppe hochlief und ihre Gummibärchentüte weiterreichte. »Also mich stört dein Stottern nicht, Lovis. Und beim Gitarrenspiel merkt man es sowieso nicht. Hast du denn heute Nachmittag Zeit für mich, Lovis?«
    Wie gestern pickte sie sich ein rotes Gummibärchen aus der Tüte und saugte es spitzmündig ein. Dann sah sie ihn erwartungsvoll an. Warum nicht, dachte Lovis.
    Â»So gegen drei?«, fragte er. Um diese Zeit hatte er sich mit Jenny verabredet. Er würde durchdrehen, wenn er da alleine wäre.
    Zwei Stunden nach Schulschluss holte ihn das Türklingeln aus einem unguten Mittagsschlaf. Er fühlte sich noch zerschlagener als vor dem Hinlegen. Ein Traum hatte ihn zurück ins Schwimmbad geführt zu Jenny, die sich in eine Nixe verwandelt hatte und einfach verschwunden war. Während er schlaftrunken zur Wohnungstür stolperte, merkte er am hartnäckigen Läuten, das Vera schon länger auf die Klingel drückte.
    Â»Sorry, bin ei-eingeschlafen«, entschuldigte er sich. »Kaffee?«
    Vera wollte keinen, aber er machte sich einen doppelten Espresso, um wieder im Reich der Lebenden anzukommen. Vera studierte derweil die Prospekte für die USA-Reise, die Gustav vor ein paar Tagen mitgebracht hatte.
    Â»Atlanta ist eine tolle Stadt«, schwärmte sie. »Hat echt diesen alten Südstaaten-Charme. Holzverandas, Schaukelstühle, Cajun-Musik und so. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Immer denkt man, dass gleich eine ›Southern Belle‹ oder so ein Südstaaten-Offizier um die Ecke kommt. Hat mir sehr gut gefallen, als wir da waren. Wie lange bleibt ihr in den Staaten?«
    Â»Drei Wochen.«
    Der Espresso beschleunigte seinen Herzschlag und vertrieb das dumpfe Gefühl aus seinem Kopf, brachte aber auch den Schmerz zurück. Wie freundlich sein Schlaf mit Jenny umgegangen war! Sie war keine Nixe, die plötzlich verschwand, sie war eine Verräterin. Der bittere Kaffee, die bitteren Gedanken, er fühlte sich hundeelend. Vera zuzusagen war keine gute Idee gewesen. Aber nun war sie halt da, also holte er die Gitarre aus seinem Zimmer und suchte in seinem Notenstapel nach den Noten von Veras Song. Dabei fielen die von »Jennifer« auf den Boden. Ein neuer Stich ins Herz. Sogar gesungen hatte er für sie! Wahrscheinlich hatten sich die drei Schläger gekugelt vor Lachen, als Jenny ihnen davon erzählte. Er hatte sich komplett zum Affen gemacht.
    Zurück in der Küche stimmte er die Gitarre und schlug recht lustlos die ersten Saiten an. Er spielte ein paar Akkorde, stimmt die Saiten und begann mit dem Song. Vera setzte zu spät ein. Nochmals von vorne. Er patzte nach Veras erster Textzeile. Alles wieder auf Anfang und so weiter und so fort.
    Sie hatten das Stück dreimal mehr schlecht als recht durchgespielt, als das Telefon klingelte. Vera hörte auf zu singen und wartete, dass er ranging, aber das tat er nicht. Er ließ den Apparat weiter läuten, bis der Anrufbeantworter ansprang. Der Klang ihrer Stimme traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. »Wo bleibst du? Bestimmt bist du schon unterwegs, wo ich dich nicht erreiche. Ich warte am Tanzbrunnen auf dich. Bis gleich.«
    Ihre Stimme klang zart, voller Vorfreude und absolut ehrlich. Sie war eine verdammt gute Schauspielerin! Sonst hätte sie ihn nie so täuschen können.
    Â»Musst du weg?«
    Veras Stimme erstaunt und vorwurfsvoll, ihr Blick voller Neugierde. Natürlich wollte sie wissen, wer Jenny war.
    Â»Nein, nein. Lass u-u-uns weitermachen.«
    Lovis griff wieder in die Saiten und blickte auf, um Vera das Signal für ihren Einsatz zu geben. Da sah er in ihren Augen noch etwas anderes als

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