Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
Ohr.
    »Ach ja?«
    Ich wusste nicht, ob ich gekränkt sein sollte. Bisher hatte ich unseren Sex für ziemlich gut gehalten. Zu wenig hatten wir auf keinen Fall. Dass Simón offenbar dennoch etwas fehlte, bekümmerte mich.
    Er marschierte schnurstracks zu der Abteilung mit dem Angebot an Fesseln, wo es von Satinbändern für Bettpfosten bis zu Spreizstangen und dicken Ledermanschetten alles gab. »Na, was meinst du?«, fragte er.
    Er griff nach einem Paar zarter rosa Plüschhandschellen, die wohl für ein Damenkränzchen gedacht waren. Ich stand eher auf Leder, aber ich wollte ihn nicht erschrecken, indem ich ihm enthüllte, dass ich mit derartigen Sachen schon einiges erlebt hatte.
    »Oje«, sagte er. »Ich würde mir wie ein Idiot vorkommen, wenn ich so was trüge.«
    »Du?«
    Er wurde rot. Es war das erste Mal, dass ich ihn erröten sah. »Ach, vergiss es. War eine dumme Idee.«
    Die Verkäuferin beobachtete uns voller Neugier.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich dachte nur, du suchst was für mich.«
    »Erinnerst du dich noch an unseren ersten Kuss?«
    »Ja, natürlich.«
    »Du hattest ein Seil in der Tasche. Deshalb habe ich angenommen … Du wirkst wie eine Frau, die gern das Kommando übernimmt. Und ich wollte es schon immer mal ausprobieren. Kein Kommando mehr zu führen, meine ich.«
    Ach herrje, dachte ich. Ich wusste nur zu gut, dass es völlig ungerecht war, doch den Anblick unterwürfiger Männer hatte ich immer ausgesprochen gewöhnungsbedürftig gefunden, ob nun in Clubs oder bei den wenigen privaten Anlässen, bei denen mir so was begegnet war. Wenn ich mir vorstellte, dass Simón vor mir auf den Knien kroch, zog sich alles in mir zusammen. Irgendwie hätte ich das von ihm nicht erwartet. Wieder ein Indiz für meine mangelnde Menschenkenntnis. Oder meine übertriebene Selbstbezogenheit. Simón strahlte stets eine natürliche Autorität aus, insbesondere wenn er das Orchester leitete. Doch nach allem, was ich durchlebt hatte, konnte ich mich kaum weigern, wenn er es mal ausprobieren wollte. Vielleicht reagierte ich anders, wenn es jemand war, zu dem ich mich hingezogen fühlte.
    Wir verließen das Geschäft mit einem Paar schwarzer Satinbänder und ein bisschen Reizwäsche, die Simón ins Auge gestochen war.
    Als die Verkäuferin unsere Einkäufe in eine neutrale Tragetasche packte, meinte ich fast, Dominik spöttisch lachen zu hören.
    In dieser Nacht fesselte ich Simóns Hand- und Fußgelenke an die Bettpfosten. Seine Augen strahlten, und er schnurrte wie ein Kätzchen, als würden Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Ich starrte auf die Wand über dem Kopfteil, als ich ihn ritt, und fragte mich zum hundertsten Mal, was ich eigentlich wirklich wollte. Ich schloss die Augen und spielte mit mir selbst, rief dabei eine Flut von Bildern in mir wach. Obwohl sie alle um Dominik kreisten, hatte ich keinen Orgasmus.
    Simón schlief Minuten, nachdem er gekommen war, in seinen Fesseln ein. Ich band ihn vorsichtig los und schob seine gespreizten Gliedmaßen zusammen, damit ich neben ihm unter die Decke schlüpfen konnte.
    Doch in jener Nacht wollte der Schlaf nicht kommen.
    So stand ich leise auf und zog meinen Geigenkasten aus dem Schrank im Flur. Ich hatte mein Seil in einer der seitlichen Reißverschlusstaschen untergebracht, der einzige Ort, an dem es vor einer zufälligen Entdeckung sicher war. Ich schob den Kasten zurück und ging mit dem Seil und einer Flasche Gleitmittel ins Badezimmer.
    Simón hatte zwar einen tiefen Schlaf, doch sicherheitshalber drehte ich das Wasser auf, damit es die Geräusche übertönte, die ich beim Masturbieren machen würde. Ich betrachtete mich im Spiegel, während ich es tat und das Seil meinen Hals eng umschlang.
    Ich hatte keine Selbstmordabsichten und wollte mir auch nicht wehtun. Ich zog es nie so fest zu, dass auch nur der kleinste Schaden entstehen konnte, doch schon die leichte Behinderung meiner Atmung steigerte meine Erregung derart, dass ich nach wenigen Minuten kam.
    Wie sehr wünschte ich mir, Dominiks Hand hätte statt der Schlinge zugedrückt.
    Dominik fuhr mit der U-Bahn zurück in die Spring Street. Als er die Tür zum Loft aufschloss, erkannte er sogleich, dass Summer während seiner kurzen Abwesenheit da gewesen war. Es hing noch ein leichter Hauch ihres Parfüms in der Luft, und ihre Schuhe, die im Flur an der Wand zum Wohnbereich aufgereiht gewesen waren, standen nicht mehr da.
    Auch die Geige war fort, nebst ihrer gesamten Garderobe, die sie offenbar

Weitere Kostenlose Bücher