80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
in ihrem völlig aufgeweichten Zustand sehr sexy.
»Lässt du etwa ein feuchtes Mädchen im Regen stehen?« Auf ihren vollen Lippen erschien ein angedeutetes Lächeln.
»Bitte!« Dominik öffnete die Tür weiter und bat sie mit einer Handbewegung herein. »Welch eine Überraschung! Aber schön, dich zu sehen. Entschuldige bitte, dass ich so zerzaust bin, aber ich habe keinen Besuch erwartet.«
Lauralynn schüttelte den Kopf, sodass Wassertröpfchen in alle Richtungen flogen. »Ich sehe wahrscheinlich auch nicht besser aus«, meinte sie. »Was soll man machen, wenn es plötzlich zu gießen anfängt? Das ging los, kaum dass ich aus der U-Bahn kam. Und dann hast du verdammt lange gebraucht, um mir aufzumachen. Hast du mich nicht gehört? Ich habe Licht bei dir gesehen, daher wusste ich, dass du zu Hause bist.«
»Ich war oben im Arbeitszimmer. Offenbar habe ich dich beim ersten Mal wirklich nicht gehört.«
Sie trug hautenge schwarze Jeans und über einem weißen T-Shirt ihre gewohnte schwarze Lederjacke.
Dominik ging mit ihr in die Küche. »Möchtest du etwas, um dich aufzuwärmen?«, fragte er.
»Wahnsinnig gern«, antwortete sie. »Am besten etwas glühend Heißes, wenn es geht, egal was. Und danach bitte gleich etwas Stärkeres. Ich weiß, dass du keinen Alkohol trinkst, aber du bist sicher so kultiviert, dass du irgendwo ein, zwei Flaschen in Reserve hast, nicht wahr?«
»Wie gut du mich kennst.« Er schaltete den elektrischen Wasserkocher an und kramte in seinem Küchenschrank, bis er ein Glas Instantkaffee gefunden hatte.
»Pulverkaffee?«, fragte Lauralynn. »Bei dir hätte ich mindestens eine stromlinienförmige, chromblitzende Kaffeemaschine erwartet.«
»Da muss ich dich leider enttäuschen.«
Sie sei schon vor zehn Tagen in London angekommen, erklärte sie. Ihr Engagement als Mutterschaftsvertretung in New Haven sei ausgelaufen. Man habe ihr zwar eine sechsmonatige Verlängerung angeboten, aber in den Vororten festzusitzen, sei nichts für sie. Dafür sei sie viel zu sehr Großstadtpflanze. Hätte es sich um New York gehandelt, wäre sie nur zu gern geblieben, aber sie habe es satt gehabt, ständig auf die Uhr zu achten, um am Grand Central noch den letzten Zug nach New Haven zu erwischen, wenn sie mal in Manhattan durch die Kneipen gezogen sei.
»Du bist verdammt hastig aufgebrochen«, sagte sie kurz darauf, als sie vor ihren Kaffeebechern saßen.
»Ja.«
Sie warfen sich einen Blick zu.
»Victor hat es überlebt«, sagte sie. »Nicht, dass du danach gefragt hättest«, fügte sie hinzu.
»Nein, hätte ich nicht.«
»Du hast ihm die Nase gebrochen.«
»Da ist er noch gut weggekommen.«
»Das hätte ich dir nicht zugetraut, Dominik.«
»So kann man sich täuschen.«
»Er ist inzwischen auch nicht mehr in New York. Wie ich hörte, hat er eine Stelle an der Universität in Kiew angenommen. Der Lockruf der Heimat und so weiter …«
»Gut zu wissen. Ich werde die Ukraine meiden.«
»Das wäre vielleicht angeraten.«
»Gut. Also, was führt dich nach London?«, fragte er.
»Nichts Besonderes. Ich habe ein bisschen Geld gespart und somit keine Eile, mir was Neues zu suchen.«
»Und wo wohnst du?«
»Ich bin bei Freunden in Camden untergekrochen, deren Gastfreundschaft ich wahrscheinlich schon bis an die Grenze strapaziert habe.«
»Hast du immer noch deinen Schlafsack in Bereitschaft?«
»Aber sicher. Allzeit reisefertig.«
»Mein Haus ist groß. Zwischen all meinen Büchern ließe sich sicher noch ein Plätzchen finden, wo du ihn ausrollen könntest.«
»Ist das eine Einladung?«
»Eine bessere kriegst du nicht«, antwortete Dominik.
»Gut, Professor, ich nehme sie an.«
»Ich glaube, ein bisschen Gesellschaft ist mir ganz recht. Früher ging es mir ja am besten, wenn ich allein war. Aber es hat sich einiges geändert. Es war schön mit Summer, aber ich habe es vermasselt.«
»Ich weiß, was dein Problem war, Dominik. Du hast nie gewusst, was du wirklich wolltest.«
»Damit hast du wohl recht.«
»Du brauchst eine Lehrmeisterin.«
»Meinst du? Das wäre ein interessanter Rollentausch für mich.«
»Willst du mich haben?«
Was wollte Lauralynn damit sagen?
Sie sah seine Verwirrung. »Du weißt vielleicht eine Menge über Bücher und andere Dinge, die mir schleierhaft sind, aber es gibt vieles, was ich dir beibringen könnte, Dominik. Und zwar über Frauen, Lust, Kontrolle und wie die Menschen überhaupt so ticken.«
»Ist das eine Einladung?« Dominik grinste.
»Und der
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