80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
besonders auf Spielzeug stehst, oder?«
»Dein Instinkt trügt dich auch hier nicht«, sagte Dominik.
»Victor schon«, bemerkte Lauralynn. »Der steht total auf solche Sachen. Besonders mag er Spreizstangen. Ich finde ja, dass sie bei Frauen gut funktionieren, aber Typen bekommen damit immer Krämpfe. Die meisten jedenfalls. Schwule hingegen vertragen das und noch so manches andere ziemlich gut. Mit denen habe ich allerdings seltener zu tun. Die bleiben meist unter sich und haben wohl ihre eigenen Rituale«, fügte sie hinzu. Dominik glaubte eine Spur von Bedauern herauszuhören.
Es war Mittag, und die Sonne stand hoch am Himmel. Eine sanfte Brise strich durch das Laub der Bäume. Lauralynn wischte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel.
»Ist es nicht herrlich hier?«, sagte sie zu Dominik und blinzelte in die Sonne. Er hatte mittlerweile sein Leinensakko abgelegt. »Wahrscheinlich der letzte schöne Tag des Jahres. Tja, London eben. Ich liebe die Sonne.«
Er lächelte ihr zu.
Ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie setzte sich auf, streckte sich und zog mit einer raschen Bewegung ihre enge Bluse aus. Einen BH trug sie nicht. Seine Augen wanderten über die dünnen Piercings in ihren Nippeln, die sich mit ihrem zarten Rosa schamlos darboten, dann zu dem blauen Tattoo auf ihrer linken Schulter, einem chinesischen Schriftzeichen. Sie drehte sich auf den Bauch, streifte die verblichene kurze Jeans ab und nahm ein Sonnenbad im Stringtanga. Die Hügel ihrer Pobacken beschrieben eine mathematisch perfekte Kurve – eine geometrische Sinfonie. Der Tanga war etwas verrutscht und enthüllte nahtlose Bräune, ein Zeichen, dass sie nackte Sonnenbäder gewöhnt war.
Männliche Spaziergänger verlangsamten den Schritt, um sich an ihrem Anblick zu weiden, während ihnen von Familien, die wie sie auf der Wiese lagen, böse Blicke zuflogen. Es hatte etwas ungeheuer Provokantes, wie sie sich unbekleidet räkelte und ihren blanken Hintern der Sonne entgegenreckte.
Sie war schamlos, und sie wusste es.
So wie sie mit weit gespreizten Beinen in diesem öffentlichen Park dalag, sah es zumindest von Weitem so aus, als wäre sie splitternackt.
Bevor sie sich auf den Bauch gedreht hatte, hatte Dominik noch gesehen, dass sich unter dem winzigen, dünnen Stoffdreieck die tiefe Spalte ihrer Möse abzeichnete.
Dominik mochte Lauralynn. Vielleicht, so dachte er, könnten sie wirklich gute Freunde werden.
Er zog sich das Hemd aus, um ebenfalls die letzten Sonnenstrahlen des Jahres auf der Haut zu spüren.
Bald dösten sie beide ein, umfangen von träger, spätsommerlicher Wärme.
Allerdings träumte Dominik von Summer, nicht von Lauralynn.
3
ZÄRTLICHE FESSELN
Erste Schatten fielen auf den kleinen Hinterhofgarten vor dem noch kleineren Fenster meiner Wohnung im East Village. Das Dämmerlicht reichte kaum noch, um mich im Spiegel zu betrachten, sodass ich in meinem Korsett beinahe wie eine Mumie aussah oder wie eine dieser absonderlichen Gestalten in einem viktorianischen Varieté.
Mit seiner stählernen Umarmung schnitt mir das Mieder tröstlich tief ins Fleisch.
Ich löste die Bänder am Rücken und beugte mich vor, um die Metallhäkchen vorsichtig aus den Ösen an der vorderen Verschlusskante zu lösen. Die Korsettstangen hatten ein interessantes Muster im Art-déco-Stil auf meinen Rumpf gezeichnet; von meiner Taille liefen symmetrisch parallele Rillen, knallrot auf weiß, hoch bis zum Brustansatz.
Meine Mitbewohner und ich waren gerade eben erst von einem Freiluft-Konzert am Union Square zurückgekommen, Teil einer vierwöchigen lockeren Veranstaltungsreihe, mit der im Vorfeld des Thanksgiving-Fests amerikanische Komponisten geehrt werden sollten. Es war Anfang November, und die Sonne ging deutlich früher unter; kaum war sie fort, herrschte die klamme Kälte, die der Herbst nun einmal mit sich bringt. Um noch ein bisschen frische Luft zu genießen, ehe der Winter die Stadt in seinen eisigen Griff nahm und alle bis auf die hartnäckigsten Raucher nach drinnen verbannte, waren wir noch ein Weilchen in einer Dachterrassenbar in Midtown Manhattan gewesen.
Ich hatte bei unserem Auftritt das schwarze Unterbrustkorsett getragen, das Dominik mir einst mit der Anweisung geschenkt hatte, es bei einer von Charlottes Partys in London anzuziehen. Eng geschnürt unter dem Etuikleid aus dünnem, schwarzem Strickstoff, wärmte es mir weit mehr als nur den Oberkörper.
Es schien mir eine Ewigkeit her zu sein, dass ich meinen
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