80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
»würde ich sie nicht so mutterseelenallein in New York oder sonst wo lassen. Du könntest sie leicht verlieren.«
»An Victor?«
»Gut möglich. Aber er ist nicht der einzige Wolf, der da draußen herumschleicht. Sie ist genau die Art von Sub, nach der sich manch einer von uns die Finger leckt. So ein Mädchen würde jeder gerne brechen.«
»Brechen?«
»Ihren Geist. Sie ist stark, soviel ist klar, aber niemand kann allzu großem Druck standhalten. Ich habe das Gefühl, dass sie es ziemlich locker sieht, was sie ihrem Körper zumutet oder wie sie anderen erlaubt, ihn zu benutzen. Deshalb werden die Alphatiere sich bestimmt direkt auf ihren Geist stürzen. Sie werden versuchen, sie nach ihrem Willen zu formen. Und ist der Geist erst einmal gebrochen, kann man ihn nicht mehr zusammensetzen. Ich glaube, sie versteht nicht, dass es ab einem bestimmten Punkt kein Zurück mehr gibt.«
»Wie melodramatisch, Lauralynn.«
»Mag sein … Aber Dominanz gibt es in vielen Varianten, Dominik. Für einige geht es dabei um Macht. Andere sehen darin mehr ein Spiel …«
Er fiel ihr ins Wort, um seinen Standpunkt darzulegen. »Macht interessiert mich nicht, und die Geschichte mit Summer ist für mich kein bloßes Spiel. Ich möchte, dass sie stark ist. Ich möchte sie nicht ›brechen‹, wie du es ausdrückst. Ich möchte erleben, dass sie stärker wird, dass sie ihre Prägung akzeptiert. Das bereitet mir Lust, nicht die Kontrolle. Wenn sie ihre Gefühle akzeptiert …«
»Da bist du jetzt aber auf sehr dünnem Eis, Dominik. Einige würden ein ziemlich drastisches Wort dafür nehmen.«
»Und du?«, fragte er. »Wenn du mit anderen spielst, worum geht es dir dann? Um Kontrolle oder um etwas anderes?«
»Es geht darum, wer den stärkeren Willen hat. Manchmal ist es ein grausames Spiel, aber es ist ein Spiel. Anfangs dachte ich, wir würden in derselben Liga spielen, aber du bist viel weicher, Dominik. Das wird mir jetzt klar. Meine Hochachtung. Du folgst nicht einfach blind deinem Schwanz.«
»Das will ich doch hoffen. Obwohl ich ihn auch nicht gerne vernachlässigt sehe.« Er lächelte.
»Was immer auch passiert, Dominik, lass uns Freunde bleiben.«
»Das wäre schön.«
»Mit Victor ging es immer um das nächste Opfer; er war unermüdlich. Anfangs fand ich das unterhaltsam, aber er hat etwas wirklich Bösartiges, ein tief sitzendes Verlangen, seine Subs, seine Sklaven seinem Willen zu unterwerfen. Sei auf der Hut.«
»Danke für den Tipp«, sagte Dominik.
Er hatte nun schon seit einigen Tagen versucht, Sommer in New York zu erreichen; aber wann immer er anrief, meldete sich nur die Sprachbox, und langsam begann er sich Sorgen zu machen. Sie hatte versprochen, ihn über eventuelle Abenteuer dort auf dem Laufenden zu halten, sich aber bisher nur sporadisch und kurz angebunden gemeldet. Ob sie wirklich offen zu ihm war?
»Bei mir steigt morgen Abend eine kleine Party mit ein paar meiner Spielgefährten, aber vielleicht lade ich noch einige andere Leute ein. Hättest du Lust zu kommen? Zum Zuschauen vielleicht?«, fragte Lauralynn.
»Stört es denn deine … Zöglinge nicht, wenn ein Fremder anwesend ist?«, fragte er.
»Nicht im Geringsten. Sie sind es gewohnt zu dienen und machen, was man ihnen sagt. Obwohl du vermutlich nicht auf Männer stehst, oder? Das ist vielleicht nicht so ganz dein Ding?«
»Nein«, bestätigte Dominik, der Lauralynn nicht verraten wollte, dass er erst vor Kurzem mit dem Gedanken gespielt hatte, sich von einem Mann ficken zu lassen, nicht weil er geil darauf gewesen wäre, sondern um besser zu verstehen, was es bedeutete, sich unterzuordnen. Viele Doms, so hörte man in der BDSM -Szene oft, hatten als Subs begonnen. Das half ihnen, die Dynamik besser zu verstehen. Dominiks Problem war nur, dass er sich von Männern nicht angezogen fühlte. Ihre Schwänze faszinierten ihn vielleicht noch, ja, aber nicht ihre Gesichter und ihre Persönlichkeit. Zuschauen mochte interessant und lehrreich sein, aber irgendwie war er auch dazu noch nicht bereit.
»Vielleicht ein andermal«, antwortete er, darauf bedacht, sich die Möglichkeit offenzuhalten. Gerade in diesem Augenblick jedoch waren seine Gedanken ganz bei Summer und den vielen lustvollen Dingen, die er sich mit ihr vorstellen konnte.
»Schade«, sagte Lauralynn. »Ein neues Gesicht in der Runde wäre nicht schlecht. Ich könnte dir eine Menge beibringen«, fuhr sie fort.
»Das glaube ich gerne.«
»Mein Gefühl sagt mir, dass du nicht
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