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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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etwas auszudrücken, Victor.«
    »Ein hübsches jedenfalls. Und eine begnadete Geigerin. Inzwischen ein richtiger kleiner Star, wie man so hört?«
    »Ja.«
    »Seid ihr wieder zusammen? Bist du ihretwegen nach New York gekommen?«, fragte Victor.
    »Zusammen? Nicht ganz«, log Dominik, »aber wir sind in Kontakt.«
    »Wunderbar. Damals bei dir zu Hause, als du mir freundlicherweise erlaubt hast, ihr beim Geigenspiel zuzusehen …« Victor legte eine Pause ein. Ganz sicher stellte er sich jetzt vor, wie Dominik damals von Summer verlangt hatte, nackt mit verbundenen Augen zu musizieren, während ein Fremder – nämlich er – zusah. Und Dominik musste daran denken, wie sich eines aus dem anderen ergeben hatte und er dann Summer vor den Augen dieses Mannes gevögelt hatte.
    »Ja?«
    »Sie ist zu stolz. Sosehr sie eine Sklavin ihrer Lust zu sein scheint, sie hat ein Problem damit – man kann es ihren Augen, ihrer Haltung ansehen. Sie wehrt sich gegen ihre ureigensten Bedürfnisse, ihre Natur.«
    »Wirklich?« Dominik konnte nicht leugnen, dass in Victors Worten ein Körnchen Wahrheit steckte.
    »Sie ist ein Wildpferd«, fuhr Victor fort. »Manche Frauen müssen erst gebrochen werden. Das gehört zum Ritual. Sie müssen akzeptieren, wer sie sind, tief in ihrem Innern, und dann kann man sie wiederaufbauen, Stück für Stück. Mit dem Unterschied, dass man dann die Kontrolle über sie hat.«
    »Hm … ich kenne Summer ganz gut«, bemerkte Dominik abweisend. »Und glaube nicht, dass ich fremde Hilfe brauche.«
    »Ich wollte dir bloß einen Tipp geben«, sagte Victor. »Das war nur so eine Bemerkung am Rande. So oder so, jedenfalls nett, dich wiederzusehen. Hast du schon was vor? Jetzt gleich, meine ich? Ich kenne da ein wundervolles ukrainisches Restaurant an der Second Avenue in der Nähe des St. Mark’s Place. Die Piroggen und der gefüllte Kohl schmecken dort wie zu Hause. Willst du nicht mitkommen? Ich lade dich ein. Wir müssen unsere Freundschaft erneuern.«
    Dominik sah das unverhohlen verschlagene Lächeln, für das Victors exakt getrimmter grauer Bart den perfekten Rahmen abgab. Irgendetwas führte er im Schilde. Aber was kümmerte ihn das, das Spiel ging jedenfalls weiter.
    »Warum nicht«, antwortete er.
    Summer war im Loft gewesen und hatte den größten Teil ihrer Garderobe von ihrer Stange im begehbaren Kleiderschrank mitgenommen. Außerdem hatte sie die Waschmaschine gefüllt, die noch im Schleudergang lief, als Dominik nach Hause kam. Sie hatte nicht einmal einen Zettel mit einer Bemerkung über seine Abwesenheit oder auch nur einem Hallo hinterlassen.
    Allerdings hatte sie eine Weile auf dem Bett gelegen, der Duft ihres Parfüms hing noch im Raum.
    In dieser Nacht träumte er von ihr.
    Und von Wildpferden.
    War das Summers Art, ihn zu quälen, ihn für sein Stelldichein mit Lauralynn und Miranda zu bestrafen?
    Besser hätte sie es jedenfalls nicht hinbekommen können.
    Von plötzlicher Neugier gepackt, sah Dominik Summers Garderobe durch und bemerkte, dass ihr Korsett fehlte. Als sie nach Kanada gefahren war, hatte es noch da gehangen, das wusste er genau. Doch für ihre Tour an der Ostküste hatte sie es offenbar eingepackt.
    Sie schien also seine Anweisung befolgen zu wollen, sich für die eine oder andere Nacht einen Mann zu suchen. Dieses Korsett für jemand anderen zu tragen, war allerdings nicht vorgesehen gewesen. Damit gab sie ihm zu verstehen, dass sie ihn ernsthaft betrügen wollte. Sie stach nicht nur zu, sie drehte das Messer auch noch in der Wunde. Verdammt noch mal, Summer!
    Sie hatten sich den begehbaren Kleiderschrank aufgeteilt: ihre Klamotten auf der linken Seite, seine auf der rechten. Seine Garderobe war funktional und farblich ziemlich eintönig – zumeist schwarze Hosen, ein paar Anzüge, bis auf einen alle schwarz, jede Menge T-Shirts, ein paar Dutzend Hemden, weiß, schwarz, auch ein paar blaue darunter, mehrere dunkle Kaschmirpullover und der obligatorische Smoking für langweilige offizielle Anlässe. Den nahm er jetzt vom Bügel.
    Victor hatte ihn zu einer kleinen, von ihm organisierten Abendveranstaltung in Brooklyn eingeladen.
    »Ein wenig formell, mein Freund«, hatte er gesagt. »Aber ich bin mir sicher, du wirst dich gut unterhalten.«
    Nach fünf Minuten Fußweg von einer Station der Linie F, vorbei an einer ganzen Reihe kleiner Lokale mit ausländischen Spezialitäten, erreichte er das zweistöckige Backsteinhaus, dessen steile Eingangstreppe zu einem hölzernen Vorbau

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