80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
fast zu weit ging, bis zum Abgrund, und sich erst im allerletzten Moment zurückriss. Viggo hatte noch nie einen Mann und eine Frau mit solcher Hingabe ficken sehen; es hatte ihm wahre Schauer über den Rücken gejagt.
Nach dem tragikomischen Vorfall mit dem Tresorraum hatte er den beiden angeboten, nach oben zu gehen. Natürlich wusste er, dass sie im Bett landen würden, direkt unter dem Auge seiner verborgenen Kamera. Die Versuchung, sie einzuschalten, war einfach zu groß gewesen. Als sie so ungewöhnlich lange im Bad blieben, hatte er beinahe aufgegeben, weil er fürchtete, den ganzen Spaß bereits verpasst zu haben. Doch schließlich waren sie aufgetaucht, in weiße Handtücher gehüllt, hatten einander umkreist wie ausgehungerte Raubvögel, bereit, sich aufeinander zu stürzen und sich der hinreißenden Raserei zu ergeben.
Viggo hatte kein schlechtes Gewissen, sie dabei beobachtet zu haben. Sie würden es nie erfahren, es würde sie nicht verletzen. Das Einzige, das er flüchtig bedauerte, war, dass er außer der Kamera nicht auch noch ein Mikrofon installiert hatte.
Am besten, er ließ das Überwachungssystem nun entfernen. Niemand konnte Summer und Dominik gleichkommen. Niemand würde noch einmal diese Intensität erreichen, deren Zeuge er geworden war. Schließlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist.
Er schob das Bücherregal wieder vor den kleinen Bildschirm.
Dominik und Summer schliefen jetzt vermutlich.
Vielleicht sollte er auch ins Bett gehen, sich noch einmal ihre Umarmungen vergegenwärtigen und in diesen Erinnerungen schwelgen. Luba musste bald aus der Galerie zurückkommen. Sie hatte ihn ähnlich verzaubert, als er sie zum ersten Mal tanzen sah. Augenblicklich hatte er gewusst, dass er sie haben wollte. Sie hatte rasch eingewilligt, auch wenn ihm klar gewesen war, dass sie niemals jemandem gehören würde und er für sie nur ein Zwischenstopp war, zwar bequem und angenehm, aber eben nur ein Rastplatz. Hm … daraus ließ sich vielleicht ein Song basteln, dachte Viggo.
Er ging hinunter in sein Studio und setzte sich ans Keyboard. Seltsam, wie Ideen, Worte, Melodien einem so zufliegen. Aus dem Nichts, unverhofft.
Dominik wachte auf, rieb sich die Augen und versuchte, sich in dem fremden Zimmer zu orientieren. Sie hatten am Abend zuvor vergessen, die Vorhänge zuzuziehen, das Schlafzimmer lag nun im hellsten Sonnenschein.
Summers weicher Hintern ruhte an seinem Bauch. Sie schlief noch, sanft und leise atmend.
Als er ihren Hals küsste, regte sie sich.
Er schaute auf seine Armbanduhr, die er nicht abgelegt hatte, und wunderte sich, dass es erst Vormittag war.
Als Summer lächelnd die Augen aufschlug, fragte er sie: »Hast du viele Sachen hier?«
»Nein. Nur das, was man so täglich braucht. Das meiste von meinem Zeug ist bei Chris.«
»Wenn wir aufgestanden sind, möchte ich, dass du alles zusammenpackst. Hier. Und bei Chris. Wir holen es dann ab. Du ziehst bei mir ein. Wir leben zusammen.«
»Wirklich?«
»Ja.« Er meinte es vollkommen ernst.
Summer nickte. Sie würde es versuchen. Beim ersten Mal, in New York, hatte es nicht geklappt. Aber sie war bereit, ihnen beiden eine zweite Chance zu geben.
Dann gähnte sie und rollte sich auf die Seite. »Mein Gott, bin ich hungrig. Und vor allem brauche ich einen Kaffee.«
»Ich bin auch total ausgehungert«, meinte Dominik. Als Letztes hatte er ein kleines pain au chocolat von der Patisserie Valerie gegessen, am Morgen zuvor, als er sich auf den Besuch von Viggos Haus vorbereitet hatte. Danach hatten sich die Ereignisse überschlagen.
Nachdem er sich von der angenehmen Wärme gelöst hatte, die Summers nackter Körper ausstrahlte, rekelte er sich und stieg aus dem Bett. Er blickte auf sie und die verdrehten Laken, ihre rote Mähne wellte sich über das Kissen. Sein Schwanz zuckte. Sie lächelte ihn an.
Er schlüpfte in seine schwarze Hose und reichte ihr das weiße T-Shirt, das sie am Vortag getragen hatte. Sie streifte es sich über den Kopf und setzte sich auf den Bettrand. Und wartete darauf, dass er ihr noch etwas anderes gab, das Höschen oder ihre Jeans, aber er schaute sie nur freundlich lächelnd an.
Summer erhob sich vom Bett. Das knittrige T-Shirt reichte ihr nur bis zum Nabel und ließ ihren Hintern und ihre Möse frei. Es war eine besonders intime Art, nicht angezogen zu sein, natürlich und doch schamlos; so mochte man zu Hause herumlaufen, wenn man keine Gaffer zu fürchten hatte.
»Komm.« Dominik winkte ihr.
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