80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Wolke hatte sich eine böse Vorahnung auf mich gelegt.
Mein Handy war noch dort, wo ich es hingelegt hatte, auf der Armlehne der Panther-Chaiselongue.
Ich tippte meinen Code ein.
Chris hatte sich gemeldet. Drei verpasste Anrufe, eine Nachricht auf der Sprachbox und eine SMS .
»Deine Geige ist weg.«
6
IM SEEBAD BRIGHTON
Der geregelte Tagesablauf an der Universität war für Dominik immer eine Art Stütze gewesen. Er wusste stets, wann er Vorlesungen und Seminare vorbereiten, Hausarbeiten korrigieren und an welchen Tagen er aus dem grünen Hampstead im Norden Londons, wo er wohnte, in das graue, quirlige Zentrum der Stadt fahren musste.
Doch nun, da er das Leben eines Professors gegen das eines freien Schriftstellers eingetauscht hatte, fühlte er sich seltsam ungebunden, trieb ohne festen Anker in einem Meer von Unschlüssigkeit, war wie ein Sklave an seine Tastatur und das kalte Leuchten seines Computerbildschirms gefesselt. Es mangelte ihm zwar nicht an Inspiration, oft genug aber an den richtigen Worten.
Hatte er einmal sein Tagesziel an Seiten geschafft, lagen noch viele leere Stunden vor ihm, in denen allerlei Versuchungen lauerten. Manchmal ging ihm die Arbeit besonders leicht von der Hand, und da er seit jeher ein Frühaufsteher war, hatte er dann sein Pensum nicht selten schon am frühen Vormittag geleistet und konnte sich mit einem späten Frühstück belohnen. An anderen Tagen jedoch quälte er sich ziemlich und hatte am Ende mehr Zeilen gestrichen, als neue hinzugefügt.
Er war allerdings schon immer sehr diszipliniert gewesen, und so hielt er durch. Am Ende der Plackerei lockten lange Stunden freier Zeit, die er ohne schlechtes Gewissen mit Büchern und DVD s verbringen konnte. Oft surfte er auch im Internet umher und sah sich mit einer gewissen Distanz und mehr zu seiner Zerstreuung als aus wirklichem Interesse die einschlägigen Kontaktseiten an.
Zu jedem Namen auf dem Bildschirm fielen Dominik Episoden aus seiner Vergangenheit ein, in denen Frauen mit demselben oder einem anderen Namen – sie alle verschmolzen in seiner Erinnerung – eine Rolle gespielt hatten und ihn zu dem gemacht hatten, der er nun war. Christel, das deutsche Au-pair-Mädchen, das in einer Dachkammer gewohnt hatte. Sie war mindestens zehn Jahre älter gewesen als er, aber er hatte sich vor Sehnsucht nach ihr verzehrt, seit sie einmal in seiner Gegenwart geduscht hatte, ohne auf ihn (oder seinen steifen Schwanz) zu achten. Er hatte damals in einer Jugendherberge im Vallée de Chevreuse gewohnt und war ein ganzes Wochenende kreuz und quer durch die Gegend gestreift, um sie zu finden. Oder Catherine, die erste Frau, die ihm das Herz gebrochen hatte, als er herausfand, dass sie mit einem anderen schlief. Nach ihr kam noch eine lange Reihe von Catherines, Kats, Cats, Kates und Kathryns. Und dann war da Maryann gewesen, die amerikanische Austauschstudentin, mit der er alles anstellen konnte, was ihm einfiel, solange er nur die Finger von ihren Brüsten ließ. Auf sie folgte Danielle, deren sexueller Heißhunger ihm anfangs unheimlich gewesen war und die er, wie er sich zu seiner Schande eingestand, im Stich gelassen hatte, als sie seine Hilfe benötigte. Dann Aida, die seinen Schwanz gelutscht hatte wie keine andere und einfach unersättlich gewesen war. Die Liste war lang. Rhoona, die sich nach seinen Schlägen gesehnt hatte. Parvin, die darauf bestanden hatte, ihr Top anzubehalten, weil sie ihren Bauch zu rund fand. Rebecca, die immer geweint hatte, wenn sie einen Orgasmus bekam, und anschließend in eine tiefe Depression fiel. Und obwohl sie jedes Mal hoch und heilig versprochen hatte, es würde nicht wieder passieren, geschah es immer wieder.
Und dann war da natürlich Kathryn gewesen.
Mit ihr hatte sich alles geändert.
Wie sie ihn mit ihren grünen Augen angebettelt hatte, ihr den Hals zuzudrücken, wenn er sie fickte. Wie sie ihn angefleht hatte, brutal bis zum Äußersten mit ihr umzugehen, ihr die Arme festzuhalten, bis sie Druckspuren auf ihren Handgelenken bekam, sie gnadenlos an den Haaren zu zerren, wenn er sie von hinten nahm, ihr fester und immer fester in die Nippel zu beißen. Ihre ständige stumme Forderung, immer weitere Grenzen zu überschreiten.
Für ihn gab es eine Zeit vor Kathryn und eine Zeit nach Kathryn.
Seitdem übernahm er im Schlafzimmer, oder wo sonst immer der Sex stattfand, verstärkt die Führung, er dominierte seine Geliebten, weil es ihm entsprach und gefiel, und entdeckte zu seiner
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