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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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ein paar Tage am Meer genau das Heilmittel für meine künstlerische Krise.
    »Hat einer von euch Luba gesehen? Die Tänzerin?«, fragte ich nach dem Frühstück. Ich wollte erfahren, ob sie Eric aufgetrieben hatte, den Roadie, der für den Transport des Equipments verantwortlich gewesen war.
    »Heute noch nicht«, meinte Dagur. »Ich dachte, sie sei zu euch ins Bett geschlüpft.«
    Ich wurde rot. Scheinbar meinte er es ernst. Er hatte offenbar mitbekommen, welche Wirkung sie auf mich ausübte.
    »Nein«, antwortete ich. »Ich habe sie seit gestern Nacht nicht mehr gesehen.«
    »Keine Angst, ich kümmere mich um deine Geige, Summer«, erbot sich Chris. Er erriet meine Sorge, ohne dass ich sie aussprechen musste.
    Als die Band loszog, um ihre Ausrüstung zu holen, und Fran zu ihrer Schicht in der Bar aufbrach, war Viggo noch nicht aufgetaucht. Beinahe hätte ich Chris begleitet, doch eine innere Stimme riet mir zu bleiben. Deshalb sagte ich den anderen, ich wolle mich erst noch von Viggo verabschieden. Chris und Fran musterten mich misstrauisch.
    »Du bist doch sonst nicht so gefühlsbetont«, meinte Fran. »Hast du dich etwa verliebt?«
    Natürlich protestierte ich heftig, doch im Stillen musste ich zugeben, dass mir Viggo gefiel. Er hatte Humor und etwas Schalkhaftes an sich, das ich ausgesprochen reizvoll fand – von seinem Wunsch und Können, mich zum Orgasmus zu bringen, mal ganz abgesehen. Zugleich machte ihn sein Hauch von Arroganz schwer einschätzbar, und ich mochte es, wenn mir nicht alles in den Schoß fiel.
    Also setzte ich mich in Viggos weitläufiges, karg möbliertes Wohnzimmer, um mit dem Handy meine E-Mails zu checken und im Internet zu surfen, bis Viggo aufwachte oder Luba sich zeigte.
    Susan hatte mir zwei Mails geschickt. In beiden erkundigte sie sich nach meinen Plänen und riet mir unmissverständlich, mich mit ihr in Verbindung zu setzen, damit wir über meine Zukunft sprechen konnten. In einer anderen berichtete mir Simón mit freundlichen Worten von seinem gegenwärtigen Leben. Er wollte noch eine Weile in Venezuela bleiben, und das Orchester hatte befristeten Ersatz für ihn engagiert. Plötzlich überkam mich Sehnsucht nach ihm, nach New York und nach unserem gemeinsamen Leben. Wir waren zwar nicht die Richtigen füreinander gewesen, aber trotzdem hatte ich ihn geliebt, und mir fehlten seine Warmherzigkeit, seine Gesellschaft und sein stillschweigendes Verständnis für meine Karriere und das anstrengende Leben einer klassischen Musikerin.
    Simón und ich hatten auf vielen Ebenen so gut zueinandergepasst, dass ich mich manchmal fragte, ob wir uns nicht schlicht mehr hätten bemühen müssen. Doch er hatte seine Wahl getroffen, und in gewisser Weise war ich froh, dass er mir die Entscheidung abgenommen hatte und ich weder mir noch ihm eingestehen musste, dass mir der richtige Sexpartner wichtiger war als jemand mit all den Qualitäten, die er zu bieten hatte.
    Vanilla-Sex war eine Zeit lang ja gut und schön und irgendwie auch scharf, doch auf lange Sicht mochte ich mich nicht auf jemanden einlassen, der nicht auf die gleichen Praktiken stand, nach denen ich mich verzehrte: düstere Dinge, die gefährlich waren und die wehtaten. All das, was mit Dominik so viel Spaß gemacht hatte.
    Bei dem Gedanken an Dominik fühlte ich mich unbehaglich und begann, rastlos durchs Zimmer zu gehen. Ich strich mit den Fingerspitzen über Wände und Möbel, um ihre raue Oberfläche zu spüren. In Gedanken ließ ich noch einmal Lubas Tanz vor mir ablaufen, und trotz der zahllosen Orgasmen der letzten Nacht und trotz meiner geschundenen Schamlippen wurde ich wieder geil. Vor allem aber sehnte ich mich danach, die Bailly in Händen zu halten, um mit den Melodien, die ich ihr entlocken würde, das brodelnde Gefühlschaos in mir zu beruhigen.
    Viggo hatte erwähnt, dass er im Keller eine Reihe von Instrumenten aufbewahre. Ich zögerte allerdings, sie mir ohne seine ausdrückliche Genehmigung anzuschauen, denn normalerweise schnüffelte ich nicht herum. Doch es ging mir nicht ums Spionieren, sagte ich mir, ich wollte mir nur etwas ausleihen, das er mir zwölf Stunden zuvor angeboten hatte.
    Nach kurzer Suche fand ich die Tür zum Untergeschoss und ging zögerlich die Wendeltreppe hinunter. In einem Haus wie diesem hätte man eigentlich einen Aufzug erwartet, doch ich hatte keinen entdecken können. Unter dem Erdgeschoss mit der großen Ausstellungsfläche und der offenen Küche, wo wir gefrühstückt hatten,

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