80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
anderen Frau hätte das aufgesetzt oder wie ein misslungener Versuch gewirkt, mit der Mode zu gehen, doch in ihrem Fall war es ein Wink. Ein sehr dezenter Wink. Nun verstand er, was sie gemeint hatte. Anders als erwartet, hatte sie sich weder in aggressives schwarzes Leder geworfen, noch versuchte sie, sich mit einer zerfetzten Jeans einen punkigen Anstrich zu geben, sondern war in einer erstaunlich sittsamen beigen Bluse und einem dunkelbraunen Faltenrock erschienen, der ihr bis über die Knie reichte. An beiden Handgelenken trug sie das gleiche dünne Silberarmband. Und dass sie kein Problem mit ihrer Körpergröße hatte, bewiesen ihre flachen Ballerinas.
Ihre Gesichtszüge hatten etwas Schelmisches und ließen sie viel jünger erscheinen, als sie vermutlich war. Eine kleine, keck nach oben zeigende Nase, ein schwach ausgeprägtes Kinn, aber volle, rote Lippen, dunkelgrüne Augen und ein natürlicher, unschuldig anmutender Anflug von Röte auf den ausgeprägten Wangenknochen. Außerdem hatte sie offenbar eine gute Figur, obwohl ihre Kurven unter der weiten Bluse kaum zu erkennen waren.
Liana schaute zu ihm auf.
»Bist du zufrieden mit dem, was du siehst? Bis jetzt?«, fragte sie ihn.
»Durchaus.«
Während der letzten Tage hatte Dominik diese Begegnung im Geist immer wieder durchgespielt. Er hatte sich ausgemalt, was er gern mit Liana erleben und ausleben wollte, wie er das Beste aus ihrer offensichtlich vorhandenen Veranlagung herausholen konnte, wie er sie dazu bringen würde, mit Haut und Haar ihm zu gehören. Nun fiel ihm wieder einmal auf, wie unsicher er immer in dieser Situation war. Sollte er ihr etwas zu trinken anbieten, einen Kaffee oder vielleicht etwas Alkoholisches, und erst einmal harmlos mit ihr plaudern, bevor es irgendwann ganz unvermeidlich intim würde? Sollten sie gemeinsam über die Promenade spazieren, als wären sie ein richtiges Paar? Oder direkt das nur wenige hundert Meter entfernte Hotel ansteuern? Vielleicht sollte mal jemand einen Ratgeber zum Thema Kennenlernen in der BDSM -Szene schreiben.
Schließlich gingen sie gleich aufs Zimmer.
Der Aufzug, der sie ins oberste Stockwerk brachte, war so eng, dass Liana ganz nah an ihn heranrücken musste. Der Rucksack behinderte ihre Bewegungen.
»Küss mich«, befahl ihr Dominik.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und er neigte den Kopf, damit sich ihre Lippen treffen konnten. Ihr Atem roch nach Pfefferminzkaugummi.
»Ich habe das Zimmer nicht ausgesucht, es war kein anderes mehr frei. Ich weiß, es wirkt ein bisschen albern«, entschuldigte er sich, als er die Tür aufschloss und Liana den Blick auf die knallige Dekoration freigab.
»Alle Achtung«, sagte sie angesichts der gerahmten Dessous, die wie kostbare Gemälde an den Wänden hingen. »Todschick. Obwohl das meiste davon wohl leider nicht meine Größe ist …«
Sie ließ den schweren Rucksack von den Schultern gleiten.
»Was schleppst du denn da alles mit dir herum, deinen gesamten Hausrat?«, fragte Dominik.
»Keineswegs«, antwortete Liana. »Bloß ein paar Kleinigkeiten. Spielzeug …«
»Findest du das nicht ein wenig voreilig? Habe ich gesagt, du sollst was mitbringen?«
»Nein, aber nach unserem Chat hatte ich den Eindruck, dass du selbst keines hast …«
»Wahrscheinlich brauchen wir auch keines.«
»Oh …« Sie lächelte.
Dominik warf die Zimmerschlüssel auf den Nachttisch und schaute sie an. »Aber nun will ich dich erst mal sehen. Zieh dich aus.«
»Jetzt gleich?«
»Ja, jetzt gleich.«
Offenbar war ihr klar, dass sie damit an dem Punkt angelangt war, an dem es kein Zurück mehr gab. Unsicher schaute sie ihn an.
»Wie wir abgemacht haben«, sagte sie fest und entschlossen. »Keine dauerhaften Spuren?«
»Selbstverständlich. Und weißt du noch dein Safeword?«
»Na klar.«
Liana zog sich aus bis auf das schmale Seidenband um den Hals und die Armbänder an den Handgelenken.
Sie war dünn und zart, hatte aber dennoch eine attraktive Figur. Das Tal zwischen ihren kleinen Brüsten war mit Sommersprossen gesprenkelt, ebenso ihre Unterarme. Ihre Nippel waren rötlich, ihre Schenkel milchweiß. Anders als auf dem Foto, das sie ihm geschickt hatte, war sie nun rasiert, sodass er eine ganze Reihe von Intimpiercings sehen konnte. Die Knospe ihrer Klitoris trug einen winzigen Ring, zwei größere stählerne Ringe hielten ihre Schamlippen auseinander.
Dominik hielt den Atem an.
Am liebsten würde er jetzt einfach dastehen und fasziniert die
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