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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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befanden sich zwei weitere Stockwerke. Das erste war für einen Keller erstaunlich hell, und es roch frisch. Wahrscheinlich gab es eine Belüftungsanlage, um den Kunstwerken an den Wänden beste klimatische Bedingungen zu bieten. Tatsächlich glich der Raum einer Galerie, so geschmackvoll waren die Gemälde an den Wänden und einige moderne Skulpturen – eigentlich eher Installationen – in der Raummitte arrangiert. Ich wusste nicht viel über bildende Kunst und konnte daher auch nicht sagen, ob die Werke echt oder Kopien, teure Originale oder Fälschungen waren. Einige wirkten auf mich eher wie Scherzartikel, Belege für Viggos ungewöhnlichen Sinn für Humor. Etwa der kleine bunte Ball, der vom Luftstrom eines Gebläses in der Schwebe gehalten wurde, als hinge er frei im Raum. Und zwar auf einer Höhe, die im Betrachter die Lust weckte, nach ihm zu greifen. Doch sogleich erinnerte ich mich an ein ungeschriebenes Gesetz, das ich fest verinnerlicht hatte: Kunst betrachtet man ehrfurchtsvoll und fasst sie nicht an. Also sah ich mir den Ball aus gebührendem Abstand an, ohne seine Balance zu stören.
    Auf der nächsttieferen Etage kam ich in einen weit dunkleren Raum mit einem Swimmingpool. Eigentlich war es eher ein Fluss als ein Becken, denn er hatte nicht die übliche Form eines Rechtecks, wand sich durch den Raum und schien nicht gechlort, sondern von Frischwasser gespeist zu werden. Er war mit Steinen ausgelegt, an seinen Rändern wuchsen Farne, und am hinteren Ende plätscherte sogar ein Wasserfall.
    Demnach stimmte das Gerücht also doch, dass Viggo Mädchen in seinem Haus Meerjungfrau spielen ließ. Auf einem Stein neben dem Wasserfall saß Luba und sah in ihrem metallisch glänzenden Badeanzug auch genauso aus, wie man sich eine Meerjungfrau vorstellt. Das nasse Trikot klebte an ihrer Haut, sodass sich ihre festen Nippel deutlich abzeichneten. Ihre langen Haare waren nass und schmiegten sich an ihre Schultern.
    Sie lächelte mich an, sagte aber nichts. Es schien, als hätte sie mich hier unten erwartet, denn sie wirkte alles andere als überrascht.
    Als meine Augen sich an das schwache Licht im Raum gewöhnt hatten, sah ich, dass auch hier Kunstobjekte an den Wänden und von der Decke hingen; sie wirkten auf mich allerdings viel ungezähmter und düsterer und schienen eher wahllos angebracht worden zu sein. So war das mächtige Geweih an seinem Platz über der Tür noch an seinem knöchernen Tierschädel. Überall standen geschnitzte Figuren von Nymphen und Fabelwesen, einige erotisch, andere furchterregend. Als ich den Blick hob, entdeckte ich über dem Pool eine Reihe von Metallskulpturen, offenbar mit Rostschutz behandelt, sodass ein Schwimmer, wenn er auf dem Rücken lag und sich treiben ließ, in den Genuss ihres Anblicks kam. An der hinteren Wand befand sich eine weitere schwere Tür. Es war die erste, die ich verschlossen fand, woraus man Viggo wohl kaum einen Vorwurf machen konnte, weil er dahinter offenbar die wirklich teuren Objekte aufbewahrte. Dafür, dass bei seinen Partys so viele Leute bei ihm ein und aus gingen, waren seine Sicherheitsvorkehrungen erstaunlich bescheiden. Er musste ein Vermögen an Versicherungsbeiträgen zahlen.
    An einer Längswand stand eine Vitrine, und darin befand sich die Instrumentensammlung, die ich gesucht hatte: Gitarren, Blasinstrumente, Geigen und Bratschen. Einige sahen neu und relativ unscheinbar aus, andere fand ich, obwohl ich keine Expertin bin, ungeheuer schön. In dem schwachen Licht und aus der Entfernung konnte ich an den wenigen Geigen keine eindeutigen Merkmale oder Signaturen erkennen.
    Da die Vitrine, wie ich feststellte, nicht verschlossen war, kämpfte ich gegen den beinahe unwiderstehlichen Wunsch an, sie zu öffnen, eines der Instrumente herauszunehmen und etwas darauf zu spielen. Doch mit Luba im Raum wagte ich es nicht. Ich konnte mir doch nicht etwas nehmen, das mir nicht gehörte, selbst wenn Viggo es mir erlaubt hatte. Im Augenblick wusste er ja nicht einmal, dass ich noch in seinem Haus war.
    Luba stand so anmutig auf, dass man sich an ein Farnblatt erinnert fühlte, das sich entfaltet. Sie hüpfte von ihrem Stein zurück auf den Seitenrand und kam zu mir.
    »Du kannst sicher sein«, sagte sie, »er hat nichts dagegen, wenn du dir etwas ausleihst.«
    Sie öffnete die Tür der Vitrine und zeigte auf die Geigen. »Er sammelt gern schöne Dinge, aber er klebt nicht am Besitz. Spielst du mir etwas vor?«
    Ob sie wohl auch zu den schönen Dingen

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