80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Überraschung, wie viele Frauen das keineswegs abschreckte, sondern – wie zum Beispiel Claudia – durchaus anmachte.
Was ihn zu Summer geführt hatte.
Dominik seufzte und klickte planlos durch die Profile der Partnerbörse, die er aus alter Gewohnheit aus den vielen Bookmarks auf seinem Laptop aufgerufen hatte.
Willige Beute oder Jägerinnen? Oder bloß ganz normale Menschen wie er, gefangen in einem Netz von Bedürfnissen, die sie zu absonderlichen Vorstellungen und Taten trieben?
Längst hatte er gelernt, in den Profilen zwischen den Zeilen zu lesen und mühelos die Nieten, die Angeberinnen und die Spaßvögel auszusortieren. Außerdem mied er Profile und Anzeigen, die sich durch Rechtschreibfehler und schlechte Grammatik auszeichneten. Sicher, das war snobistisch, aber er schätzte es nun einmal, wenn die Frauen, mit denen er ins Bett stieg, über eine gewisse Bildung verfügten. Wenn er aufgrund dieses elitären Kriteriums auf eine ganze Menge unterwürfiger Frauen verzichtete, die sich vielleicht nach seiner Dominanz gesehnt hätten, so konnte er das ohne allzu großes Bedauern verschmerzen.
Tief in Gedanken versunken, wollte sich Dominik schon aus den dunklen Winkeln des Internets zurückziehen, als ihm der Computer den Empfang einer E-Mail über seine Facebook-Seite meldete.
Wahrscheinlich ein Leser oder eine Leserin seines Buchs, jemand, der ihn zu seinem Werk beglückwünschen wollte. Obwohl sein Roman recht erfolgreich gewesen war, musste Dominik sich erst daran gewöhnen, dass seine Leser Kontakt zu ihm suchten. Es schmeichelte durchaus seiner Eitelkeit.
Es war das Übliche: Wie gut ihr die Geschichte gefallen habe und wie sehr sie sich mit der Hauptperson, die so viel von ihr habe, identifiziere. Dominik lächelte. Schön, dass das Buch immer noch Leser fand. Für ihn lag das alles schon lange zurück.
Ein grüner Punkt auf der linken Seite seines Bildschirms zeigte an, dass die Absenderin nicht nur denselben E-Mail-Provider hatte wie er, sondern auch online war. Er tippte eine Nachricht ein.
Danke für die freundlichen Worte, Liana.
Die Antwort kam umgehend.
Keine Ursache. Die Geschichte hat mir wirklich gefallen. War so bewegend. Wahnsinn, und jetzt habe ich direkten Kontakt zum Autor …
Dominik hatte angebissen, und so führte eins zum anderen. Er dachte auch kurz über die moralische Seite nach, kam aber zu dem Ergebnis, dass einer Beziehung zwischen einem Schriftsteller und einer seiner Leserinnen nichts im Wege stand. Jedenfalls konnte man sie in keiner Weise mit der zwischen einem Hochschullehrer und einer Studentin vergleichen.
Das Foto in ihrem Profil zeigte eine Frau Mitte zwanzig – sofern es ein aktuelles Foto war, natürlich. Sie arbeite in einem Büro in Brighton, schrieb sie. Die weiteren Bilder, die sie ihm nach einigen Tagen harmloser virtueller Plauderei schickte, waren etwas offenherziger und aufreizender, auf zurückhaltende Art eindeutig, aber niemals vulgär, obwohl es sich eindeutig um Amateuraufnahmen handelte. Das Aufblitzen einer Brust, der Halbmond eines Hinterns mit einer Andeutung von Striemen und Kratzern, ein unscharfes, beinahe abstraktes Bild, das ihm im ersten Augenblick wie eine sinnliche Landschaftsfotografie erschien, sich bei näherer Betrachtung aber als Nahaufnahme ihres roten Schamhaars erwies. Sie betonte regelmäßig, sie habe viel mit Elena, der Heldin seines Romans, gemeinsam, auch wenn sie aus einem anderen Land, einer anderen Zeit und aus anderen Lebensumständen stamme. Als Dominik sie fragte, ob diese unverblümten Hinweise bedeuteten, dass sie sexuell submissiv ausgerichtet sei, erhielt er prompt Antwort.
Ja.
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Vielleicht war das seine Chance für einen Neuanfang. Vielleicht konnte er es diesmal richtig machen.
Und du, Dom?
Kann schon sein, antwortete er herausfordernd. Hm … Gewöhnlich wurde er misstrauisch, wenn eine Frau sich zu ausführlich über ihre Vorlieben, Neigungen und Wünsche verbreitete. Je unbekümmerter sie von Fesselungen und Bondage-Praktiken schrieb, sich über Atemkontrolle, Seilarten, Halsbänder, Erniedrigung, Demütigung ausließ oder was immer gerade in Mode war, desto weniger war damit zu rechnen, dass sie all das auch in die Tat umsetzen würde, wenn es soweit war. Zurückhaltung hatte nicht nur mehr Klasse, sondern entsprach seiner Erfahrung nach auch eher dem, wie man in diesen Kreisen auftrat.
Liana war interessant. Sie spickte ihre Mails weiterhin mit
Weitere Kostenlose Bücher