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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Meer wieder klare Gedanken fassen. Es war noch früher Nachmittag. Die Zeit verstreicht heute so langsam, dachte er.
    Das Meer dümpelte missmutig vor sich hin, hier und da blitzten Schaumkronen auf, ansonsten erstreckte es sich als eintönige Fläche bis zum grauen Horizont. Die Überreste des alten West Pier ragten aus den flachen Wellen wie das Skelett eines verwesten Sauriers.
    Kurzurlauber und Kongressteilnehmer, die sich eine Pause gönnten, teilten sich die Promenade mit Kindern und Joggern. Dazwischen flitzten Radfahrer umher, die sich auf ihrem schlecht markierten Streifen benahmen, als wären sie allein auf der Welt. Dominik fühlte sich total ausgelaugt. Erst das Knurren seines Magens machte ihn darauf aufmerksam, dass er noch nichts gegessen hatte. Da er sich am Morgen hatte beeilen müssen, um seinen Zug am Bahnhof Waterloo zu erwischen, hatte er das Frühstück ausgelassen. Nun erinnerte er sich an die Fish-’n’-Chips-Bude vor dem Palace Pier und schlug diese Richtung ein. Mit raschen Schritten passierte er die Reihe der Hotels, das Metropole, den Betonklotz des Kongresszentrums und das Old Ship, bis er zum Pier kam.
    So schlicht das Essen war, es wärmte seinen Körper und erwies sich als wahrer Trost für seine Seele. Er schlang alles bis zum letzten Bissen hinunter und überlegte, ob er nicht ein Stück die West Street entlang zu einem kleinen Antiquariat gehen sollte, in dem er vor Jahren einmal gestöbert hatte. Dass er über Nacht blieb, hatte er bereits beschlossen, schließlich war das Hotelzimmer im Pelirocco schon bezahlt, und er hatte es nicht eilig, nach London zurückzukehren.
    Als er um die Ecke bog, fiel sein Blick auf die vielen Plakate, die vor dem Brighton Centre hingen. Außer Konferenzen und Kongressen fanden in dem verschachtelten Bau auch bedeutende Konzerte statt, und man konnte dort sogar im Sommer eislaufen.
    Er hatte hier einmal Arcade Fire gesehen, als er für ihren Londoner Auftritt keine Karten mehr ergattern konnte. Vielleicht half ihm ja Musik, auf andere Gedanken zu kommen. Allerdings schien keines der Plakate eine Veranstaltung für diesen Abend anzukündigen. Er ging hinein und suchte die Kasse.
    Doch, es gebe ein Konzert am Abend, aber es werde nicht viel Werbung dafür gemacht, und ja, natürlich könne man noch Karten bekommen, erfuhr er. Sie seien sogar recht preiswert, da es eine Art Generalprobe zum Auftakt einer Tournee sei, die die Band nicht unter den kritischen Augen ihrer Fans und der Presse abhalten wolle.
    »Und hat die Band auch einen Namen?«, fragte Dominik die Kassiererin.
    »Klar«, antwortete ihm die schlicht gekleidete Frau mittleren Alters und kramte einen Flyer hervor. »Sie nennen sich ›Groucho Nights‹. Kann nicht behaupten, schon mal von ihnen gehört zu haben. Sie haben noch eine Frau dabei, die auf der Geige klassische Musik spielt.« Sie kniff die Augen zusammen, um das Kleingedruckte lesen zu können. »Ein ausländischer Name …«
    Dominik nahm ihr den Zettel aus der Hand.
    »Summer Zahova.«
    Eine Weile stand er einfach nur still da. Er war wie vom Donner gerührt.
    »Die Groucho Nights mit Summer Zahova – nur heute Abend. Erster Auftritt in Großbritannien vor ihrer Europatournee. Zum ersten Mal mit gemeinsamem Programm.«
    »Also, wollen Sie nun eine Karte oder nicht?« Die Stimme der Kassiererin brachte ihn in die Realität zurück.
    »Ja, klar, natürlich.«
    Er gab ihr das Geld.
    Das Konzert sollte um halb neun anfangen. Also in etwa fünf Stunden.
    Er ging noch einmal zur Kassiererin zurück, die wieder in ihrer Boulevardzeitschrift blätterte.
    »Haben Sie eine Ahnung, ob die Band schon eingetroffen ist? Vielleicht für einen Soundcheck oder so?«
    »Woher soll ich das wissen?«, antwortete sie abweisend. »Fragen Sie den Gebäudemanager im ersten Stock. Vielleicht kann der Ihnen weiterhelfen.«
    Dominik eilte nach oben und suchte das Büro, wo man ihm vielleicht Auskunft geben konnte.
    Nachdem man ihn eine Weile herumgeschickt hatte, fand er endlich jemanden, der etwas wusste, nur um zu erfahren, dass die Probe nicht öffentlich und auf keinen Fall Publikum zugelassen sei.
    »Aber sind die Musiker schon da?«, fragte er.
    Und im selben Moment drang gedämpft der Klang einer elektrisch verstärkten Geige an sein Ohr. Oder war es doch nur eine Gitarre? Er kam aus den Tiefen des Gebäudes auf den unsichtbaren Schwingen eines Songs herangeschwebt.
    »Ist das die Band? Hat der Soundcheck begonnen?«
    Der Mann nickte.
    »Ich

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