80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Damals ist es eben passiert. Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, Dominik.«
»Ja, manchmal geht einfach alles schief. Ich hätte auch nicht dort sein dürfen.«
»Warst du aber.«
»Ja, war ich.«
»In den ersten Tagen war ich völlig durch den Wind. Und als ich dann zum Loft in der Spring Street kam, warst du schon weg. Bist zurück nach London …«
»Zuerst habe ich auf dich gewartet. Dann dachte ich, es ist das Beste, was ich tun kann.«
»Verstehe.«
»Und, wie läuft es in New York?«, fragte er. »In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass du jetzt mit Simón zusammen bist. Das passt ja. Musikalisch, meine ich …«
»Ich bin aus New York weggegangen.« Summer sah ihm direkt in die Augen. »Erst vor ein paar Wochen. Jetzt wohne ich wieder in London.«
»Das wusste ich nicht.«
»Ich brauchte einen Tapetenwechsel. Habe Chris und seine Jungs wiedergetroffen, und so kamen wir auf die Idee, es eine Weile gemeinsam zu versuchen. Das Konzert heute Abend ist bloß die Aufwärmübung für eine kurze Europatournee. Neue Städte, neue Musik. Eine Art Experiment.«
»Und was sagt Simón dazu?«
»Er hat damit nichts zu tun. Wir haben uns getrennt.«
Für einen Augenblick trat Stille ein. Dominik musste diese Neuigkeit erst einmal verdauen.
Summer, die seine gleichgültige Reaktion zur Kenntnis nahm, versuchte, das Gespräch in Gang halten. »Aber seit Kurzem bin ich mit jemand anderem zusammen. Wieder mal so eine Geschichte. Ich war nicht auf der Suche. Wir haben uns kennengelernt, und es hat ›klick‹ gemacht. Viggo Franck. Der Sänger und Gitarrist. Du hast sicher schon von ihm gehört?«
Er nickte.
»Und du«, fuhr Summer fort. »Bist du mit jemandem zusammen?«
Er wusste, dass er es nicht sagen sollte, aber während er noch überlegte, was es mit diesem Viggo Franck auf sich hatte, platzte es aus ihm heraus.
»Lauralynn wohnt bei mir. Du erinnerst dich doch noch an sie?«
»Sie ist zauberhaft.« Summer rang sich ein Lächeln ab. »Ich mag sie, wirklich.«
»Gut«, sagte er. »Wie schön, dass du nichts dagegen hast«, fügte er sarkastisch hinzu.
Sie tat, als hätte sie seine spitze Bemerkung nicht gehört.
Ihre Plastikbecher waren leer, aber beide hatten keine Lust, noch einmal zum Automaten zu gehen.
»Wo startet ihr mit eurer Europatournee?«, fragte er schließlich.
»Paris. In zwei Wochen.«
»Freust du dich darauf?«
»Ja, aber Chris und ich sind noch nicht ganz zufrieden mit dem Sound. Da fehlt noch was. Wir tüfteln noch. Viggo meint, wir bräuchten mehr Pep.«
»Ist er euer musikalischer Berater?
»Er hat Chris und die Band unter seine Fittiche genommen. Außerdem hat er sie bei seinem Label untergebracht. Ach, kennst du Fran?«
»Deine Schwester? Ja. Du hast mir oft von ihr erzählt.«
»Sie ist inzwischen auch in London. Wir wohnen zusammen, bei Chris in Camden Town. Ich suche noch nach einer eigenen Wohnung. Aber bis jetzt kommen wir gut miteinander klar.«
»Toll«, sagte er ohne große Begeisterung. Das Gespräch, das sich in Belanglosigkeiten verlor, begann ihn zu langweilen.
»Spielst du immer noch auf der Bailly?«, fragte er.
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Sie wurde mir gestohlen.«
»Verdammt! Wann denn? Wie ist das passiert?«
»Kurz nach meiner Rückkehr nach London. Sie ist einfach verschwunden, während eines Konzerts, aus einer schwer bewachten Garderobe. Es tut mir furchtbar leid. Ich weiß, dass sie auch dir viel bedeutet hat …«
Dominik seufzte. Nicht nur wegen der schlechten Nachricht vom Verschwinden des Instruments, sondern auch, weil Summer mit ihrer Äußerung ihre gemeinsame Vergangenheit aufgeworfen hatte.
Nun hatte er keine Kontrolle mehr über seine Worte, sie sprudelten direkt aus seinem Herzen hervor.
»Du hast mir viel bedeutet, Summer …« Sie schauten sich in die Augen.
»Ich weiß …«, hauchte sie.
»Es ist schön, dich zu sehen. Ich wollte mich schon so oft melden, habe aber nie den Mut dazu aufgebracht.«
»Ging mir genauso.«
»Aber es freut mich, dass es so gut läuft für dich. Abgesehen von der Bailly, natürlich. Das muss ein richtiger Schock für dich gewesen sein.«
»Es war furchtbar.«
»Kann ich mir vorstellen. Ich habe inzwischen ein paar interessante Dinge über das Instrument herausgefunden. Wusstest du, dass man sie auch die Angélique nennt?«
»Nein. Weshalb?«
»Aberglaube und Legenden, nehme ich an. Ich bin bei Recherchen für ein Buch darauf gestoßen
Weitere Kostenlose Bücher