80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
war wieder in Ordnung. Zumindest in diesen Stunden gehörte sie Dominik.
Als sie am nächsten Morgen, geschunden, müde und ausgelaugt aufwachten, stellte Summer mit Schrecken fest, dass ihr kaum genügend Zeit blieb, in ihr Hotel zu fahren und ihre Sachen zu packen, wenn sie die Band zur nächsten Station ihrer Europatournee begleiten wollte. Sie durfte die anderen nicht warten lassen. Bestimmt war das ganze Equipment schon in dem gecharterten Reisebus verladen. Dabei hatte sie mit Dominik eigentlich noch über die gestohlene Geige sprechen wollen.
»Ein andermal«, versicherten sie sich gegenseitig, während sie sich hastig anzogen. Als Summer zur Tür hinausstürmte, warf sie ihm noch rasch eine Kusshand zu. Dominik war enttäuscht, dass sie an diesem Morgen keine Gelegenheit mehr hatten, in Ruhe miteinander zu reden.
Über diese Nacht. Doch ein Blick auf seine Uhr machte ihm klar, dass auch ihm nur noch eine knappe Stunde blieb, bis sein Zug von der Gare du Nord abfuhr. Sein Zug zurück nach London.
9
MÄDCHENABEND
In null Komma nichts war ich beim Tourneebus.
»Meine Güte, Summer, du übertreibst es aber mit der Pünktlichkeit«, sagte Chris, als ich hineinsprang.
Fran warf mir einen besorgten Blick zu. Ich schüttelte zur Antwort nur leicht den Kopf, was so viel besagen sollte, wie: Mit mir ist alles in Ordnung, lass mich bitte in Ruhe.
Meine Schwester und Chris saßen nebeneinander. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelegt, und kaum waren wir losgefahren, waren die beiden eingeschlafen. Ella und Ted schliefen ebenfalls, auch Marija waren die Augen zugefallen. Baldo und Alex lächelten mich an und winkten freundlich zur Begrüßung, aber sie sahen beide so erledigt aus, wie ich mich fühlte. Wir hatten wohl alle eine lange Nacht hinter uns.
Ich fragte mich, was sie wohl getrieben hatten. Über die Belange meiner Schwester wollte ich nicht nachdenken, und was Chris betraf, so konnte ich mir nicht vorstellen, dass er auf ein Swingerabenteuer aus war. Er war mehr der Typ für eine feste Beziehung. Ella und Ted waren zwar nett, sprachen aber so wenig über ihr Privatleben, dass ich nicht einmal wusste, ob sie hetero, schwul oder bi waren, ob sie was miteinander hatten oder Sex sie einfach nicht interessierte. Diese Frage stellte sich bei Marija und Baldo nicht. Als wir noch zusammenwohnten, hatte mich ihr Liebesspiel abends am Einschlafen gehindert und morgens aufgeweckt. Ob sie ihre Leidenschaft allerdings auch an einem so öffentlichen Ort wie Les Chandelles, dem berühmten französischen Swingerclub, ausleben konnten, wusste ich beim besten Willen nicht zu sagen. Alex war vermutlich einfach ins Hotel gegangen. Wahrscheinlich litt er darunter, dass seine Eltern sich auf solchen Partys herumtrieben. Andererseits, wer weiß, vielleicht war er toleranter, als ich es ihm zutraute. Darüber hätte ich mich gern einmal mit Marija unterhalten, vielleicht auch mit Edward und Clarissa. Nur nicht jetzt.
Ich steckte noch in den Klamotten vom Vortag und hatte nicht einmal Zeit gefunden zu duschen, geschweige denn, mir die Haare zu kämmen oder mich zu schminken. Doch ich war so glücklich und zufrieden gewesen, neben Dominik zu schlafen, dass ich die Zeit vergessen hatte.
Gesprochen hatten wir allerdings kaum miteinander. Dazu war uns keine Zeit geblieben. Wir hatten eine wundervolle Nacht miteinander verbracht, ganz wie früher. Mühelos, als wären wir nie getrennt gewesen, hatten wir zueinander- und zu unserer ganz persönlichen Art der Liebe gefunden. Es hatte keiner Worte bedurft.
Aber ich hatte ihm nicht sagen können, wie ich mich fühlte. Das wusste ich ja selbst nicht einmal. Dann war ich in meine Kleider gesprungen und zum Bus gehetzt, kaum dass ich noch Zeit hatte, ihm einen Abschiedskuss zu geben. Nun musste ich die lange Busfahrt bis Brüssel ertragen, mit dem Geplapper meiner Bandmitglieder als einziger Unterhaltung – sofern sie überhaupt mal munter wurden. Hinter der Scheibe zogen Städte und Dörfer vorbei. All meine Gedanken waren bei Dominik.
Auf meinen Lippen brannten noch seine stürmischen Küsse, meine Nippel waren von seinen Bissen geschwollen und wund, und seine Zähne hatten kleine Kratzer in meiner Haut hinterlassen. Und ich war schon wieder feucht. Kaum war ich aus dem Bett gestiegen, hatte mich erneut die Lust auf ihn durchflutet. Jetzt fühlte ich mich überwältigt von Schmerz, Trauer und dem unstillbaren Verlangen, mit ihm zusammen zu sein.
Gern hätte ich das alles aus
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