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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Vernunft, inmitten dieser dreisten Zurschaustellung von Reichtum mit seinem schwarzen Anzug von der Stange nicht aufzufallen. Der kahlköpfige Barkeeper reichte ihm ein Glas Champagner, aber Dominik lehnte es ab. Ob er stattdessen ein Perrier oder ein San Pellegrino haben könne? Nicht weiter verwunderlich, dass der Mann neben nahezu jedem anderen Getränk unter der Sonne auch Mineralwasser gleich beider Marken vorrätig hatte.
    Obwohl er hier niemanden kannte, tat Dominik sein Bestes, sich unter die Gäste zu mischen. Er wechselte von Grüppchen zu Grüppchen, nickte hier jemandem zu und schnappte dort einen Gesprächsfetzen auf, wenn auch oft in einer Sprache, die er nicht verstand. Keiner der anderen Gäste schien seine Anwesenheit fragwürdig zu finden, dennoch fühlte er sich völlig fehl am Platz. Wenigstens war die Jacht festgemacht und durchpflügte nicht die hohe See; Dominik wurde leicht seekrank und wusste, dass er auf einem fahrenden Schiff eine jämmerliche Figur abgeben würde.
    Die Frau, die Luba zur Garderobe gebracht hatte, kam wieder an Deck und fing an, die Gäste ins Innere des Schiffs zu bitten. Gehorsam folgte Dominik den anderen nach unten, wo man sie in einen luxuriösen Salon führte. Vor einer provisorischen Bühne hatte man mehrere Reihen Klappstühle aufgestellt; und neben den großen Panoramascheiben, die auf der einen Seite den Blick zur Marina und gegenüber aufs offene Meer freigaben, prunkte eine Sitzlandschaft aus glänzendem Leder. Dort saßen ein paar sündteuer gekleidete Zuschauer, vermutlich die Eigner der Jacht und Gastgeber des heutigen Abends; dem Aussehen nach russische Oligarchen mit ihren Gespielinnen. Identisch gekleidete Stewards schlängelten sich zwischen den Sitzreihen hindurch und versorgten die Gäste mit noch mehr Champagner. Dominik fand ein Plätzchen in der hintersten Ecke.
    Sobald alle bequem saßen, erstarben die munteren Gespräche, im Raum machte sich Erwartung breit. Das bereits dämmrige Licht im Salon wurde noch weiter heruntergedimmt.
    Zwei Bedienstete, die an der Treppe gestanden hatten, trugen große Studioscheinwerfer herein, montierten sie auf Stative und schalteten sie ein. Die Bühne wurde in grelles Licht getaucht, und Dominik erkannte trotz des lauten Brummens zweier Lautsprecher die Stimme wieder. Offenbar war es eine Tonkonserve, die sie bei jedem ihrer Auftritte einsetzte – »Ich heiße Luba …« Es folgten die einschmeichelnden Klänge von Debussy, während die Tänzerin in ihrem weißen Baumwollgewand mit lasziven Schritten zur Bühne ging und sich reglos wie eine Statue aufbaute, ihre perfekte Gestalt von den gleißenden Scheinwerfern gnadenlos ausgeleuchtet.
    Dominik hatte Luba zwar schon damals in New Orleans tanzen sehen, aber auch jetzt konnte er nur atemlos staunen, mit welcher Anmut und welch feierlichem Ernst sie sich bewegte. Langsam und aufreizend, sinnlich und elegant entblößte sie im Lauf ihres Tanzes jeden Zentimeter ihrer Haut. Splitterfasernackt stand sie schließlich vor ihnen, während ihr Gesicht keine Regung zeigte, als wäre sie gedankenverloren in eine gänzlich andere Welt getaucht, weit weg von der Jacht und der Aiguadolç-Marina in Sitges.
    Das Wiegen ihrer Hüften schien den straffen Busen nicht zu erreichen. Als sie nach einer Drehung dem schweigenden Publikum ihren glatten Venushügel präsentierte, sah Dominik nur knapp über ihrer Möse das kleine blaue Tattoo der Pistole. Faszinierend, provokativ, als wollte sie damit letztgültig ihre Anziehungskraft unterstreichen, ihre Außerordentlichkeit herausstellen. Er hätte sie nach der Bedeutung der Tätowierung fragen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte, ging es Dominik durch den Sinn. Spürbar hielt das Publikum – die Männer und auch die Frauen – die Luft an, während Luba die atemberaubendsten Posen einnahm und sich zu den impressionistischen Klängen geschmeidig wie eine Schlange wand. Gnadenlos gab sie dabei auch noch die intimsten Stellen preis, stellte sie geradewegs zur Schau.
    Die letzten Klänge der Musik perlten aus den Lautsprechern, und Luba erstarrte langsam wieder zur lebenden Statue. Doch diesmal erloschen die Scheinwerfer nicht, sondern ein neues Musikstück setzte ein. Ein Tango.
    Schwüle, lüsterne, lang gedehnte Töne durchbohrten die Stille, die sich nach Lubas Tanz über den Raum gesenkt hatte.
    Ein Mann betrat die Bühne und stellte sich vor Luba hin. Er war ebenfalls nackt und jung, wahrscheinlich Anfang bis Mitte

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