80 Days - Die Farbe der Lust
sie mit einem rätselhaften Lächeln auf den vollen Lippen, dass seine Augen hin und her wanderten.
»Dann zeig dich mal«, sagte Dominik.
Sie zog an ihrem Rock mit dem typischen Burberry-Karo den Reißverschluss auf, ließ ihn auf den Boden fallen und stieg, noch immer in ihren kniehohen braunen Lederstiefeln, heraus. Sie hatte starke, zu ihrer hohen Gestalt aber durchaus passende Oberschenkel, und als sie unbewegt stehen blieb, bis zur Taille nackt, die Brüste gebieterisch aufragend, angetan lediglich mit einem knappen schwarzen Taillenslip, dazu passenden halterlosen Strümpfen und blank polierten Stiefeln, hatte sie etwas von einer Amazone. Stolz, aber biegsam. Herausfordernd, aber zur Hingabe bereit. Ihre Blicke trafen sich.
»Jetzt du«, verlangte sie.
Dominik knöpfte sein Hemd auf und ließ es auf den Teppichboden gleiten. Claudia beobachtete ihn aufmerksam.
Ein komplizenhaftes Grinsen trat auf Claudias Lippen, als Dominik reglos stehen blieb und sie wortlos, nur mit den Augen, aufforderte, sich weiter auszuziehen.
Sie bückte sich, öffnete den Reißverschluss ihrer Stiefel und schleuderte sie rasch nacheinander fort. Dann rollte sie die feinen Nylonstrümpfe bis zu ihren Fußgelenken herunter und zog sie sich über die Füße. Sie wollte gerade aus dem Slip schlüpfen, da hob Dominik die Hand.
»Warte«, sagte er. Sie hielt inne.
Er trat zu ihr, stellte sich hinter sie und kniete sich hin. Dann schob er einen Finger unter das enge Elastikband des Höschens und bewunderte aus dieser neuen Perspektive das feste Fleisch und die vollkommene Rundung ihres Hinterns. Hier und da war ihr nackter Rücken mit Leberflecken getupft. Dominik zog einmal kurz nach unten und legte die weiße Landschaft ihrer festen Pobacken frei. Er stupste an ihre Waden, und sie trat aus dem Slip, den er zusammenknüllte und quer durch den Raum warf.
Inzwischen war er wieder aufgestanden, blieb jedoch nach wie vor hinter ihr. Sie war jetzt splitterfasernackt.
»Dreh dich um«, sagte Dominik. Claudia hatte eine Totalrasur und war ungewöhnlich gut gepolstert. Doch ihre Öffnung zeichnete sich deutlich ab, als klare Linie zwischen zwei schmalen, parallelen Wülsten.
Er streckte die Hand aus, spürte die Hitze, die von dort nach außen drang. Kühn ließ er den Finger in sie hineingleiten. Sie war klitschnass.
Er sah auf, um in ihren Augen die Begierde zu lesen.
»Fick mich«, bat Claudia.
»Ich dachte schon, das würdest du nie sagen.«
Schwach drangen die Töne einer vertrauten Melodie an Dominiks Ohr, als er den langen Gang zum Bahnsteig der Northern Line entlangmarschierte. Dabei begleiteten ihn die Scharen von Pendlern wie Aufseher einen Strafgefangenen unter besonders scharfer Bewachung.
Was da über die gedämpften allabendlichen Geräusche der Fahrgäste hinweg zu ihm getragen wurde, war der Klang einer Geige. Und mit jedem seiner Schritte kam er ihm näher, bis er deutlich erkannte, dass jemand irgendwo da hinten das zweite Concerto von Vivaldis Vier Jahreszeiten spielte. Allerdings nur die Violinstimme, es fehlte die lebhafte Kontrapunktierung durch das Orchester. Doch der Klang war so prägnant und klar, dass er auch ohne dessen Unterstützung bestehen konnte. Immer in Richtung der Musik beschleunigte Dominik den Schritt.
An einer Kreuzung, wo vier Tunnel in einen großen offenen Raum mündeten und zwei entgegengesetzt laufende Rolltreppen Ströme von Fahrgästen verschluckten und aus den Tiefen des Transportwesens ausspien, stand eine junge Frau und spielte mit geschlossenen Augen auf ihrem Instrument. Ihr flammend rotes Haar wallte wie ein energiegeladener Heiligenschein um ihre Schultern.
Dominik blieb unvermittelt stehen, sodass er von anderen Passanten angerempelt wurde, bis er schließlich eine Nische fand, wo er niemandem im Weg war und sich die Musikerin genauer ansehen konnte. Nein, sie benutzte keinen Verstärker. Der volle Klang war allein der Akustik des Raums und ihrem kraftvollen Strich zu verdanken.
Sie ist verdammt gut, dachte Dominik.
Er hatte sich schon lange nicht mehr bewusst ein klassisches Stück angehört. Als er ein Junge war und die Familie wegen der Geschäfte des Vaters ein ganzes Jahrzehnt in Paris lebte, hatte ihm seine Mutter zu seiner Freude einmal ein Abonnement der Samstagvormittags-Konzerte im Théâtre du Châtelet besorgt. Diese Veranstaltungen dienten dem Orchester und den Gastsolisten gewöhnlich als eine Art Probe für das abendliche Konzert vor erwachsenem Publikum, doch
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