80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Tanzfläche glitt, und zwinkerten sich zu. Beide hatten denselben Gedanken. Die Tänzer erinnerten sie an ihre eigene Jugend.
    Es war das reinste Vergnügen, den beiden zuzuschauen, die ganz ineinander aufgingen und dabei ihre Umwelt völlig vergaßen.
    Die junge Frau bewegte sich sehr elegant, ganz bestimmt hatte sie irgendwann Ballettstunden gehabt. Ihre langen Beine hielten den grazilen Körper in Balance. Die Hand ihres Partners lag ganz leicht auf ihrer Taille und führte sie unmerklich, aber sicher.
    Da dämmerte Clarissa, dass sie die junge Frau schon einmal gesehen hatte. Damals hatte sie die Haare allerdings viel länger getragen. Sie schaute noch einmal genauer hin: doch, das war sie. In Paris war das gewesen, als ihr Sohn als Blechbläser in der Band mitgespielt hatte, die Viggo Franck gefördert hatte. Ja, sie war nach dem Konzert auch in der Garderobe gewesen. Das war sie, eindeutig. Clarissa zerbrach sich den Kopf, ob die junge Frau später noch an dem wilden, ausschweifenden Abend im Les Chandelles teilgenommen hatte. So genau wusste sie es nicht mehr, aber sie war sich sicher, dass weder sie noch Edward dort mit der jungen Frau in näheren Kontakt gekommen waren. Und mit einem Seufzer der Erleichterung fiel ihr dann auch wieder ein, dass ihr biederer Sohn sich ihnen damals nicht angeschlossen hatte. Der junge Mann, der dort mit der Frau tanzte, war aber an jenem lang zurückliegenden Abend bestimmt nicht dabei gewesen.
    »Denkst du dasselbe wie ich?«, flüsterte Edward ihr zu, als sich das Paar nach dem langsamen Tennessee Waltz voneinander löste. Aus den Lautsprechern schallte nun eine fröhlichere, schnellere Melodie.
    »Ja«, antwortete Clarissa.
    »Eine Ewigkeit ist das her, findest du nicht auch?«
    Clarissa nickte.
    »Einen kurzen Moment dachte ich, wir könnten sie vielleicht auf einen Drink einladen. Aber das lassen wir lieber.«
    »Du hast recht, Ed. Wir sollten sie in Ruhe lassen. Wir zwei alten Schlachtrösser haben schon genug geleistet. Die beiden machen ihren Weg sicher ohne uns.«
    Mitternacht rückte näher. Nun strebten auch andere Paare auf die Tanzfläche.
    »Der nächste langsame Tanz gehört dir«, informierte Edward Clarissa. »Auch wenn er schon ins neue Jahr fällt.«
    »Glaubst du, dass es ein Feuerwerk geben wird?«, fragte sie ihn.
    »Es gibt immer Feuerwerk um Mitternacht«, sagte Edward und legte den Arm um sie.
    Das junge Paar war inzwischen an seinen Tisch zurückgekehrt und küsste sich.
    Nur einen Steinwurf entfernt saß eine andere junge Frau an der Bar auf einem Hocker. Sie war zierlich und hatte rabenschwarzes Haar, das mit einem rasiermesserscharfen Pony zu einer Gothic-Frisur geschnitten war. Schon den ganzen Abend saß sie allein da und schien sich bewusst abseits zu halten. Clarissa glaubte zu bemerken, dass sie mit traurigen Augen beobachtete, wie Luba und Chey sich küssten. Einen Moment dachte Clarissa sogar, sie würde weinen, aber dann wurde ihr klar, dass sie unter ihrem linken Auge ein winziges Tränentattoo trug.
    Das einsame Mädchen mit der ungewöhnlichen Tätowierung sah nun zu, wie sich das verliebte Paar vom Tisch erhob und Hand in Hand, Auge in Auge für einen letzten Tanz zum Strand ging.

DANKSAGUNG
    Während der fortlaufenden Arbeit an der Reihe »80 Days« haben wir Autoren die Geduld und die Großzügigkeit vieler Menschen auf die Probe gestellt, die einen unschätzbaren Beitrag zu unserer Arbeit geleistet haben. Zuallererst gilt dies für unsere jeweiligen Partner – aus Gründen der Anonymität, die wir auch weiterhin wahren wollen, können wir sie natürlich nicht namentlich nennen –, die sich während unserer langen Stunden des Schreibens mit chronischer Vernachlässigung abfinden mussten, was sie mit Gleichmut und Anstand taten. Sarah Such von der Sarah Such Literary Agency, Jon Wood und Jemima Forrester von Orion, Rosemarie Buckman von der Buckman Agency und ihre Kollegen haben einen unschätzbaren Beitrag zum Erfolg unserer Reihe geleistet. Wir können ihnen gar nicht genug danken.
    Eine Hälfte von Vina Jackson dankt außerdem Scarlett French von www.scarlettfrencherotica.com , deren ledergebundene Bücher und deren Geschichte »Shoe Shine at Liverpool Street Station« ein Interesse an Erotika und Reitstiefeln entfacht haben, das wohl ein Leben lang anhalten wird. Außerdem möchte sie endlich ihrer Arbeitgeberin für ihr unerschöpfliches Verständnis danken. Dank auch an Verde & Co., die mit ihrem gemütlichen Ambiente zum