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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Etappe auf unserer Reise in den Süden zurück. Es brachte uns nach Frankreich, wo wir aber nicht an Land gingen, sondern schon ein paar Meilen vor der Küste von einem Fischerboot aufgenommen und zu einem großen Frachtschiff übergesetzt wurden, das über Singapur nach Australien schippern sollte. Längst war die britische Küste hinter uns in den grauen Wolken verschwunden, die über dem Wasser hingen.
    Es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis das Schiff endlich Singapur erreichen sollte. Isoliert vom Rest der Welt, mit nichts als der endlosen Weite des Ozeans und dem stets in ungreifbarer Ferne liegenden Horizont als Begleiter fühlten wir uns zum ersten Mal seit langer Zeit sicher. Es war keine Reise, für die man Tickets buchen konnte, wir fuhren quasi als blinde Passagiere mit. Damit die zum größten Teil nicht eingeweihte Crew uns nicht zu Gesicht bekam, mussten wir tagsüber in unserer erdrückend engen Kabine ausharren. Das Abendessen nahmen wir dann zusammen mit zwei Offizieren und dem Kapitän in dessen Kajüte ein.
    Der Kapitän war ein bärbeißiger Niederländer, dessen einst sicher rosige Haut längst von Wind und Wetter gegerbt war. Reden war nicht seine Sache, und die beiden Offiziere, die mit uns am Tisch saßen, waren Asiaten und ebenso wortkarg. Aber das Essen war warm und nahrhaft. Es bestand hauptsächlich aus einfachen, sämigen Suppen und kaltem Bratenaufschnitt, und natürlich gab es oft Fisch. Ich hatte immer weißen Fisch bevorzugt, weil der nicht so »fischig« schmeckt. Hering, Sardinen und Makrelen waren eindeutig nicht mein Fall. Da der Kapitän jedoch gerade diese Sorten liebte, blieb mir oft nichts anderes übrig, als große Brocken Brot in die Suppe zu tunken, um meinen durch die Seeluft mächtig gesteigerten Appetit zu stillen.
    Nachts, wenn sich niemand von der Crew an Deck aufhielt, mummelten wir uns oft in sämtliche warme Klamotten ein, die unser spärliches Gepäck hergab, und beobachteten stundenlang den Mond und den grandiosen Sternenhimmel über der unendlichen Weite des Meeres. Die tiefe Stille der Nacht, die sich wie ein Mantel über uns senkte, nur akzentuiert vom Stampfen der Schiffsmotoren, flößte uns große Ehrfurcht ein. Es war, als wäre man auf einem anderen Planeten.
    Gleich zu Anfang gab mir der Kapitän den Rat, meine blonden Haare unter einer Baseballkappe zu verbergen, um kein Aufsehen zu erregen, falls mich doch mal jemand von der Crew sah, denn Frauen waren hier an Bord ein ungewohnter Anblick. Ich gab mir alle Mühe, aber irgendwo stahl sich dann doch immer eine widerspenstige Locke hervor. Schließlich schlug Chey vor, die Haare einfach abzuschneiden.
    Im ersten Moment war ich völlig entsetzt.
    Als Kind hatte ich meine Haare eine halbe Ewigkeit wachsen lassen und war ungeheuer stolz gewesen, als sie endlich so lang waren, wie ich es mir gewünscht hatte. Nach dem Tod meiner Eltern war es eine der ersten Maßnahmen der Tante, die mich bei sich aufnahm, mir einen Kurzhaarschnitt zu verpassen, einfach weil ihr das weniger Arbeit machte. All meine Proteste waren vergebens. Monatelang trauerte ich meiner Mähne hinterher. Kaum war ich von meiner Tante weg, ließ ich mir die Haare wieder wachsen, auch wenn die Lehrerinnen in der Ballettschule schimpften, weil ich immer so lange brauchte, um sie zu bändigen, wenn unsere kleine Balletttruppe mit einheitlichem Haarknoten auftreten sollte.
    Aber der Kapitän und Chey hatten recht. Immerhin ging es um unsere Sicherheit, und wir brachen ohnehin in ein neues Leben auf.
    Also schnitt mir Chey eines Abends in der Kabine beherzt einen Pagenkopf. Anfangs fühlte es sich komisch an, und es war mir total unangenehm, wenn ich in den Spiegel schaute, aber nach einer Weile gefiel ich mir sogar damit. Ohne meine ungezähmte Lockenpracht kamen meine Gesichtszüge besser zur Geltung, meine Wangenknochen traten deutlicher hervor, und meine Augen wirkten größer. Insgesamt sah ich etwas knabenhafter aus.
    »Was meinst du?«, fragte ich Chey, als er fertig war.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte er. »Und außerdem, du bist ja immer noch du. Es bringt bloß eine andere Seite von dir zum Vorschein. Du wirst dich daran gewöhnen, und wenn wir erst einmal angekommen sind und irgendwo ein Plätzchen für uns gefunden haben, kannst du die Haare ja wieder wachsen lassen.«
    »Sicher …«, antwortete ich und musterte eingehend die neue Luba in dem kleinen fleckigen Spiegel über dem Waschbecken in der Kabine.
    Viele Tage

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