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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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und liebten uns von morgens bis abends, während die Klimaanlage ständig auf Hochtouren lief. Allenfalls machten wir mal einen Spaziergang zum Strand und schauten zu, wie die Sonne, geschmückt mit rosa, orangen und violetten Himmelsbändern, im Meer versank. Chey lachte mich aus, weil ich immer respektvollen Abstand zu den Wellen hielt, die sanft an den Strand rollten. Ich hatte panische Angst, es könnte ein Krokodil hervorschießen und mich packen. Vielleicht war ich in dieser Beziehung etwas paranoid, unbegründet war meine Furcht allerdings nicht. Die Zeitungen berichteten laufend darüber, wo wieder ein Krokodil gesichtet oder Touristen angegriffen worden waren.
    Nach einigen Wochen süßen Nichtstuns begann es uns langweilig zu werden, und Chey mietete einen kleinen Laden in der Smith Street Mall, um dort Edelsteine und Schmuck an Touristen zu verkaufen. Wieder in das Bernsteingeschäft einzusteigen, wagte er jedoch nicht. Aber auch mit Südseeperlen und australischen Opalen bekamen wir die Kosten herein und konnten einen kleinen Gewinn erwirtschaften.
    Chey war der geborene Verkäufer und hatte sich schon als Teenager unter ähnlichen Bedingungen durchgeschlagen. Die meiste Zeit stand er selbst im Laden. Ich half ihm, wo ich konnte, und erledigte den Papierkram. Da ich das Gefühl hatte, etwas Abwechslung täte dem Warenangebot gut, machte ich einen Goldschmiedekurs und begann, kleinere Reparaturarbeiten zu erledigen und hier und da auch mal ein paar Halsbänder und Ohrringe anzufertigen. Diese Arbeit, die Präzision und Liebe zum Detail erforderte, kam meinem natürlichen Sinn für Ordnung und meiner Liebe zu minimalistischer Ästhetik entgegen. Ich sorgte dafür, dass nichts, das auch nur ansatzweise kitschig war, in den Laden kam. So standen wir in kürzester Zeit im Ruf, nur geschmackvolle und qualitativ hochwertige Waren anzubieten, im Gegensatz zu den Läden rings umher, die neben ihrem Gold- und Silberschmuck unbekümmert Geschirrtücher mit witzigen Aufdrucken, Kühlschrankmagnete und Duftseifen feilboten.
    Ich kaufte mir ein Fahrrad, und ein paar Tage radelte ich auch tatsächlich von Nightcliff zur Smith Street, wofür ich etwa eine halbe Stunde brauchte. Doch nachdem ich Todesängste in einem ohne jede Vorwarnung losbrechenden Gewitter ausgestanden hatte, bat ich Chey, mir das Autofahren beizubringen, und wir erstanden einen gebrauchten himmelblauen Mazda. Einige Wochen machte ich mich bei meinen Mitbürgern unbeliebt, weil ich an jeder Straßenecke den Motor abwürgte und ihn nicht wieder zum Laufen bekam. Aber irgendwann hatte ich schließlich den Bogen raus.
    Als im Mai die Regenzeit endete, sich die Wolken verzogen und ein samtiger Wind meine Haut zu streicheln begann, beteiligten wir uns zweimal die Woche mit einem Stand am Mindil-Strandmarkt. Ich trug dort weite, bunte Baumwollkleider und Sandalen und plauderte gern mit den vielen Leuten, die mir dabei zusahen, wenn ich Perlen für eine Kette auffädelte oder nach den Wünschen eines Kunden ein Ohrgehänge zusammensteckte.
    Darwin war ein eigenartiges Städtchen, voller Menschen, die vor irgendetwas davongelaufen waren oder es niemals geschafft hatten, von hier wegzukommen. Es gab ein Kontingent Soldaten in der hiesigen Kaserne, eine kleine Schar Wissenschaftler und Ärzte, die die besonderen meteorologischen Bedingungen und tropische Krankheiten studierten, irische und englische Rucksacktouristen zuhauf, die in ganzen Busladungen eintrafen und die Bars und Partys bevölkerten, bis sie im Oktober mit dem einsetzenden Regen wieder abzogen, und schließlich die Hippies, die das ganze Jahr über blieben und dem warmen Wetter, dem lässigen Lebensstil und den süßen Mangos verfallen waren, die auch ich in so großen Mengen zu mir nahm, dass ich schließlich von ihrem Saft Ausschlag an den Händen bekam.
    In dieser bunten Mischung fielen Chey und ich gar nicht weiter auf. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Freundschaften schließen und hatte das Gefühl, eine Aufgabe zu haben, auch wenn ich nicht tanzte.
    So ging ein Jahr ins Land, und wir hörten keinen Ton von irgendjemandem aus unserer bewegten Vergangenheit. Wenn ich jetzt tanzte, dann nur in unserem Wohnzimmer oder abends, wenn es kühler wurde, auf der Veranda, so als wäre ich Anhängerin einer Naturreligion und würde die über der untergehenden tropischen Sonne heraufziehende Nacht begrüßen.
    Es war der letzte Tag des Jahres. Edward und Clarissa saßen an einem Tisch im

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