9 SCIENCE FICTION-STORIES
Blobels steckte. Die genaue Anzahl ließ sich später nicht mehr feststellen, weil die Blobels sich beliebig vereinen und wieder teilen, was äußerst verwirrend sein kann.« Er schwieg und versuchte seiner Erregung Herr zu werden. Selbst die Erinnerung an den Krieg war fast zu schrecklich. Er legte sich auf die Couch zurück, zündete sich eine Zigarette an und beruhigte sich allmählich.
Die Blobels stammten ursprünglich aus einem ganz anderen Sonnensystem; ihre Heimat war vermutlich Proxima. Vor einigen Jahrtausenden hatten sie sich auf Mars und Titan niedergelassen, wo sie ideale Lebensbedingungen vorgefunden hatten. Sie waren die Weiterentwicklung der einzelligen Amöben, ziemlich groß und mit einem hochentwickelten Nervensystem ausgestattet, aber trotzdem Amöben mit Pseudopodien, Fortpflanzung durch Zellteilung und anderen Eigenschaften, die sie bei den terranischen Kolonisten unbeliebt machten.
Der Krieg war ausgebrochen, als gewisse ökologische Gesichtspunkte entscheidend wurden. Die Auslandshilfeabteilung der Vereinten Nationen hatte die Atmosphäre auf dem Mars verändern wollen, um die dortigen Lebensbedingungen für Terraner zu verbessern. Diese Änderung bedrohte jedoch den Fortbestand der Biobelkolonien; so hatte die Auseinandersetzung begonnen.
Unglücklicherweise war es nicht möglich gewesen, nur eine Hälfte der Marsatmosphäre zu verändern. Es dauerte kaum zehn Jahre, bis die gesamte Atmosphäre die gleiche Zusammensetzung angenommen hatte, wodurch die Blobels Körperschäden erlitten. Als Vergeltungsmaßnahme entsandten sie eine Armada zur Erde, die eine Anzahl technisch äußerst komplizierter Satelliten in eine Kreisbahn brachten, von wo aus sie allmählich die Erdatmosphäre verändern sollten. Zu dieser Veränderung war es allerdings nie gekommen, denn der Generalstab der Vereinten Nationen war selbstverständlich sofort in Aktion getreten; die Satelliten waren durch Raketen mit Atomsprengköpfen zerstört worden, und der Krieg war im Gange.
»Sind Sie verheiratet, Mr. Munster?« fragte Dr. Jones.
»Nein, Sir«, antwortete Munster. Er schloß eine Sekunde lang gequält die Augen. »Sie werden den Grund dafür selbst erkennen, wenn ich Ihnen etwas mehr über mich erzählt habe. Sehen Sie, Doktor, ich will ganz offen sein. Ich war als Spion für die Erde tätig. Das war meine Aufgabe. Ich habe sie bekommen, weil ich tapfer gewesen war – ich hätte mich nicht danach gedrängt.«
»Aha«, sagte Dr. Jones. »Ich verstehe.«
»Wirklich?« erkundigte Munster sich mit gebrochener Stimme. »Wissen Sie tatsächlich, was damals unerläßlich war, um aus einem Terraner einen erfolgreichen Spion bei den Blobels zu machen?«
Dr. Jones nickte. »Ja, Mr. Munster«, gab er zurück. »Sie mußten Ihre menschliche Gestalt aufgeben und die eines Blobels annehmen.«
Munster schwieg; er ballte die Rechte zu einer Faust und öffnete sie wieder. Dr. Jones tickte beinahe unhörbar.
Am gleichen Abend saß Munster in der winzigen Küche seines Appartements in Gebäude WEF-395 und entkorkte eine Flasche Whisky. Er trank aus einer Tasse ohne Henkel, weil er zu erschöpft war, um aufzustehen und sich ein Glas aus dem Wandschrank über dem Ausguß zu holen.
Welchen Gewinn hatte er aus seinem Besuch bei Dr. Jones gezogen. Keinen, wenn er gründlich darüber nachdachte. Und das Honorar hatte ein tiefes Loch in sein fast leeres Portemonnaie gerissen. Er mußte sehr sparsam leben, weil …
Weil er jeden Tag zwölf Stunden lang wieder die Gestalt eines Blobels annahm, obwohl er selbst und die Militärärzte nichts
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