9 SCIENCE FICTION-STORIES
gar nicht, was er sah: den trüben Belag auf der Unterseite der Platte, die aus einer angeblich unzerstörbaren Legierung bestand. Dann erschrak er zutiefst, als er einen Fuß auf die steinerne Treppe des Schachtes setzte …
Das Uhrwerk war total abgelaufen!
Was aber, wenn sie hier sogar noch länger gelegen hatten? Es ließ sich nicht feststellen. Absolut nicht.
Rasch stieg er die Treppe hinab, froh zumindest darüber, daß die Luft drunten in der Pumpenkammer besser war. »Das müßte natürlich auch dann der Fall sein«, rief er sich ins Gedächtnis, »wenn die Pumpe stillstünde. Die Luft hier würde nie zirkulieren, nie Gelegenheit haben, durch unsere Ausdünstungen verpestet zu werden.« Und dann kamen seine Überlegungen zu einem jähen Ende, als er die Pumpe erreichte. Oder das, was von ihr noch übrig war …
Wo sich einst stabile, glitzernde Metallzylinder befunden hatten, lagen jetzt in einem Kreis verstreut ein paar zackige Splitter am Boden, brüchig und braun und rostig. Mit den Kolben war es nicht besser bestellt. Die Hauptwelle lag in Form einer langen Schicht flockigen Pulvers zwischen den einzelnen Kolben, und der wanddicke Filtersatz – ein Gebilde aus Metall- und Synthofasern – zerbröckelte unter dem Druck seines Fingers.
Er suchte und fand das massive Gehäuse, in dem das radioaktive Element – Herz der ganzen Anlage – gelegen hatte, und die mächtigen Wandungen gaben in seinen Händen nach wie Zellulose. Das Element selbst war, wie er entdeckte, bereits zu einem kalten, grauen Bleiklumpen geworden. Und dabei hatte es eine Halbwertszeit von Jahrhunderten gehabt!
Rik sank langsam zu Boden, schloß die Augen, versuchte, nicht an die Äonen zu denken, die verstrichen sein mußten, während sie hier unten geschlafen hatten …
Was mochte in der Zwischenzeit aus der Welt geworden sein?
Ein kühler Luftstrom traf plötzlich sein Gesicht. Augenblicklich ruckte sein Kopf hoch, und er sah sich forschend um.
Ein Flattern der rissigen Filterränder zeigte ihm, daß der Luftstrom durch die Lücke drang, die er dort verursacht hatte. Da sprang er auf die Beine, stürzte zum Filter und zerfetzte ihn mit beiden Händen, so daß hinter ihm wahre Staubfahnen emporwirbelten. Der Luftzug wurde stärker, schneller, als Rik den Rost und Moder zur Seite schleuderte, und dann hatte er freie Sicht auf den Tunnel dahinter.
Keuchend vor Anstrengung – wie lange mochte es her sein, da er zuletzt gegessen hatte? – wankte er zurück von der Öffnung und dann die Treppe hinauf in die Kammer der Alten. Nun, da er reine, frische Luft geatmet hatte, empfand er den Verwesungsgeruch stärker; aber er hielt den Atem an, rannte zur Lücke im eingestürzten Bogengang und zwängte sich hindurch.
Ohne laufende Pumpe konnte keine Frischluft bis hierher gelangen, doch hoffte er, in der Lage zu sein, einige seiner Gefährten hinunter zum zerfetzten Filter zu schleppen und wiederzubeleben – um dann, mit deren Unterstützung, die anderen zu holen. Es würde schon alles glattgehen. Noch ein paar Stunden, und ihre Rettung wäre sichergestellt … Er bedauerte den Verlust der Alten. Doch einerlei. Sie waren die Herrscher. Er und die anderen aber die Chemiker, Wissenschaftler, Ingenieure. Neue Herrscher konnten an ihrer Statt ernannt werden, wenn sie erst einmal das Leben wiederaufgenommen und die Zivilisation in Schwung gebracht hatten.
Zina war die erste, zu der er ging. Sie würde ihm keine so große Hilfe sein wie einer von den anderen, aber Zina und er standen einander zu nahe, als daß er ihre Wiederbelebung noch länger hinausschieben könnte. Ohne Zina war das Leben nichts wert. Er trug sie aus dem Gewölbe, durch die Lücke und das
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