9 SCIENCE FICTION-STORIES
Lage erläutern?« Sie nickte stumm. »Miß Arrasmith ist ein Blobel«, fuhr Dr. Jones zu Munster gewandt fort.
Munster starrte die junge Frau sprachlos an.
»Allerdings«, sprach Dr. Jones weiter, »im Augenblick in menschlicher Form. Für Miß Arrasmith ist das ein unfreiwilliger Zustand, über den sie keineswegs erfreut ist. Während des Kriegs war sie als Spionin auf der Erde, wurde gefangengenommen und vor Gericht gestellt. In der Zwischenzeit war jedoch der Krieg zu Ende gegangen, so daß es zu keiner Verurteilung mehr kam.«
»Sie haben mich damals entlassen«, sagte Miß Arrasmith mit mühsam beherrschter Stimme. »Ich blieb dann hier, weil ich mich schämte. Ich konnte in diesem Zustand einfach nicht mehr zurück …«
»Für jeden Blobel ist diese Verwandlung äußerst beschämend«, warf Dr. Jones erklärend ein.
Miß Arrasmith nickte und fuhr sich mit einem winzigen Taschentuch über die Augen. »Richtig, Doktor. Schließlich brachte ich es doch über mich, kurzzeitig in meine Heimat zurückzukehren, um mich einer Behandlung zu unterziehen. Die besten Ärzte bemühten sich um mich, konnten aber nur eine teilweise Besserung herbeiführen. Ein Viertel des Tages befinde ich mich in meiner richtigen Gestalt, aber die anderen drei Viertel …« Sie senkte den Kopf.
»Hören Sie, da haben Sie aber Glück!»‹ protestierte Munster. »Der menschliche Körper ist dem eines Blobels in jeder Beziehung überlegen. Ich muß es schließlich wissen. Als Blobel kann man sich nur kriechend fortbewegen. Man gleicht einer großen Qualle, weil das stützende Knochengerüst fehlt. Und Zellteilung – was ist das schon im Vergleich mit der menschlichen Form … Sie wissen schon. Fortpflanzung, meine ich.« Er wurde rot.
Dr. Jones tickte leise vor sich hin.
»Ungefähr sechs Stunden pro Tag sind Sie beide gleichzeitig Menschen«, stellte er fest. »Und etwa eine Stunde lang Blobels. Insgesamt ergibt das sieben Stunden von vierundzwanzig, in denen Sie gleiche Körperformen besitzen.« Er spielte mit seinem Bleistift. »Meiner Meinung nach sind sieben Stunden gar nicht so übel, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
Miß Arrasmith überlegte. »Aber Mr. Munster und ich sind doch natürliche Feinde«, wandte sie dann ein.
»Das ist schon Jahre her«, meinte Munster.
»Richtig«, stimmte Dr. Jones zu. »Sie befinden sich beide in einer ähnlichen Lage, obwohl Miß Arrasmith eigentlich ein Blobel ist, während Sie, Mr. Munster, im Grunde genommen Terraner sind. Dieser Zustand wird sich im Lauf der Zeit als so untragbar erweisen, daß Sie gemütskrank werden – falls Sie sich nicht auf irgendeine Weise gegenseitig helfen.« Er tickte weiterhin leise und schwieg.
»Ich finde, daß wir Glück gehabt haben, Mr. Munster«, begann Miß Arrasmith leise. »Wie Dr. Jones eben sagte, stimmen wir sieben Stunden pro Tag miteinander überein. Das ist wesentlich besser als unsere gegenwärtige Isolation.« Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an und steckte das Taschentuch wieder fort.
Munster starrte sie an und überlegte.
»Lassen Sie ihm etwas Zeit«, riet Dr. Jones der jungen Frau. »Ich weiß, daß er sich schließlich zu dem richtigen Entschluß durchringen wird.«
Miß Arrasmith wartete lächelnd.
Einige Jahre später klingelte das Telephon auf Dr. Jones’ Schreibtisch. Er antwortete wie gewohnt: »Bitte, Sir oder Madam, werfen Sie zwanzig Dollar ein, wenn Sie mit mir sprechen möchten.«
Eine männliche Stimme drang aus dem Hörer. »Hier spricht die Rechtsabteilung der Vereinten Nationen, und wir geben keinen Cent aus, wenn wir mit jemand sprechen wollen. Legen Sie den Schalter um, Jones.«
»Jawohl, Sir«, sagte Dr. Jones und betätigte den kleinen Hebel hinter
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