9 SCIENCE FICTION-STORIES
erworben und hatte mit der Aufzucht in einer Kellerecke begonnen, die Leopold, der homöostatische Hausmeister, ihm aus Gefälligkeit zur Verfügung gestellt hatte. Wie zu erwarten gewesen war, endete das Unternehmen mit einem völligen Fiasko, als sich herausstellte, daß in Wirklichkeit keinerlei Interesse für Wettbewerbe im Froschweitspringen bestand.
Und dann kam ihr erstes Kind auf die Welt – ein vollblütiges Blobelmädchen, das vierundzwanzig Stunden am Tag aus einer gelatineartigen Masse bestand. George beobachtete es vergeblich; das Kind nahm keine Sekunde lang menschliche Gestalt an.
Als Vivian und er wieder einmal gemeinsam Menschen waren, machte er ihr deswegen heftige Vorwürfe.
»Wie kann ich dieses Wesen überhaupt als mein Kind ansehen?« fragte er sie. Er war entmutigt und zugleich erschreckt. »Dr. Jones hätte das vorhersehen müssen. Vielleicht ist es dein Kind – es sieht dir jedenfalls ähnlich.«
Vivians Augen füllten sich mit Tränen. »Du meinst das verletzend.«
»Und wie! Schließlich haben wir euch damals den Kampf angesagt. Für uns wart ihr nicht besser als ganz gewöhnliche Quallen.« Er zog sich den Mantel an. »Ich gehe jetzt in das Versammlungslokal der Veteranen unnatürlicher Kriege«, teilte er seiner Frau mit. Kurze Zeit später saß er mit seinen alten Kameraden bei einem Glas Bier zusammen und freute sich, daß er aus dem Appartementhaus heraus war.
Das Gebäude, das die VUK für sich gemietet hatten, stand in einem der ältesten Bezirke von Los Angeles, war halb zerfallen und hätte dringend einen neuen Anstrich gebraucht. Aber die VUK verfügten nur über sehr beschränkte Mittel, weil die meisten Mitglieder von beschämend kleinen Pensionen leben mußten. George ging gern dorthin, um ein Glas Bier zu trinken und mit seinen Freunden Schach zu spielen – entweder als Mensch oder als Blobel; in diesen Räumen wurden beide ohne weiteres akzeptiert.
An diesem Abend saß er mit Pete Ruggles zusammen, einem Kameraden, der ebenfalls eine Frau hatte, die sich wie Vivian zeitweise in einen Blobel verwandelte.
»Pete, so kann es mit mir nicht mehr lange weitergehen. Ich habe mir immer Kinder gewünscht – und was habe ich jetzt? Ein komisches Wesen, das wie eine Qualle aussieht.«
Pete – auch er befand sich gerade in menschlicher Gestalt – trank nachdenklich einen Schluck Bier. »Mein Gott, George, ich gebe zu, daß du es nicht leicht hast. Aber du mußt doch gewußt haben, was dich erwartete, als du sie geheiratet hast. Und das nächste Kind …«
George schüttelte den Kopf und unterbrach ihn. »Ich wollte sagen, daß ich keinerlei Respekt mehr vor meiner eigenen Frau empfinde. Das ist der springende Punkt. Ich sehe sie als Ding an. Und mich selbst ebenfalls. Wir sind beide Dinge.« Er leerte sein Glas mit einem Zug.
Pete sah ihn von der Seite an. »Aber vom Standpunkt eines Blobels aus gesehen …«
»Hör zu, auf welcher Seite stehst du eigentlich?« wollte George wissen.
»Schrei mich nicht an«, sagte Pete.
Einen Augenblick später befanden sie sich mitten in der schönsten Rauferei. Glücklicherweise verwandelte Pete sich vor Aufregung in einen Blobel, so daß niemand zu Schaden kam. Er kroch fort, und George bestellte sich noch ein Bier.
Ich muß zu Vivian zurück, beschloß er. Was sollte ich sonst tun? Ein Glück, daß ich sie überhaupt habe; sonst wäre ich nur einer von diesen Saufbolden hier, die den Kummer über ihr verpfuschtes Leben in Bier zu ertränken versuchen.
Er hatte einen neuen Plan, mit dem er viel Geld zu verdienen hoffte. Dabei handelte es sich um ein Versandgeschäft von seinem Appartement aus; er hatte bereits folgende Anzeige in der Saturday Evening Post
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