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9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kinnings
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nicht mit Eifer und Sorgfalt bei der Sache gewesen wären. Sie genossen es sichtlich, sich in jedes noch so winzige Detail hineinzusteigern, und betrieben ihre Planungen genauso ernsthaft, wie sie die religiösen Rituale von Madoc Farm befolgten. Aber für Simeon hatte es sich trotzdem so angefühlt, als sei er Teil einer großen Inszenierung, eines Trugbilds. Er war davon ausgegangen, dass Tommy und Belle einfach ein neues hypothetisches Projekt in Angriff nehmen würden, sobald ihre strategischen Planungen für dieses abgeschlossen waren. Sozusagen als Zeitvertreib für die langen, öden Nächte auf Madoc Farm. Die bisherigen Ereignisse dieses Tages widerlegten seine Theorie eindrucksvoll.
    Tommy riss das kleine Mädchen hoch und hielt ihm seinen Revolver an den Kopf, während Simeon seine Waffe gegen den Rücken der Frau presste, damit sie ihren Mann per Handy aufforderte, zum Fenster zu blicken. Mit dieser waghalsigen Aktion wollte Tommy sicherstellen, dass der Zugführer mitspielte und sich an die Regeln hielt. Simeon fragte sich, was wohl passieren würde, wenn jemand in diesem Moment am Haus vorbeikam und sah, was hier vor sich ging. Doch es kam niemand, und wenn Tommy mit diesem Schachzug durchkam, würde er auch alle anderen Punkte seines Plans durchziehen, da war sich Simeon sicher.
    07.46 Uhr
    Highfield Road, South Wimbledon
    Es war, als hätte sich in der friedlichen Vorstadtfassade ein Spalt geöffnet, der George Wakeham einen Blick in die Hölle gewährte. Doch kaum hatte sich das Bild in sein Gedächtnis eingebrannt, trat der Mann mit Sophie wieder vom Fenster weg.
    »Maggie! Was zum Teufel ist da drinnen los?« Er konnte Sophie und Ben durchs Telefon weinen hören.
    »Steig auf keinen Fall aus dem Auto!«, rief Maggie so schrill, dass ihm das Trommelfell wehtat. Er hatte die Autotür bereits halb geöffnet und zog sie jetzt hastig wieder zu. »Wenn du aus dem Auto steigst, töten sie uns!«
    »Was wollen die?«
    Keine Antwort.
    Er hörte, wie Maggie auf Sophie einredete. »Alles wieder gut, mein Schatz, Mummy beschützt dich.«
    »Maggie!«
    »George, ich soll dir etwas vorlesen.« Ihre Stimme zitterte. »Du musst gut zuhören, ja?«
    »Okay.«
    »Wenn du nicht ganz genau ihren Anweisungen folgst, bringen sie mich und die Kinder um. Jeder Versuch, Alarm zu schlagen, führt dazu, dass wir sterben. Jede noch so kleine Abweichung von den Anweisungen, die sie dir geben, führt dazu, dass wir sterben. Hast du verstanden?«
    Er konnte nicht sprechen. Sein Mund war staubtrocken, und ihm war schwindlig.
    »Hast du verstanden, George?«
    »Ja. Ja, ich habe verstanden.«
    »Im Handschuhfach liegt ein Headset. Siehst du es?«
    »Ja.«
    »An der Seite ist ein Schalter. Setz das Headset auf und schalte es ein. Jetzt sofort.«
    George griff nach dem Headset, fand mit zitternden Fingern den Schalter, knipste ihn an und machte die Hörmuschel an seinem Ohr fest.
    »Hörst du mich?«, fragte Maggie.
    »Ja, ich höre dich.«
    »Du musst das Headset die ganze Zeit auflassen und diese Leitung offen halten, bis du anderslautende Anweisungen erhältst. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Norman, ein komischer Kauz mit Brille, der mit seiner Mutter im »Bates Motel« wohnte, wie George und Maggie das Haus in Anlehnung an den Hitchcock-Klassiker Psycho nannten, kam hinter seiner braunen Haustür hervor und ging die Straße entlang. George überlegte, ob er irgendwie mit seinem Nachbarn kommunizieren und ihn dazu bringen könnte, Hilfe zu holen. Vielleicht könnte er etwas auf ein Blatt Papier schreiben und es hochhalten? Norman sah ihn im Auto sitzen und winkte.
    George ging auf, wie gefährlich es war, Norman auf sich aufmerksam zu machen. Er wandte den Blick ab, als hätte er ihn nicht gesehen.
    Aber Norman blieb einfach stehen, genau auf Höhe des Wohnzimmerfensters. George wies auf das Handy, um ihm zu verstehen zu geben, dass er gerade telefonierte.
    »George? Du machst doch hoffentlich keine Dummheiten?« Maggie klang verzweifelt. »Du versuchst nicht, jemanden auf dich aufmerksam zu machen, oder?«
    »Nein«, beruhigte George sie.
    Doch Norman stand immer noch vor dem Haus. George blickte demonstrativ in eine andere Richtung.
    »Warum sehen diese Leute dann einen Mann, der auf dem Gehweg steht und in deine Richtung schaut?«
    »Er geht schon weiter.« Aber das stimmte nicht. Norman starrte ihn immer noch an.
    »George! Um Gottes willen! Jetzt halten sie Ben eine Waffe an den Kopf!«
    Im Hintergrund konnte er Ben

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