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9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kinnings
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einzige Möglichkeit, mit den Geiselnehmern und Geiseln zu kommunizieren.«
    »Denning könnte überirdisch postierte Komplizen auffordern, weitere Angriffe zu starten.«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich. Denning hat seine Bühne bekommen, mehr wollte er nicht. Auf keinen Fall möchte er, dass andere ihm das Rampenlicht streitig machen. Ihm geht es nur um sich selbst und die eigene kranke Gier nach Ruhm.« Hooper versuchte einzuhaken, aber Ed sprach einfach weiter: »Er ist wie ein von Ehrgeiz zerfressener Möchtegern-Fernsehstar, der mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit heischt. Wenn er glaubt, diese zu bekommen, ist er weniger gefährlich. Nehmt sie ihm weg, und er wird vollkommen durchdrehen.«
    Ed wusste, dass Hooper nur darauf wartete, ihn in seine Schranken zu verweisen. Als er ihm schließlich das Wort überließ, war die Feindseligkeit in der Stimme des MI 5-Mannes nicht zu überhören.
    »Seit er den Zug im Tunnel zum Stehen gebracht hat, tun wir nichts anderes, als ihn zu hofieren und ihm alle seine Wünsche zu erfüllen. Allmählich kommt es mir vor, als wären wir die Produzenten seiner kranken Show!«
    »Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten, Mark, aber ich bestehe darauf, dass es besser wäre, die Verbindung offen zu halten. Solange wir nicht mehr wissen, wäre es keine gute Idee, Denning gegen uns aufzubringen. Wir müssen uns erst in eine bessere Verhandlungsposition manövrieren, bevor wir anfangen, ihm sein Spielzeug wegzunehmen.«
    In diesem Moment drang ein Schuss aus den Computerlautsprechern. Erschrocken sahen sich die Teammitglieder an.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte Calvert.
    »Jemand hat auf ihn geschossen«, erklärte White aufgeregt. Es klang, als wäre er Fußballkommentator und würde einen besonders spektakulären Sturm aufs Tor beschreiben.
    »Was seht ihr?«, fragte Ed.
    »Momentan gar nichts, aber bevor er aus dem Sichtfeld der Webcam verschwunden ist, ist ein Blutspritzer auf der Kameralinse gelandet«, antwortete Calvert.
    Ed blieb nichts anderes übrig, als voller Anspannung abzuwarten, wie es unzählige Menschen auf der ganzen Welt taten.
    12.19 Uhr
    Zug Nummer 037 der Northern Line, zweiter Waggon
    Hinter Varick jubelte ein Mann, doch er sah sich nicht um, nahm das anschwellende, hoffnungsfrohe Stimmengewirr nicht wahr. Der Anführer der Zugentführer ist erschossen worden! Diese Botschaft verbreitete sich rasend durch die ganze U-Bahn. Varick zog die Fenster der beiden Verbindungstüren so weit wie möglich nach unten, zwängte sich hindurch und ließ sich auf den Boden des ersten Waggons fallen. Dann stand er vorsichtig auf und blickte den Mittelgang entlang. Er konnte Tommys Beine auf dem Boden sehen, aber aus seiner jetzigen Perspektive war der Rest seines Körpers von Laptop und Bettlaken verdeckt, also zielte er mit der Smith & Wesson auf den Computer und drückte ab. Die Kugel durchstieß von hinten den Bildschirm, woraufhin der Laptop zu Boden stürzte. Jetzt sah Varick, dass Tommys Kopf in einer Blutlache lag. Der Fahrer saß reglos da und starrte ihn an.
    »Sie da!«, rief Varick. »Ist er tot?« Er erhielt keine Antwort, jedenfalls keine, die er verstand. Die aufgeregten Stimmen in den restlichen Waggons wurden immer lauter und übertönten alles andere. Varick schrie noch lauter: »Sie da, ist er tot?« Immer noch keine Antwort. Er hörte zwar gurgelnde Laute, konnte jedoch keine Worte heraushören. Tommys Kopf bewegte sich, aber das konnte auch ein Nervenzucken sein. Ein bewaffneter Bankräuber, den er während seiner Zeit als Polizist erschossen hatte, hatte noch Minuten nach seinem Tod gezuckt. Der menschliche Körper reagierte oft aberwitzig auf erlittene Traumata.
    Varick ging langsam den Mittelgang entlang, wobei er die Waffe vor sich ausstreckte, wie er es vor fast dreißig Jahren bei der Polizeiausbildung gelernt hatte.
    Sein Blick schoss von Tommys Körper auf dem Boden zum Zugführer, der immer noch unbeweglich auf seinem U-Bahn-Sitz saß. Vielleicht war er vor Angst erstarrt oder mit offenen Augen in Ohnmacht gefallen. Varick hielt das Visier seiner Waffe auf Tommys Brust gerichtet. Bei der kleinsten Bewegung würde er einen weiteren Schuss auf ihn abfeuern. Sollte er vorsichtshalber sofort abdrücken, um ganz sicher zu sein, dass Tommy auf dem Weg in den Himmel war? Bevor er sich entscheiden konnte, erregte ein eigenartiges Geräusch seine Aufmerksamkeit. Es klang, als würde zischend der Druck aus den Bremsleitungen des Zuges entweichen. Das

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