900 Großmütter Band 2
verschwunden. Einfach weg! Das Ding funktioniert! Man programmiert ihm bloß ein, was man loswerden will, und es ist weg, spurlos verschwunden.
»Mach hier alles weg, was nichts taugt!« programmiere ich ihm ein. In meiner Werkstatt hat sich allerhand Schraps angesammelt. Jemand hat mal gesagt: Ein Sauhaufen! Diese Maschine blinzelte einmal, und ich hatte eine Werkstatt, in der man sich bewegen konnte. Das Ding erkannte Schraps, wenn es welchen sah, und hastewaskannste schmiß er allen unnützen Kram platterdings ins Jenseits. Natürlich kann jeder Hammel einen Nullifikator bauen, der alles restlos beseitigt, worauf man ihn ansetzt; aber hier ist der einzige, der von allein weiß, was er restlos beseitigen soll und was nicht. Maurice und ich sind so stolz wie rosa Kaninchen auf das Ding.
»Maurice«, sag ich und hau ihm auf die Schulter, daß ihm die Nase ein bißchen blutet, »das ist wirklich ein Apparatismus mit buschigem Schwanz. Da gibts einfach nichts, was wir nicht damit machen können.«
Maurice sieht einen Moment lang ein bißchen traurig aus. »A quo bono?« fragt er. So heißt, glaub ich, irgendein Mineralwasser, aber ich kleckere ihm einen Brandy ein, was wesentlich besser ist. Er trinkt den Brandy, aber er ist immer noch ’n bißchen nachdenklich.
»Aber wozu ist er gut?« fragt er. »Ein Triumph, gewiß doch, aber als was können wir ihn verkau fen? Ich habe den Eindruck, daß ich schon ein Dut zendmal den perfekten Apparat herausgebracht habe, den kein Mensch gebrauchen kann. Gibt es wirklich einen großen Markt für eine Maschine, die moralische und ethische Urteile fällen kann, die Kategorien aufstellen und durchsetzen kann, die Erkenntnis besitzt, Entscheidungen fällen und echte philosophische Thesen aufstellen kann? Habe ich mir da nicht vielleicht wieder bloß einen neuen triumphalen Unsinn abgequält?«
»Maurice, dieses Ding ist der geborene Müllschlucker«, sage ich zu ihm. Er kriegt diesen grünlichen Tonum die Kiemen, den viele Leute kriegen, wenn ich ihnen die große Erleuchtung verpasse.
»Müllschlucker?« schreit er. »Äonen haben daran gewirkt, dieses Wunderwerk durch den feinsten Intellekt der Welt – mich! – zu gebären, und dieser Bruder eines Riesenaffen sagt, es ist ein Müllschlucker! Hier ist ein neuer Aspekt des Denkens, novo instauratio, der Geist der Zukunft, der in der Gegenwart Früchte trägt, und dieser obszöne Oger sagt, es ist ein Müllschlucker! Die Sternbilder am Himmel neigen sich in Ehrfurcht vor ihm, Zeit und Ewigkeit haben nicht vergebens auf ihn warten müssen, und Sie, Sie plattfüßiger Viehtreiber, Sie sagen, das ist ein MÜLLSCHLUCKER!«
Maurice fühlte sich von dem Gedanken so erhoben, daß er tatsächlich ein bißchen weinte. Also, das ist doch wirklich nett, wenn jemand seiner begeisterten Zustimmung so lange und so laut Ausdruck verleihen kann, wie Maurice! Als ihm die Worte ausgelaufen waren, schnappte er sich mit beiden Händen die Brandyflasche und soff alles aus. Dann schlief er einmal rund um die Uhr. Er war wirklich müde.
Er sah ’n bißchen schafsmäßig aus, als er schließlich aufwachte.
»Ich fühle mich ein wenig besser, außer daß ich mich saumäßig fühle«, sagt er. »Sie haben recht, Spade, es ist ein Müllschlucker.«
Er programmiert ihm ein, daß er ihm allen Dreck aus Blut, Leber, Nieren und Kopf wegmacht. Und sein Kater ist im Handumdrehen kuriert. Er war auch rasiert, und sein Blinddarm war raus. Du brauchst dieser Kiste bloß zuzunicken, und sie nullifiziert einfach alles.
»Wir nennen ihn Schweinebauch Liebling«, sage ich, »weil er alles frißt, wie ’n gutes Schwein, und weil er so lieb arbeitet.«
»So nennen wir ihn privat«, nickt Maurice, »aber in Gesellschaft nennen wir ihn Pantophag.« Das ist nämlich dasselbe auf Griechisch.
Damals verstand ich mich mit Maurice so gut, daß ich mir mit ihm eine Voxo teilte. Wenn zwei Menschen jeder eine halbe abgestimmte Voxo ha ben, können sie überall auf der ganzen Welt miteinander sprechen, und das so unauffällig, daß es keiner merkt.
Wir mieteten auf der Industriemesse einen großen Stand und stellten Schweinebauch Liebling, den Pantophag, dort aus. Mensch, wir haben ’ne prima Schau abgezogen! Die Leute kamen rein, hörten zu und glotzten, bis ihnen die Augen raushingen. Dieser Maurice kann reden wie ’n Wasserfall, und ich bin auch nicht schlecht, was das anlangt. Und wir waren auch bestimmt zwei prima schicke Knaben, besonders als mir Maurice gesagt
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