900 Großmütter Band 2
Epikt!« befahl S m irnow.
»Und versuche, den päd a gogischen Zeigefinger wegzulassen.«
»Also, um zur Sache zu ko mme n: Im Jahre 1980 wurd e di e größt e Stad t i m mittlere n Nordamerika durc h ein e unnatürlich e Katastroph e zerstört.«
»Also vor zwanzig Jahren«, fuhr Glasser dazwischen. »Davon m üßte do c h irgendje m and etwas gehört haben.«
Valeri e gestattet e sic h einen Einwurf. »Ich frage mi ch, ob St. Louis überhaupt weiß , da ß e s zerstört worden ist. Es tut jeden fall s so , al s o b e s noc h da wäre.«
»St . Loui s wa r di e Stad t nicht«, klapperte Epikt heraus . »Dies e Zerstö rung eines Großstadtrau m es mi t siebe n Millione n Einwohner n i n wenige r als sieben Sekunden war, vom me nschlichen Standpunkt aus gesehen, ein gewaltige s Schreckni s – wenn ich mi ch recht erinn e re, war sogar ich ein bißchen erschüttert . Di e Sac he wa r s o furchtbar , daß beschlossen wurde, die ganze Angelegenheit zu verdrängen und einem seg e nsreiche n Vergessen anhei m zugeben.«
»O b da s nich t ei n bißch e n schwieri g war? « frag t e Aloysiu s Shipla p sarkastisch.
»E s wa r i n de r Ta t seh r schwierig« , äußerte Epikt, »und doch wurde es getan, vollständig, und innerhalb von zwanzig Stunden. Und von jenem Augenblic k a n bi s jetz t ha t sich kein Mensch m e hr daran erinnert oder überhaupt daran gedacht.«
»Und würden Eure kapri z iöse Hoheit geruhen, un s ebe n ma l kur z z u erklären , wi e da s gemacht wurde? « fordert e Smirno w sein e Maschin e heraus.
»Ic h werd e e s erklären , so gut ich kann, lieber Meister . Da s Projek t wurd e in die Hände einer Koryphäe de r Wissenschaf t gelegt , eine s Mannes , der na me nlos bleiben wird – a b er nur noch für ein paar Minuten.«
»Wie wurden die schriftlichen Unterlagen über siebe n Millione n Mensche n ausgelöscht? « fragte Cogsworth.
»Durch einen von dem b e sagte n Fürste n der Wissenschaf t damal s gra de erfundenen Apparat«, antwortete Epikt. »Er lief unter der Bezeichnung ›Tele-Pantographische r Dis torsionaton. Selbst ich kann aus der zeitlichen D i stanz und unter den Wolken einer künstlich erzeugten Amnesi e nich t mehr begreifen , wi e e r funktionierte . Abe r e r funktionier t e tatsächlic h un d zerstört e sim u lta n alle s gedruckte einschlägig e Material . Da s hinterlie ß natürlich Lücken in den Nachschlagewerken, und die ent s p re chende n Füllse l war e n m anch m al , wi e ic h be m er k te , vo n etwa s inferior er Textur. Holographische – das heißt handschri ftliche , wen n Si e e s nicht wisse n sollten , Valeri e – N o tize n ware n schwieriger zu behandeln. Die m e isten wurden einfach vernichtet. In Doku m enten von Bedeutung wurde der Text mi t automatische r Schrif t überflutet, um die Lücken auszufüllen, und zwar un t e r sorgfältige r Nachahm ung der ursprünglichen H andschrift . Abe r diese Nachah m ungen waren trotzdem häufig unvollko mme n. Ich habe me hrere tausen d Beispiel e dafür. Jedennoc h wa r de r Tele-Pa ntographische Distorsionato r ein e wahrhaf t be m e rkenswerte Maschine, und ich bedaure, daß er heutz utag e nich t meh r i m Gebrauc h is t …«
»Se i s o freundlic h un d erklär e uns , wa s m i t diese r bemerkenswerte n Masc hine geschah!« sagte S m irnow.
»Oh, sie befindet sich no c h hie r i m Institut . Du, mei n liebe r Her r un d Meister , stolpers t jede n Tag ein dutzend m al darüber und fluchst über ›diesen verda mmt en Schrotthaufen ‹ «, äußerte Epikt, »aber d u has t eine n Bloc k i m Gehir n , de r di r nich t gestat tet , dic h dara n z u erinnern , wa s da s ist.«
»Ic h glaube , ic h hab e mi c h jahrelan g a n solch e i nem Haufen Gerü m pel g estoßen« , sinniert e S m irnow . »Manchma l hab e ic h mi r tatsächlic h fas t erlaubt , mic h z u fragen , wa s da s eigentlic h ist.«
»Und du hast es selbst erfunden . De r Fürs t der Wissenschaft , de r dies e Gedächtnistilgun g vollbrach t hat , wars t d u sel bst, Gregor Fedorowitsch S m irnow.«
»Geh doch und häng dich, Epikt! « protestierte Shiplap. »Dein Tank ist j a undicht . Wa s is t denn m it dem me nschlichen Ge dächtnis ? Di e siebe n Millionen Einwohner der Stadt m üssen doch überall im Lande mi ndestens ebensov iel e Verwandt e gehabt haben. Hat sich denn von d e nen keiner gefragt, wo ihr e Mütter , Kinder , Brüder , Schwestern geblieben sind?«
»Si e machte n sic h Sorgen , abe r si e habe n nicht
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