900 Großmütter Band 2
m mi t weitreichende n Machtbefugnisse n ausgestattet e n Verwaltungsdirektor; Kar l Kleber , de m emine n ten Psychologen; Ed m ond Guillames , de m skeptische n , blutlosen Kritiker, und schließlic h da s Hir n vo n Valeri e Mok , eine r Da m e voller Schönheit und Char me , die Cogsworth zur Verzweiflun g brachte , wei l er davon überzeugt war, si e mi t normale n Mittel n niemals verstehen zu können.
Cogsworth war von seiner Idee – nä m lich, in den Geis t andere r Mensche n e inzudringen, hinter deren Augen zu sitzen und durch diese Augen in eine Wel t z u spähen , di e nich t die gleiche sein konnte – sein Leben lang besessen gew e sen . E r erinnert e sich daran , wi e dies e Ide e ih n mi t ihre r ganze n Wucht überfalle n hatte , al s e r noc h ei n kleine r Jung e war.
»Vielleicht« , hatt e e r si ch da ma ls gefragt, »bin ich der einzige, der den Hi mm e l schwarz und die Sterne weiß sieht, und alle anderen sehen den Hi mme l weiß und die Sterne glänzend schwarz. Und ich sage: Der Hi mm e l is t schwarz ; un d si e sage n auch : De r Himme l is t schwarz ; abe r wen n sie ›schwarz ‹ sagen , meine n si e ›weiß‹.«
Oder : »Vielleich t bi n ic h de r einzige , de r die Außenseite einer Kuh seh e n kann, und alle anderen sehe n si e mi t de r Innense ite nach außen. Und ich sage : Da s is t di e Außen s eite ; un d si e sage n auch: Da s is t di e Außenseite ; abe r wen n si e ›außen ‹ sagen , m eine n si e ›innen‹.«
Oder : »Vielleich t sehe n fü r di e anderen , alle J un gen, die ich sehe, wie Mädchen aus, und alle Mädchen wie Jungen. Und ic h sage : Da s is t ein Mädchen; und die anderen sage n auch : Da s is t ein Mädchen ; abe r wen n si e ›Mädchen ‹ sagen , meinen si e ›Junge‹.«
Und dann war ihm (welch ei n Schrecknis! ) der Gedank e geko mm en : Wen n i c h nu n fü r all e ande re n ein Mädchen wäre, nur für m i ch nicht?
Selbs t damals , al s e r noc h ziemlic h klei n war, ka m ih m da s nich t besonder s intelligen t vor , abe r es entwickelt e sic h z u eine r Besessenheit.
»Was ist, wenn für ein e n Hund alle Hunde wie Menschen und alle Menschen wie Hunde aussehen? Und wenn ein Hund m i ch ansieht und denkt, ich bin ein Hund, und er ist ein Junge?« Und ein m al kam ihm daraufhin der niede rsch m etternd e Gedank e :
»Wenn nun der Hund recht hat?«
»Wa s ist , wen n ei n Fis c h zu einem Vogel hoch-blickt, und ein Vogel auf einen Fisch hinunter-schaut? Und wenn der Fis c h denkt, daß er der Vogel ist, und daß er auf den Voge l herabschaut , de r in Wirklichkei t ei n Fisc h ist , un d di e Luf t is t Wasser, un d da s Wasse r is t Luft ? Und wenn der Vogel einen Wurm frißt, und der Wu r m denkt , e r is t der Vogel, und der Vogel ist der Wur m ? Und daß seine Außenseit e sein e Innenseit e ist , un d di e Innenseite de s Vogel s is t sein e Außenseite, und daß er den Vogel gefressen hat und nicht der Vogel ihn?«
Da s wa r unlogisch . Abe r woher weiß ma n, daß ein Wurm logisch ist? Er ha t manche s a n sich , was ihn unlogisch m achen könnte.
Un d al s e r älte r wurde , stie ß Charle s Cogsworth au f manch e Anzeichen , di e ih m verrieten , da ß die Welt , di e e r sah , nich t d i eselb e Wel t war , di e andere sahen. Er fand unscheinbar e , aber u m so nachdrücklichere Hinweis e dafür , da ß jede s Wese n i n seiner eigene n Wel t lebt.
E s wa r ers t frühe r Nachmittag , abe r Charles Cogsworth saß im Dunkeln. Gregor S m irnow m achte, wie er angekündigt hatte, einen ausgedehnten Spaziergang. Er war der einzige, der wußte, daß da s Experimen t anlaufe n sollte . E r wa r auc h der einzige , de r mi t diese m Experi me nt einverstanden gewesen wäre, wenn auch d i e andere n gestatte t haben, daß ihre Gehirn-Da t en gespeichert werden – allerding s wa r da s unte r einem Vorwand geschehen.
Alle r Anfan g komm t still ; un d diese r wa r ei n totaler Erfolg. Mit den Augen eine s andere n z u sehen, ist eine neuartige und gl o rreiche Sensation – doch di e voll e Erkenntni s derselbe n ko mm t langsa m .
»Er ist ein größerer Mann al s ich« , sprac h Cogsworth zu sich. »Ich habe da s scho n of t vermutet . Er besitz t ein e Gelassenheit , di e mi r fehlt ; allerdings fehl t ih m dafü r m ei n fieberhafte r Erkenntnisdrang. Un d e r leb t i n eine r bessere n Welt.«
E s wa r tatsächlic h ein e besser e Wel t mi t weiterem Horizont und erregenderen Details.
»We r kä m e woh l darauf
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