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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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unsere s Wesens . Darüber sind wir lange hinaus . Ih r Mensche n seid noch unbeholfen und daher von Schuldgefühlen g e plagt. Ihr seid von einer Spezies , di e noc h kein e Reifefor m besitzt . Vielleich t sin d stat t desse n wi r Analo i eur e Reifeform. Di e Ide e de r Sünd e is t nu r ein Aspekt eurer frühen kindlichen Unbeholfenheit.«
    »Jeder hat Sünden, Land m aster.«
    »Nur nach eurer eigenen kindischen Lehre, Priesterlein. Und derzufolge wirst du sagen, daß alle Wese n gerette t werde n m üssen – ausgerechnet von euch , eine r Rass e vo n stutzohrigen , plattgesichtigen Kindern!
    Abe r überleg e di r bitte , wie bedeutungslos das in bezug auf uns Analoi ist! Wie sollten wir überhaupt sündigen können? Unsere Ver m ehrung vollzieht sich nicht m e hr nach dem grotesken Muster der eu- rigen ; si e is t ohn e Leidens c haften . D u siehs t also, daß allein da m it schon n e unzig Prozent eurer Sünden wegfallen.
    Wa s noch ? Welch e anderen Gelegenheiten – wenn das Wort die Sache trifft – haben wir zur Sünde? Wir kennen keine Ar m ut, keine Gier, keinen Neid . Unse r Stoffwechs el is t s o geregelt , daß weder Faulheit noch hysterische Aktivität m öglich sind. Wir sind schon läng s t in allen Dingen zum absoluten Gleichgewicht gelangt, und ›Sünde‹ ist nicht s andere s al s ei n Zu stand ma ngelnden Gleichgewichts.
    Ic h hab e e s vergessen , Priesterlei n – welches sind die ›Sünden‹ der kindischen Rasse?«
    »Stolz, Begehrlichkeit, Wollust, Zorn, Gefräßigkeit, Neid , Faulheit« , sagt e Pate r Barnabas . »Das sind die sieben Todsünden. Alle anderen ko mme n von diesen her.«
    »Gesprochen wie ein tap f ere r kleine r Nachbeter. Un d alle s wa s besteht , ha t sein e Quelle . Doc h du siehst , wi e völli g un s dies e siebe n Stolperstein e für kleine Kinder abgehen. S tol z is t ei n Mißverständnis übe r di e Natu r de r Voll endung; Begehrlichkeit verschwindet, wenn m a n alles erlang t hat , wa s e s zu begehren gibt; Wollust i s t das Anhängsel einer Einrichtung, die bei uns ihre Entsprechung nicht me hr hat . Zorn , Gefräßigkeit , Neid und Trägheit sind nur Funktionsstörungen. Alle Funktionsstörungen lassen sich anpassen und korr i gieren ; wi r habe n sie korrigiert.«
    Pater Barnabas war für den Augenblick geschlagen, und er ließ seinen Geist wandern. Er schaute übe r di e Landschaf t de s Analos.
    Ein früher Entdeckungsrei sende r hatt e sein e Ein- drücke von dieser Welt m it folgenden Worten wie-dergegeben:
    »E s war , al s ging e ic h unte r Wasser« , schrie b er.
    »Nicht daß ich irgendwelche He mm ungen oder einen Widerstand verspürte, den n di e At m o sphär e ist dünne r al s di e de r Erde . E s kam von einem Flattern und Schwanken der Luft selbst, und von den ›Luftschatten‹ (nicht Wolken), die hoch oben entlangziehen, s o wi e ma n au f de m Meeresbode n di e fliegenden Schatten der oben dahinrollenden Wellen vorüberziehe n sieht . Diese r Effek t vermittelt e mir (i m Verei n mi t de r Pflanze n welt , di e seh r star k an di e Unterwasserflor a erinnert , nu r da ß si e freiste h e nd wächst ) da s Gefühl , au f de m Bode n de s Ozean s zu schreiten.«
    De m Pate r ka m e s vor , al s o b e r unte r Wasser gesprochen und nie m and ihn gehört hätte.
    »Wa s bedeute t diese r Riesenkessel , dor t mitten au f eure m große n Platz , Land m aster? « fragt e er schließlich.
    »Ei n Relik t unsere r alte n Rasse , wi r bewahren es . Wi r habe n ein e gewiss e Verehrun g fü r di e Alter tü m e r unsere r Vergangenheit . I n eine m Geist , de r so gro ß is t wi e de r unsere , is t selbs t fü r Relikt e Platz.«
    »Dan n is t e r derzei t nich t i m Gebrauch?«
    »Nein. Aber unter gewissen Bedingungen könnte es geschehen, daß wir ihn vorübergehend seiner altertü m lichen Bedeutung w i eder zuführen. Doch da s brauch t dic h jet zt nich t z u kümmern.«
    Ei n Kessel , ei n Ries e nkessel! Man kann sich nich t vorstellen , wa s f ür ein rundbäuchiges Ding da s war!
    Doc h de r Pate r wandt e sic h mi t eine m Gefüh l der Ohnmach t wiede r seine m Hauptthem a zu.
    »Sünde m uß sein, Land m aster! Wie könnte es sonst Erlösung geben?«
    »Wi r habe n Erlösung , Priesterlein . D u has t kein e – wie könntest du sie uns da bringen?«
    Daraufhi n verlie ß Pate r Barnaba s Landmasters Haus und ging auf die Straß e . E r wollt e sehen , o b er nicht irgendwo ›Sünde‹ entdecken könnte. Er fragte einen kleinen

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