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A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

Titel: A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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Cox und David Steele, die beiden anderen Fine Young Cannibals, waren zu der Zeit von einer sehr erfolgreichen US-Tournee ihrer Ska-Band The Beat („Mirror In The Bathroom“) zurückgekehrt und hatten ernüchtert festgestellt, dass man sie bis zuletzt im Unklaren über die weitere Existenz der aus Birmingham stammenden Gruppe gelassen hatte. Für eine neue Band hatten sie einen Sänger gesucht und ihn schließlich in Roland Gift gefunden, der mit den Akrylykz schon mal im Vorprogramm von The Beat aufgetreten war.
    Gleich mit der ersten Single hatte sich das nach dem Nathalie-Wood-Film All the fine young cannibals benannte Trio in den Top Ten der englischen Hitparade platziert. „Johnny Come Home“ war ein exzellenter Pop-Song und das Debütalbum inspiriert vom Soul der sechziger Jahre.
    Drei Jahre hatten die drei sich dann Zeit gelassen, um ihre zweite LP aufzunehmen. „Du kannst eine Blume nicht zum Wachsen bringen, wenn du sie am Kopf hochziehst“, erklärte mir Roland Gift die lange Pause. Die Platte sollte modern klingen, aber nicht modisch. Man sollte sie sich auch nach ein paar Jahren noch anhören können, ohne in Nostalgie zu verfallen. Die Musik sollte die Leute inspirieren und trotzdem zum Tanzen verführen. Und das Warten hatte sich wirklich gelohnt: The Raw And The Cooked stand sogar in den Vereinigten Staaten wochenlang auf Platz eins der Billboard -Charts. Songs wie „She Drives Me Crazy“ oder „Don’t Look Back“ waren so unverwechselbar und eingängig, dass man sie auf der Straße und in der U-Bahn pfeifen, in der Disco oder auf einer 68er-Fete abnudeln konnte - und noch immer kann, ohne unangenehm aufzufallen.
    In den Jahren, die zwischen beiden Alben lagen, hatten sie aber nicht auf der faulen Haut gelegen. Zum Soundtrack von Barry Levinsons Film Tin Men steuerten sie die wunderschöne Cover-Version des Punk-Klassikers „Ever Fallen In Love“ der guten alten Buzzcocks bei. Jonathan Demme, der Regisseur des umjubelten Talking-Heads-Konzertfilms Stop making sense, gab daraufhin für seine locker inszenierte Komödie Gefährliche Freundin einige Songs bei ihnen in Auftrag. Gift stand in Stephen Frears’ sozialkritischer Einwanderer-Komödie Sammy & Rosie tun es vor der Kamera und lag mit Joanne Whalley im Bett - in Scandal, dem Film über die Profumo-Affäre. Cox und Steele produzierten derweil so unterschiedliche Bands wie die Wee Papa Girl Rappers und Pop Will Eat Itself und nahmen unter dem Namen Two Men, A Drum Machine And A Trumpet ein eher experimentelles Album auf.
    Zur Folge hatten all diese Aktivitäten, dass die Fine Young Cannibals sich nicht dem üblichen Marktmechanismus, dem turnusmäßigen Wechsel von Plattenveröffentlichung und Tournee, unterwerfen mussten, um im Gespräch zu bleiben. Und Roland Gift konnte sich vor Filmangeboten kaum noch retten: Spike Lee wollte ihn für Schooldaze verpflichten, doch da hatte er aus Termingründen passen müssen; die Plattenfirma Motown wollte ihn für eine Fernsehserie über das Schicksal westindischer Emigranten verpflichten, doch an Seifenopern à la Roots war er nicht interessiert; und Sylvester Stallone holte sich eine Absage, weil Gift nicht „eine seiner Muskeln“ spielen wollte.
    Schwerer war dem Jung-Star da schon die Entscheidung gefallen, als Oliver Stone, der Platoon - und Wall Street -Regisseur, ihm die Rolle des Che Guevara in seinem Film Evita anbot. Als sich dann herausstellte, dass Stone lediglich die Musical-Fassung verfilmen wollte, gab Gift aber auch ihm einen Korb. Denn mit der musikalischen Soße des Cats- und Evita- Komponisten Andrew Lloyd-Webber wollte er seine Fans nicht vergraulen. „Mal abgesehen von seinem mangelnden Talent“, erklärte Roland Gift mir die Absage, sei der „ein verdammter Tory, der nur zum Ritter geschlagen werden“ wollte.
    Auf die Bühne kehrte Roland Gift erst im Jahr nach unserem Treffen zurück. In seiner Heimatstadt Hull spielte der Shakespeare-Fan 1990 den Romeo.
    Seitdem habe ich nie wieder von ihm gehört. Und auch meine Story über ihn ist nie erschienen. Die Kamera des englischen Fotografen war bei unserem Fototermin defekt gewesen, sodass ich kein exklusives Bildmaterial vorweisen konnte, und als dann auch noch die Berliner Mauer fiel, ereilte mein Porträt das Schicksal so vieler stern -Geschichten - es wanderte in den Papierkorb.

Mixtape: Birmingham/Midlands
    Spencer Davis Group - Keep On Running (Remastered) / Gimme Some Lovin’ / I’m A Man
    Traffic - Hole In My

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