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A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

Titel: A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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Meine Fine-Young-Cannibals-Geschichte war noch nicht völlig gestorben, als ich erneut auf stern -Kosten nach London geschickt wurde, um den österreichischen Video-Clip-Regisseur Rudi Dolezal bei der Arbeit mit der Hard-Rock-Band Queen zu beobachten. Das war nicht gerade meine Lieblingsband, und „Scandal“ war bereits die vierte Single, die aus dem Erfolgsalbum The Miracle ausgekoppelt wurde, weshalb umgerechnet „nur“ 150.000 Euro für den Dreh zur Verfügung standen - etwa die Hälfte dessen, was das vorangegangene Video verschlungen hatte. Da war es natürlich nicht möglich, dass die Band wie in „Breakthru“ auf dem Dach eines dahindonnernden Zuges durch die Landschaft rockte. Ein Tag Drehzeit musste genügen, um das Video im Kasten zu haben.
    Dementsprechend herrschte eine hektische Betriebsamkeit am Set, als der Schlagzeuger Roger Taylor, der Bassist John Deacon, Gitarrist Brian May und die singende Diva Freddie Mercury nach und nach eintrudelten. Während auf der Bühne, einer überdimensionalen Nachbildung der Titelseite einer Boulevardzeitung, noch an der Kulisse gearbeitet wurde, übte Dolezal in einer Ecke des Filmstudios mit Schauspielern die Anfangsszene: Sechs Reporter in Nadelstreifenanzügen, Trenchcoats und mit Hüten im Elliott-Ness-Stil warten vor einem Hoteleingang auf ein Starlet und seinen Freund; als die beiden durch die Schwingtüren treten, bricht ein Blitzlichtgewitter über sie herein. Zehn, zwölf Mal wurde die Szene wiederholt, denn der Schwenk von der Hotelreklame zu den Schwingtüren und dann zur Bühne sollte möglichst dynamisch wirken, passend zur Musik von Queen.
    Als die Band dann selbst dran war, hatte Freddie Mercury sein kariertes Hemd natürlich gegen ein rotes T-Shirt eingetauscht, stets umgeben von zwei jungen Burschen, die ihm den Spiegel vorhielten oder das Glas abnahmen, wenn er auf die Bühne musste. Brian May lief für eine deutsche Sportschuh-Firma Reklame, und Roger Taylor erinnerte geschminkt an eine Schaufensterpuppe. Nur John Deacon sah in seinen schwarzen Jeans aus wie immer.
    20 bis 30 Mal wurde das Playback eingespielt, absolvierten Queen den ganzen Tag lang ihren Part. Erst weit nach Mitternacht durfte Brian May endlich sein Gitarren-Solo simulieren. Mit doppelter Geschwindigkeit ließ er das Playback abfahren, damit es später auch schön flink aussah, wie seine Finger über die Saiten huschten.
    Fehlte also nur noch das Finale. Am Ende eines fast 20-stündigen Arbeitstages drehte Freddie Mercury noch einmal auf, als würde nicht eine übernächtigte Film-Crew, sondern ein Riesenpublikum am Bühnenrand auf ihn warten. Mercury explodierte förmlich, wälzte sich auf dem Boden, stolzierte wie ein Revuestar über die Bühne - und genoss sichtlich den Applaus des gesamten Teams. Wahre Arbeit - wahrer Lohn.
    Im Grunde war das eine typische stern -Geschichte. Statt anlässlich der Veröffentlichung des Queen-Albums eine Geschichte über sie zu bringen, wartete man ab, bis auch die berühmte Klofrau von Hannover von dieser Band gehört hatte. Statt über den Dreh des ersten, weitaus aufwendigeren Clips zu berichten, nahm man die vierte Auskopplung zum Anlass für eine Story über den Regisseur. Und weil man, als das Manuskript schließlich vorlag, selbst auf den Trichter kam, dass der stern mal wieder allen anderen hinterher hechelte, wurde es keineswegs begraben, sondern Monate später im beiliegenden TV-Magazin weggedruckt - anlässlich einer Magical History Tour durch London, zu der die Plaudertasche Peter Illmann den ZDF-Zuschauer einlud.
    So wurde man keinem gerecht: den Lesern nicht, die aktuell informiert werden wollten; den Musikern nicht, weil sie nur Statisten in einer Story über ihren Regisseur waren; dem Regisseur nicht, weil der Clip mit dem niedrigsten Etat ausgesucht wurde, um ihn als erfolgreichen Video-Produzenten darzustellen; der Plattenfirma nicht, für die das Thema längst durch war, als mein Artikel erschien; und letztlich auch mir nicht, weil jeder dachte, diese

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