A Star like you
fragt sie und drückt ihr Kissen noch fester. »Du scheinst mehr über sein Leben zu wissen als ich.«
»Es geht ihm gut. Er hat mir gerade eine SMS geschickt, dass alles super ist.«
Mrs Layton lächelt beinahe. »Du magst ihn, oder, Bex?«
»Nein, natürlich nicht«, antworte ich und hoffe, dass ich sie besser überzeugen kann als mich selbst. »Also nicht so zumindest.«
»Das ist in Ordnung. Ich bin keine eifersüchtige Psychomutter, weißt du. Es könnte ihm guttun, eine nette Freundin zu haben.«
Emily kichert und beginnt aufzusagen: »Ei, ei, ei, was seh ich da, ein verliebtes Ehepaar. Küsst euch mal, küsst euch mal, morgen ist das Baby da.«
»Genau«, sage ich und sehe nicht runter auf die Nadel, weil ich weiß, dass mir davon wieder schwindelig wird. »Ich denke, wir sind so weit. Lass es uns tun, ja?«
Mrs Layton kneift ihre Augen fest zusammen und öffnet den Gürtel ihres Morgenmantels. »Gott, ich hasse das.«
»Ist gut, Mum«, sagt Emily. »Bex weiß, was sie tut.«
»Ja … natürlich«, sage ich, tupfe Mrs Laytons Oberschenkel mit einem sterilen Tuch ab und staune, wie weiß ihre Beine aussehen. »Ich werde einfach … ich werde einfach …«
»Tu es einfach, Bex«, sagt Emily entschieden.
Matthew meinte, es sei wichtig, die Nadel tief in den Muskel zu bekommen. Ich wähle einen Punkt zwischen zwei Leberflecken und drücke langsam runter. Aber menschliches Gewebe ist etwas fester als die Orange, mit der wir geübt haben, und ich muss ziemlich doll drücken, bis ein paar Zentimeter der Nadel in ihr verschwunden sind.
»Keine Sorge, Sue. Wir haben es gleich geschafft.«
Es dauert zehn Sekunden, ihr die himmelblaue Flüssigkeit zu injizieren. Danach ist nicht mehr zu sehen als ein winziger Nadelstich Blut, wie in diesem Märchen.
Und ich denke so was wie: Yessss, ich habe es getan!, als sich der Raum um mich herum zu drehen beginnt und eine cremefarbene Wand auf mich zurast.
»Bex«, sagt eine weit entfernte Stimme. »Bex, bist du okay?«
Als ich wieder zu mir komme, steht Mrs Layton mit einem Glas Wasser über mir. »Ich glaube, du bist ein bisschen überhitzt.« Sie lächelt. »Hier, trink das.«
Emily hält ihren Hasen gegen die Wange gedrückt. »Geht’s dir gut, Bex?«, fragt sie mit piepsiger Stimme.
Ich nicke und nehme einen Schluck Wasser. Aber wisst ihr was? Mir geht es zwanzigmal besser als einfach nur gut. Denn als ich wieder zu mir gekommen bin, habe ich begonnen, über die Entscheidungsshow am Samstagabend nachzudenken – die Szene am Ende,in der Willow Strawberry den Glücklichen verkündet, dass sie ›noch immer den Star Factor haben könnten‹.
Ich hatte mir irgendwie eingeredet, Shezza würde mir niemals glauben, dass Matthew mein Freund wäre. Eigentlich war ich mir so sicher, dass ich sogar schon meine Beichte geprobt habe. Doch vielleicht ist es nicht so unmöglich, wie es sich anhört. Denn laut seiner Mutter könnte ich ›gut für ihn‹ sein. Laut seiner Mutter könnte ich noch immer Matthews Freundin sein.
Matthew
Der Anheizer peitscht das Studiopublikum bis zur totalen Ekstase auf und eine Armee von AALs (Assistenz-Aufnahmeleitern) nimmt Last-Minute-Korrekturen an den Nebelmaschinen vor, als wir uns hinter den Kulissen aufreihen, bereit für unseren ersten Auftritt. Ich überprüfe mein Hundehalsband und versuche, mich an alles zu erinnern, was Nikki mir beigebracht hat – wie ich mit der Kamera spielen und nicht zu überzeugt von mir selbst klingen soll.
Alle sind nervös. Trevor und Ashley jonglieren mit ihren Plastikknochen, Roxanne kann kaum so lange ihre Hand stillhalten, wie sie braucht, um sich eine weitere Lage Lippenstift draufzupatschen, Phil Carvery ist immer noch verstört von dem, was bei der Probe passiert ist, und Elizabeth McQueen wirkt eher, als wären ihr gerade die Weisheitszähne gezogen worden. Und Yvette, Mary und Beth erkenne ich kaum wieder in ihren Catsuits. The Holy Joannas waren am Boden zerstört, als Nikki sie in UP4IT umbenannt hat, aber ihr neues Image kam sicher gut bei den Soul Survivorz an.
Wie hätte es auch anders sein sollen – ich teile mir einen Umkleideraum mit Bart Smedley. Er hat diese bizarre Verschwörungstheorie entwickelt, dass Twilight ihn mit Absicht vom Tisch geschubst hat. Niemand glaubtihm, natürlich, aber es nimmt sie offensichtlich ganz schön mit. Sie schien nicht mal sonderlich begeistert, als ich ihr erzählt habe, dass ich es mir mit dem Aufhören doch noch mal anders überlegt habe.
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