AAA - Das Manifest der Macht
nicht fertig. „Dominique verfolgt uns nach wie vor, da bin ich sicher. Ich glaube sogar, dass sie hier in London ist. Auch wenn dein Chef eigenartigerweise was anderes behauptet. John, ich kann deine Enttäuschung über Frank van den Bergh durchaus verstehen, aber richte deine Wut nicht gegen uns. Mag sein, dass sich aus deiner Sicht vieles anders darstellt, aber glaube mir bitte eines, John: Wir sind auf deiner Seite!“
Samantha ging auf John zu, blickte ihm ins Gesicht und strich ihm beruhigend über den Arm, um ein wenig Ruhe in seine aufgewühlten und verletzten Gefühle zu bringen. Offenbar hatte ihre Methode Erfolg. John senkte den Kopf und atmete tief durch.
„Okay, bitte entschuldigt“, bat er, „mir sind die Sicherungen durchgebrannt. Ich verstehe das alles nicht. Was spielt mein Chef für ein Spiel? Was hat Dominique für Interessen? Wobei ich fast nicht glaube, dass sie dich, Samantha, mit den Informationen gefüttert hat. Das ist ein Plan, der nicht zu ihr passt. Sie geht anders vor. Da steckt wahrscheinlich jemand ganz anderer dahinter, da bin ich mir fast sicher!“
Er blickte auf die Rückseite der Grabplatte, auf der die beiden Zeichen eingeritzt waren. „Wisst ihr was? Lasst uns ins Hotel zurückfahren. Wir sollten uns noch einmal das Tagebuch vornehmen und es vom ersten bis zum letzten Wort durchgehen, und vielleicht den Zeitungsartikel von Adrian Poor alias Guy de Levigne dazu. Möglicherweise haben wir etwas übersehen. Ben, hilf mir, diese Platte wieder richtig hinzulegen, aber vorher versuche, diese Zeichen zu filmen.“
Gemeinsam schoben sie danach die Teile der Grabplatte wieder in die ursprünglichen Positionen und verließen den Friedhof. Ein Taxi brachte sie zu ihrem Hotel zurück. Den Mini, der ihnen in gebührendem Abstand folgte, bemerkten sie nicht.
Und Dominique, die in diesem Mini saß, bemerkte ihrerseits nicht die beiden Männer, die sie mit einem Ford Explorer verfolgten.
KAPITEL 52
Nach einem schnellen Mittagessen trafen sie sich in Johns Zimmer. Ein großer Stapel kopierter Seiten lag neben dem schwarzen Tagebuch, außerdem einige Stadtpläne.
„Womit fangen wir am besten an?“ Samantha war es gewohnt, strukturiert zu arbeiten.
„Am besten noch einmal ganz vorn“, schlug John vor. „Stellen wir ein paar Listen zusammen: Eine mit den Informationen, die wir von Personen bekommen haben. Eine weitere mit den Daten, die wir aus Dokumenten, also Zeitungsartikeln oder sonstigen Schriften, und durch diese – wie soll ich sie nennen? – historischen Zeichen gewonnen haben. Die dritte Liste enthält alle Fragen, die sich aus den ersten beiden ergeben. Dann sehen wir mal, wie viele Antworten wir bereits geben können. Bestimmt bleiben immer noch große Lücken, aber vielleicht erkennen wir den einen oder anderen Zusammenhang, den wir jetzt noch nicht sehen.“
„Gute Idee!“ Ben hockte sich im Schneidersitz auf den hochflorigen Teppich des Hotelzimmers und nahm sich das Tagebuch vor. „Ich lese jetzt alles von Anfang bis Ende laut vor. Vorhin im Flieger sind wir ja kaum über den Anfang hinausgekommen. Ich gehe davon aus, dass sechs Ohren mehr hören, als zwei Augen sehen können.“
„Ja, mach mal, wir hören“, stimmte John der Idee zu. Samantha setzte sich gegenüber von Ben auf den Boden. Gerade, als John sich in den bequemen Ohrensessel setzen und die Beine hochlegen wollte, meldete sich sein iPhone. Er blickte kurz auf das Display. Bresser blinkte dort auf. John bedeutete Ben, noch ein wenig mit dem Vorlesen zu warten, und hob das Gerät ans Ohr.
„Hi, Gernot, schön von dir zu hören.“ Er lauschte eine Weile.
„Ja“, sagte er dann, „ich erinnere mich noch in allen Einzelheiten an unser Gespräch.“ John freute sich sichtlich über den Anruf. „Ja, ich weiß, Gernot, ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen. Eigentlich wollte ich dich von Berlin aus noch mal anrufen, doch eine neue Spur hat uns gleich am nächsten Tag nach London geführt.“
John lauschte wieder eine Zeitlang, und sowohl Ben als auch Samantha konnten an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass das Gespräch für ihn von großem Interesse war.
„Na schön, wenn du meinst, dass das Treffen mit deinem ehemaligen Lehrer und Mentor keinen Aufschub duldet. … Na, ja, es werden sicher auch Flüge von London nach Moskau gehen. … Ja, schade, dass wir nicht von Berlin aus gemeinsam fliegen können. … Ja, okay, so machen wir es. Ich schaue gleich nach, wann ich frühestens hier
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