AAA - Das Manifest der Macht
Männer ihr folgten. Diese sahen sich noch einen Moment unschlüssig an, bevor sie Samantha hinterhereilten.
Entgegen ihren Erwartungen gab es keinerlei Hinweisschilder zum Grabmal von Karl Marx, sodass sie mehrmals nach dem Weg fragen mussten. Doch nach einigen Weggabelungen sahen sie von Weitem eine Reisegruppe aus China, deren Mitglieder eilfertig Foto um Foto schossen. Jeder Einzelne ließ sich neben dem Grabstein ablichten – wie es der Taxifahrer schon gesagt hatte! Die ganze Prozedur dauerte eine gefühlte Ewigkeit.
Das konnte nur das Grab von Karl Marx sein.
„Folgt mir“, rief Samantha den beiden Männern zu, „hier sind wir richtig. Schaut euch das mal an!“ Staunend beobachteten sie den Gänsemarsch, in dem sich die Chinesen nun vom Grabstein entfernten.
Endlich standen sie selbst vor der imposanten Steinsäule mit dem markanten Bronzekopf.
„Sieht schon etwas verwittert aus“, bemerkte Ben,„aber der alte Knabe liegt ja auch schon eine ganze Zeit hier.“
„Seit 1954, wie wir wissen“, ergänzte Samantha. „Er und seine Angehörigen lagen vorher in einer anderen Grabstelle, nicht weit von hier, mit einer schlichten Grabplatte aus Stein. Und jetzt?“ Sie sah John erwartungsvoll an, als ob dieser wüsste, wie es weitergehen sollte. Aber der suchte auch nur mit ratlosem Blick das Grabmal, die Inschriften und die nähere Umgebung ab.
„Ben, kannst du bitte wenigstens mal einen Schwenk über den Friedhof machen und den Grabstein abfilmen? Vielleicht brauchen wir das noch, und immerhin sind wir zum Arbeiten hier.“
Ben machte einen Kameraschwenk über die Gräberfelder und zoomte dann auf das Grabmal mit dem überdimensionalen Bronzekopf.
„So, das reicht ja wohl“, meinte er und setzte die Kamera ab.
„Wie geht´s weiter?“, fragte John sichtlich entmutigt.
„Habe ich nicht gesagt, dass wir die ganze Zeit zu einem noch unklaren Zweck manipuliert werden?“ Ben war keineswegs überzeugt, dass der Besuch am Grabmal von Karl Marx irgendeinen Nutzen haben könnte.
Samantha beachtete seinen Einwand nicht.
„Also gut“, übernahm sie wieder das Wort. „Es kann einfach nicht sein, dass wir hierher geschickt werden, um frei zugängliches Wissen bestätigt zu bekommen. Es muss hier etwas geben, das wir finden sollen, etwas Geheimes oder zumindest etwas, das bisher in irgendwelchen historischen Tiefen verschollen war. Steht nicht so rum, helft mir lieber, diesen Grabstein Millimeter für Millimeter abzusuchen.“
„Du glaubst wirklich, wir werden hier etwas entdecken, was noch niemals jemand vor uns gesehen hat? Lächerlich!“ John runzelte die Stirn. „Du hast doch gehört, jeden Tag kommen ein paar Dutzend unverbesserliche Alt-Kommunisten hierher. Die haben inzwischen bestimmt jedes Fleckchen dieses Steins geküsst.“
„Nun kommt schon! Wir haben schon eine Menge herausbekommen. Mit diesem Wissen können wir vielleicht Zusammenhänge herstellen, die sonst niemand erkennen kann.“ Samantha zog John am Ärmel zum Grabstein hin.„Versuchen wir es wenigstens mal. Die paar Minuten sind doch drin, oder?“
Schließlich gaben John und Ben nach. Sie teilten sich auf, Samantha begann die Rückseite des Steins zu untersuchen, Ben die Vorderseite, und John nahm sich die Seitenteile vor.
„Sagt mal“, warf Ben mitten in der Suche ein, „habt ihr eigentlich schon mal über folgende Theorie nachgedacht? Nämlich, dass Karl Marx’ eigene Anhänger von dessen Gier und Machtbesessenheit, von seinen Plänen mit den Banken, von seinen Umschichtungsbestrebungen erfahren haben, und ihn zu guter Letzt umbrachten?“
„Das ist eine extreme Umdeutung des geschichtlichen Ablaufs, mein lieber Ben.“ Samantha unterbrach nur kurz ihre Suche, um hinter der Grabstelle hervorzuschauen. „Er ist doch friedlich in seinem Sessel verstorben. Andererseits, so vieles, was wir seit unserer Ankunft in Europa entdeckt haben, entpuppte sich anders als vorher angenommen. Ich sperre mich keiner These mehr.“
Sie widmete sich wieder der Oberfläche des Steins.
Eine Viertelstunde später mussten sie sich eingestehen, dass an dem Grabstein nichts, aber auch gar nichts zu finden war. Samantha hob in einer bedauernden Geste die Arme.
„Tut mir leid. Ich habe mich wohl geirrt. Ich war so sicher, dass wir hier etwas finden würden. Zumal der Hinweis ja von zwei Seiten kam. Von deinem Chef – und von deinem Vater“, meinte sie zu John gewandt.
„Mach dir nichts draus.Vielleicht haben wir irgendetwas
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