AAA - Das Manifest der Macht
letztes Jahr schon im Mai verbraucht.Wegen dir. Muss dieses Jahr nicht sein.“
Gordon Fletcher wusste genau, welchen Wert Samantha für den Sender hatte, aber er hasste diese Situationen, in denen Samantha in wirklich allerletzter Sekunde mit ihrem Beitrag anrückte und dabei immer vollkommene Ruhe bewahrte. Er hatte hunderte Mitarbeiter unter sich, aber keiner konnte Samantha das Wasser reichen. Keiner hatte ihre Wortgewandtheit, ihre Professionalität und ihr untrügliches Gespür für die perfekte Story.
„Also, Gordon, erstens kannst du dich nicht beklagen, denn wir haben alle Prozesse gewonnen. Und zweitens: keine Sorge, auch diese Sensation ist wasserdicht.“
„Na schön, alles für die Quote, meinen Segen hast du. Die Regie soll´s einspielen“, sagte Fletcher und machte innerlich ein Kreuzzeichen, dass sie auch diesmal wieder Recht behalten würde.
KAPITEL 6
Riesige Kristalllüster erleuchteten den Versammlungssaal, in dem sich etwa hundertfünfzig leitende Mitarbeiter von First Internationals eingefunden hatten. Hinter der langen Fensterfront zeichnete sich die abendliche Skyline von Manhattan ab. Edles Silberbesteck, blankpolierte Kristallgläser und feinste Porzellanteller standen auf mehreren langen, weißgedeckten Tischen, auf denen von einer Schar von Köchen internationale Spezialitäten aus allen fünf Kontinenten in Form von Fingerfood dargeboten wurden.
Zwischen den Anwesenden, die – meist in der einen Hand ein Glas, in der anderen einen Snack – in kleinen Grüppchen plaudernd zusammenstanden, schlängelten sich Servicekräfte hindurch und sorgten dafür, dass der Nachschub an Getränken keine Unterbrechung erfuhr.
Frank van den Bergh warf einen kurzen Blick auf seine goldene Cartier und lächelte John zu.„Ich habe veranlasst, dass genau um neunzehn Uhr der Bildschirm eingeschaltet wird.“
Er deutete mit dem Kopf zu einer der Wände des Versammlungssaals.
„In drei Minuten ist es soweit. Ach, Entschuldigung, Miss?“
Er winkte einer der Bedienungen.
„Hätten Sie ein Mineralwasser für mich? Wunderbar, danke! Bleiben Sie bitte gleich hier!“
Er nahm einen Schluck aus dem Glas und stellte es dann wieder zurück auf das Tablett.„Vielen Dank!“
In diesem Moment ertönte ein leises Summen. Wie von unsichtbarer Hand bewegt, schoben sich an der Kopfseite des Saales die Holzvertäfelungen zur Seite und gaben den Blick auf einen riesigen Flachbildschirm frei, der kurz darauf hell wurde. Der sich drehende Globus mit den in alle Richtungen zischenden Laserstrahlen erschien, das Markenzeichen von Worldwide News. Dazu erklang die Erkennungsmelodie der Hauptnachrichten. Es wurde still im Saal, dessen Beleuchtung langsam gedimmt wurde. Alle Anwesenden wandten ihre Köpfe dem Bildschirm zu.
Das Gesicht von Catherine Jackson, seit mehr als einem Jahrzehnt Anchorwoman von Worldwide News und eine Institution im Nachrichtenwesen, strahlte überlebensgroß auf die Zuschauer im Saal herab.
„Guten Abend, meine Damen und Herren!“
Mit routinierter Mimik entblößte sie zwei Reihen blendendweißer Zähne.
„Hier ist Worldwide News mit den Abendnachrichten. Ich bin
Catherine Jackson, und das sind unsere Hauptthemen.“
Während ihrer Begrüßungsworte war das Bild von ihrem Gesicht zurück in die Totale gefahren und schaltete jetzt auf die kurzen Trailer zu den wichtigsten Meldungen des Tages um.
„Erdbeben im Pazifik!“, hörte man Catherine Jacksons Stimme aus dem Off, während Bilder einer Küstenregion gezeigt wurden. „Noch keine Angaben über Opfer.“
„Offensive!“ Auf dem Bildschirm fuhr eine Panzerkolonne durch eine Wüste. „Weitere Erfolge gegen die Taliban.“
„Megafusion!“ Der Trailer zeigte Bilder aus dem Inneren der New Yorker Börse. „Samantha Cunningham interviewt John Marks von First Internationals .“
Das Bild schaltete wieder zurück ins Studio, und während danach die Beiträge über das Erdbeben und das militärische Geschehen in Afghanistan liefen, schwoll der Gesprächspegel im Saal erneut an. Solche Meldungen waren heute Abend von nur untergeordnetem Interesse; man wartete auf das Wesentliche. Sobald Catherine Jackson wieder in Großaufnahme erschien, konzentrierte sich alles auf den Bildschirm.
„Zurück nach New York!“, vermeldete sie. „Vor wenigen Tagen wurde eine der größten internationalen Unternehmensfusionen der Geschichte unter Dach und Fach gebracht. Federführend bei den mehr als zweijährigen Vertragsverhandlungen war die
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