AAA - Das Manifest der Macht
First Internationals entwickelte sich weiter, wurde immer größer, bekam immer mehr Anhänger.“
Samantha und John lauschten seinen Worten gebannt und gleichzeitig angewidert. Frank van den Bergh nahm einen Schluck aus dem Wasserglas auf seinem Schreibtisch.
„Oh, wie unachtsam von mir. Wollt ihr vielleicht etwas trinken?“, fragte er höflich.
Samantha und John schüttelten die Köpfe.
„Gut, dann machen wir weiter. Wie ihr euch sicherlich denken könnt, benötigt so ein Geheimbund ein Oberhaupt. Eine Person, die führt und in die richtige Richtung lenkt. Natürlich konnte das bei solchen Gründungsvätern nicht irgendwer sein. Marx legte gleich zu Anfang fest, dass das jeweilige Oberhaupt der Ersten Internationalen unbedingt direkt von ihm abstammen musste. Wenn er geglaubt hatte, dass Blut dicker als Wasser ist – oder sollte ich besser sagen: dass verwandtschaftliche Solidarität gegen die Verlockungen des Geldes gefeit ist? –, dann hatte Marx sich schwer geirrt. Und so leiteten lange Zeit Kinder oder Kindeskinder von Karl Marx diese Vereinigung und damit im Wesentlichen auch die Geschicke der Weltwirtschaft. Immer wieder drängten andere an die Macht und schreckten auch nicht vor Mord zurück. Umso wichtiger wurde es im Laufe der Zeit, seine Nachfahren geheim zu halten, um sie vor unseren internen und externen Feinden zu schützen.“
Frank van den Bergh machte eine bedeutungsvolle Pause.
„Bis dann das letzte Urenkelkind starb, bevor es die Nachfolge antreten konnte. Dein Vater, John.“
John sog hörbar die Luft ein. Das konnte doch nicht wahr sein! Sein Vater hätte das Oberhaupt eines solchen Geheimbundes werden sollen? Hatte er das gewusst?
„Und nein, er wusste nicht, dass er dafür bestimmt war. Er starb kurz bevor sein Vorgänger ebenfalls aus dem Leben schied“, beantwortete Frank van den Bergh Johns Frage, noch bevor er sie ausgesprochen hatte.
„Deshalb hat eben jemand anders diesen Posten übernommen, kommissarisch sozusagen. Du warst damals einfach noch zu klein. Außerdem mussten wir sichergehen, dass du dieser Aufgabe gewachsen bist. Wir sorgten also dafür, dass du in geregelten Verhältnissen aufwachsen konntest und eine entsprechende Ausbildung bekamst. Letztendlich stellte ich dich in dieser Firma ein, um dir höchstpersönlich den letzten Schliff zu verpassen. Und ich muss sagen, du bist mir nicht schlecht gelungen. Die Tage mit der Suche nach deiner Herkunft waren die letzten Prüfungen, die du durchlaufen musstest, um demnächst die Nachfolge anzutreten. Du musst verstehen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als dich nach Europa zu schicken, damit du alles selber herausfindest. Denn hätte ich dich eines Tages in mein Büro zitiert und dir das alles eröffnet, dann hättest du mir wahrscheinlich nicht geglaubt und mir möglicherweise alles vor die Füße geworfen. So warst du schon ein wenig vorbereitet. Tut mir leid, wenn du auf deiner Reise ein paar Unannehmlichkeiten hattest.“
John war sprachlos. Er wusste nicht, was er zu all dem sagen sollte.
„Ein paar Unannehmlichkeiten? Mein Freund Ben ist wahrscheinlich tot!“
„Ja. Leider waren minimale Kollateralschäden nicht vermeidbar.“
Aber Frank van den Bergh war noch nicht fertig und zeigte auf das Buch, das schon die ganze Zeit vor ihm lag.
„Aber zurück zu deiner Aufgabe. Hier steht alles drinnen. Das ist euer Schatz, den ihr gesucht habt. Der Schatz der Kommunisten. Marx und Engels haben zu ihren Lebzeiten angefangen, dieses Buch zu schreiben, und ihre Nachfolger haben es immer weiter vervollständigt. Darin sind alle Geschehnisse niedergelegt, für die die Ersten Internationalen verantwortlich sind. Vom schwarzen Freitag 1929 bis hin zum 11. September und zur europäischen Finanzkrise. Für alles sind wir verantwortlich, und wir sind nur noch wenige Schritte davon entfernt, dass wir die Herrschaft über die Welt übernehmen können. Und du wirst uns dabei helfen. Du wirst uns leiten, die Welt leiten. Denn du, John, bist der Ur-Urenkel von Karl Marx.“
Frank machte eine Pause, nahm den Telefonhörer, drückte eine Taste und wartete.
Als am anderen Ende abgehoben wurde, sagte er nur: „Es ist soweit“ und legte wieder auf.
Samantha und John starrten ihn an.
„Das ist nicht Ihr Ernst“, meldete sich Samantha schließlich zu Wort. „Ich kann das einfach nicht glauben. Das ist der volle Wahnsinn. Alles, an das die Menschen ihr Leben lang geglaubt haben, soll von ihnen und ihren verrückten
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